Kurz nach zweiter Impfung: Krankenhauseinweisungen in Israel gehen um 60 Prozent zurück
Israel impft im Rekordtempo. Erhebungen von Krankenkassen legen nahe, dass die Vakzine bei Älteren schon vergleichsweise früh einen Schutz bieten können.
Während in Europa die Kritik am schleppenden Impfstart wächst, vermeldet Israel erste positive Auswirkungen seiner Rekord-Impfkampagne. Es sind jüngste Daten der Krankenkasse Maccabi zur Wirksamkeit des Pfizer-Impfstoffes, der in Israel genutzt wird, die Mut machen.
Demnach verhindert die Impfung schneller als erwartet schwere Fälle von Covid-19-Erkrankungen auch in der Altersklasse der Menschen über 60, die als besonders gefährdet gelten und die zuerst geimpft werden durften.
Die jüngsten Zahlen von Maccabi legen den Schluss nahe, dass die Zahl der Geimpften, die dennoch erkranken und ins Krankenhaus müssen, schon 18 Tage nach der ersten Impfung deutlich sinkt. Und am 23. Tag, also zwei Tage nach der zweiten Impfung, fällt demnach in der Altersgruppe 60 und älter die Zahl derer, die trotz Impfung erkranken und in einer Covid-19-Station behandelt werden müssen, um 60 Prozent. Für ihre Erhebung untersuchte die Krankenkasse Daten von 50.777 Patienten.
„Diese Zahlen sind sehr wichtig“, sagte Galia Rahav, Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Sheba Medical Center, dem größten Krankenhaus Israels, der „Times of Israel“. Schon der Einblick in die Krankenhauseinweisungen von älteren Geimpften sei sehr wertvoll.
Doch Rahav wies auch darauf hin, dass ein Teil des Rückgangs darin begründet sein könnte, dass frisch Geimpfte eher dazu neigen, sich an die Regeln des Lockdowns zu halten.
Folgt man den Zahlen aus Israel, gehen nicht nur die schweren Krankheitsverläufe offenbar durch die Impfung zurück. Auch auf die Zahl der Infektionen scheint die Impfung schnell Auswirkung zu haben. Israels Gesundheitsministerium hatte kurz nach Beginn der Impfkampagne Anfang Januar geschätzt, dass schon zwei Wochen nach der ersten Impfung – die zweite folgt 21 Tage danach – die Zahl der Infektionen bei den Geimpften um etwa 50 Prozent sinkt.
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Clalit, neben Maccabi die größte Krankenkasse Israels, verglich Mitte Januar den Anteil der positiven Corona-Tests unter 200.000 geimpften Israelis im Alter von 60 Jahren und darüber mit der positiven Testrate unter 200.000 Ungeimpften derselben Altersklasse. Das Resultat: Nach zwei Wochen war die Infektionsrate unter denen, die die erste Dosis des Impfstoffs bekommen hatten, um ein Drittel niedriger im Vergleich zu jenen, die auf die Impfung verzichtet hatten.
2,7 Millionen Menschen haben die erste Dosis bekommen
Die Krankenkasse Maccabi hatte nach ersten, vorläufigen Zahlen angegeben, dass die Anzahl der Infektionen drei Wochen nach der ersten Impfung um 60 Prozent gefallen ist, wie die „Times of Israel“ berichtet.
Wie Maccabi weiter mitteilte, wurde bei lediglich 20 von 128.600 Empfängern der zweiten Dosis nach mehr als einer Woche eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt. Von den Infizierten erkrankte demnach niemand schwer, niemand musste ins Krankenhaus.
In rund 56 Ländern sind inzwischen Impfkampagnen angelaufen. Mindestens 64 Millionen Dosen wurden verabreicht. Israel mit seiner Kampagne im Rekordtempo ist das Land mit den meisten Impfungen pro Kopf.
Etwas mehr als neun Millionen Menschen leben in Israel. Gesundheitsminister Juli Edelstein zufolge bekamen bisher etwa 2,7 Millionen Menschen eine erste Dosis des Pfizer-Impfstoffs verabreicht, von diesen erhielten rund 1,3 Millionen auch eine zweite.
Die Krankenkasse Maccabi allein unterhält 85 Impfzentren mit jeweils mehreren Stationen, insgesamt gibt es mehrere Hundert Impfzentren in ganz Israel.
Impfkampagne läuft auch in Israel nicht ganz reibungslos
In Israel bleibt aber ungeachtet eines harten Lockdowns sowie der schnellen und massiven Impfkampagne die Zahl der Neuinfektionen hoch. „Wir sehen nicht den Rückgang, den wir wollten“, sagte Vize-Gesundheitsminister Yoav Kisch dem Armeesender, als am ersten Tag der Woche fast 8600 Neuinfektionen registriert worden waren.
So denkt die Regierung darüber nach, den bis Monatsende geltenden Lockdown um eine Woche auszudehnen. In der Nacht zum Dienstag war bereits der internationale Flugverkehr von und nach Israel vorläufig weitgehend gestoppt worden, um das Einschleppen weiterer Virus-Mutationen zu verhindern. Denn nach offiziellen Angaben war die britische Mutation zuletzt für einen Großteil der Neuinfektionen verantwortlich.
Und auch in Israel läuft die Impfkampagne nicht ganz glatt. Die Zahl der täglich Neugeimpften ging zurück, weil der Impfstoff wegen stockender Lieferungen knapp wurde – obwohl die Regierung schon frühzeitig mehrere Millionen Dosen bei Pfizer und auch Moderna bestellt hatte. Und es gibt Streit um die Impfung in den Palästinensergebieten. Die Autonomiebehörde wirft Israel vor, die Palästinenser beim Impfen zu diskriminieren.