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Eine Frau vor einem brennenden Wohnhaus in Mariupol
© dpa/AP/Evgeniy Maloletka

Krieg in der Ukraine: Lage in Mariupol wird „unmenschlich“ – was in der Nacht geschah

Fast drei Wochen nach Beginn der russischen Invasion gehen Kämpfe und Angriffe in der Ukraine weiter. In Mariupol werden mehr Tote befürchtet. Ein Überblick.

In der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol steigen unter Beschuss durch russische Truppen die Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung. Nach offiziellen Angaben kamen inzwischen mehr als 2300 Menschen ums Leben.

Am 20. Tag der russischen Invasion wurden neue Angriffe auch aus weiteren Städten gemeldet.

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Ein Überblick über die Ereignisse der Nacht:

  • Noch mehr zivile Opfer in Mariupol befürchtet: Nach Angaben örtlicher Behörden wurden in Mariupol im Südosten der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs 2357 Menschen getötet. Mariupol mit etwa 400.000 Einwohnern ist seit Tagen von russischen Einheiten umzingelt und vom Rest des Landes abgeschnitten. Ein Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andrjuschtschenko, nannte die Lage in der Stadt „unmenschlich“: „Kein Essen, kein Wasser, kein Licht, keine Wärme.“ Er befürchte viel mehr Tote - mit zunehmender Intensität der Angriffe könnte die Zahl der Opfer bis zu 20.000 betragen. Mariupol gilt als Symbol des ukrainischen Widerstands - seit dem Beginn des Krieges im ostukrainischen Donbass 2014 wurden mehrere Versuche prorussischer Separatisten abgewehrt, die Stadt einzunehmen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, bereits drei Tage lang würden 100 Tonnen Lebensmittel, Wasser und Medikamente für Mariupol nicht zur Stadt durchgelassen. Die Regierung in Kiew werde jedoch alles versuchen, um den Menschen zu helfen. Auch Evakuierungsversuche scheiterten bisher weitgehend.
  • In der ukrainischen Hauptstadt Kiew waren am frühen Dienstagmorgen laut Reportern verschiedener Medien mindestens drei starke Explosionen zu hören. Ein AFP-Journalist sah eine Rauchsäule über der Stadt aufsteigen. Aufgrund der nächtlichen Ausgangssperre war der Ort der Explosionen zunächst unklar. Die russische Armee versucht derzeit, Kiew einzukesseln. In der Stadt befindet sich nach wie vor die Hälfte der einst drei Millionen Einwohner. Sie können die Stadt nur noch Richtung Süden verlassen. Die Vororte im Nordosten und Nordwesten sind stark umkämpft. Ein Berater von Präsident Selenskyj sagte am Montag, Kiew bereite sich auf eine „erbitterte Verteidigung“ vor.
  • In der Ukraine funktionierten am Montag nach Angaben aus Kiew nur sieben der geplanten landesweit zehn Fluchtkorridore aus besonders umkämpften Städten und Dörfern. Dabei seien rund 4000 Menschen in sicherere Gebiete gebracht worden, sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk nach Angaben der Agentur Unian. Die meisten Zivilisten - gut 2000 - kamen demnach aus der Region Kiew. Die ukrainischen Behörden warfen Russland zudem vor, Fahrzeuge mit flüchtenden Zivilisten aus dem Ort Hostomel bei Kiew mit Mörsern beschossen zu haben. Dabei seien eine Frau getötet und zwei Männer verletzt worden. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen.
  • Ukraine meldet neun Tote bei Angriff auf Fernsehturm bei Riwne: Bei einem Angriff auf einen Fernsehturm unweit der Großstadt Riwne wurden ukrainischen Angaben zufolge neun Menschen getötet. Durch den Raketeneinschlag seien im Ort Antopil im Nordwesten der Ukraine am Montagmorgen zudem neun weitere Menschen verletzt worden, teilte die regionale Militärverwaltung mit. Getroffen worden sei neben dem Fernsehturm auch ein nahe gelegenes Verwaltungsgebäude. Russische Truppen beschossen Fernsehtürme auch in Kiew und Charkiw.
  • Kriegsgegnerin unterbricht Nachrichten in Russlands Staats-TV: Mit einem Protestplakat und lauten Rufen unterbrach eine Frau die abendliche Hauptnachrichtensendung des russischen Fernsehens. Während der Live-Übertragung am Montagabend sprang die Kriegsgegnerin hinter der Nachrichtensprecherin ins Bild. Sie hielt ein Schild mit den Worten: „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen.“ Dazu rief sie mehrmals laut: „Nein zum Krieg!“ Der Sender schaltete auf einen Videobeitrag um. Nach Medienberichten ist die Frau eine Mitarbeiterin des Staatsfernsehens. In Russland ist es Medien verboten, den russischen Einmarsch in die Ukraine als „Krieg“ oder „Invasion“ zu benennen. Stattdessen ist offiziell von einer „militärischen Spezialoperation“ die Rede.
  • Der ukrainische Präsident Selenskyj will die Schuldigen für die schweren Kriegshandlungen in seinem Land ohne Nachsicht zur Verantwortung ziehen. „Wir arbeiten mit den Partnern an neuen Strafmaßnahmen gegen den russischen Staat“, sagte er in einer Videobotschaft. Russland beginne zu erkennen, dass es mit dem Krieg nichts erreichen werde. „Einen solchen Widerstand hatten sie nicht erwartet. Sie glaubten ihrer Propaganda, die seit Jahrzehnten über uns lügt.“ Das russische Militär sei definitiv verantwortlich für Kriegsverbrechen, für eine „bewusst geschaffene humanitäre Katastrophe“ in ukrainischen Städten, sagte Selenskyj.

Die Orthodoxe Kirche der Ukraine betrachtet den Kampf der ukrainischen Armee gegen das russische Militär nicht als Sünde. „Wir als Volk streben nicht nach dem Tod derer, die unsere Nachbarn sind. Aber da sie in unser Haus gekommen sind, schützen wir unsere Familie, unsere Heimat, unser Land“, wurde Kirchenoberhaupt Metropolit Epifani in der Nacht zu Dienstag von der Onlinezeitung „Ukrajinska Prawda“ zitiert.

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Die ukrainischen Soldaten seien zum Schutz aller Ukrainer da. „Sich zu verteidigen, den Feind zu töten - das ist keine Sünde“, sagte Metropolit Epifani demnach. „Und wer mit dem Schwert zu uns gekommen ist, wird durch dieses Schwert sterben.“

Mehr zum Ukraine-Krieg bei Tagesspiegel Plus:

In der Ukraine soll es neue Versuche geben, Zivilisten aus umkämpften Städten herauszubringen. In Deutschland will sich das Statistische Bundesamt zu den Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auf den Handel zwischen den beiden Ländern äußern. Dabei legt die Wiesbadener Behörde Daten des vergangenen Jahres und vom Januar 2022 zugrunde. (dpa)

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