Nach tödlicher Messerattacke: Krawalle im Flüchtlingslager auf Lesbos
Auf der Insel Lesbos kam es nach dem Tod eines 20-jährigen Mannes zu Ausschreitungen. Es folgten Proteste gegen die menschenunwürdige Unterbringung.
Im und um das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos ist es am Freitag zu Ausschreitungen zwischen afrikanischen und afghanischen Migranten gekommen. Grund war der Tod eines 20 Jahre alten Mannes aus dem Jemen, der am Donnerstagabend erstochen worden war. Die Polizei nahm deshalb einen 27 Jahre alten Afghanen fest. Daraufhin protestierten am Freitag afrikanische Lagerbewohner gegen ihre Unterbringung und die schlechten Zustände im Lager. Sie wurden dabei von afghanischen Migranten mit Steinen beworfen, wie griechische Medien berichteten.
Es ist in diesem Jahr bereits der zweite gewaltsame Tod eines Migranten auf Lesbos. Am Mittwoch war ein Afghane gestorben, der an Silvester Opfer einer Messerattacke geworden war.
Die Lager auf den Inseln Lesbos, Samos, Chios, Kos und Leros sind völlig überfüllt und die Atmosphäre ist entsprechend verzweifelt und aufgeheizt. Aktuell leben dort laut griechischem Bürgerschutzministerium fast 42.000 Migranten. Das Lager Moria ist eigentlich für 1000 Menschen konzipiert, mittlerweile leben dort schon mehr als 10.000.
Jeden Tag kommen weitere Schlauchboote aus der Türkei an. Viele, die das Lager erreichen, müssen auf dem nackten Boden schlafen, ohne Dach über dem Kopf in Kälte und Regen. Unter den Bewohnern sind 40 Prozent Kinder und Jugendliche, davon 1000 Minderjährige ohne Eltern.
Die griechische Regierung hat diese Woche angekündigt, ein Migrationsministerium zu gründen. Außerdem sollen mehr Flüchtlinge aufs Festland geholt und abgelehnte Asylantragsteller zügiger zurück in die Türkei geschickt werden. Ein weiterer Plan der Regierung, auf den Inseln geschlossene Lager zu errichten, stößt bei den Inselbewohnern auf massive Gegenwehr. (Tsp, dpa)