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Frank Ulrich Montgomery, 2019 noch Präsident der Bundesärztekammer, sitzt heute dem Weltärztebund vor.
© Guido Kirchner/dpa

Weltärzte-Präsident Montgomery zu Corona-Maßnahmen: Kontaktreduzierung könnte bis zum Ende der Impfkampagne andauern

Noch sind die Intensivstationen voll mit Covid-19-Patienten, auch wenn die Zahl der Neuinfektionen sinkt. Montgomery plädiert für strengen Infektionsschutz.

Angesichts der Debatte um die Zumutbarkeit der Corona-Maßnahmen plädiert der Vorsitzende des Weltärztebundes für Geduld. "Wenn wir jetzt aufgeben, hat das Virus gewonnen", sagte Frank Ulrich Montgomery dem Tagesspiegel. "Nach wie vor gilt, Kontakte zu vermeiden, ist der wirksamste Infektionsschutz - so lange die Bevölkerung nicht durchgeimpft ist."

Bundesregierung, Länderchefs und Ärzte befürchten, dass sich die mutierten Virusvarianten auch in Deutschland rasant verbreiten. Wie berichtet ist die als britische Mutation bezeichnete Sars-Cov-2-Variante B117 zuletzt in Berliner Kliniken - so an der Charité und in einem Vivantes-Krankenhaus - nachgewiesen worden. Sollte sich die mutierte Virusform ausbreiten, steigen wohl bald die Patientenzahlen wieder.

Zwar ist die Lage auf den Intensivstationen nicht ganz so angespannt wie zum Jahreswechsel, dennoch warnen Klinikärzte vor "Leichtsinn". Viele Intensivmediziner erwarten erst ab April, dass die Kliniken langsam in den Regelbetrieb zurückkehren können.

Viele Krankenhäuser arbeiten seit Wochen in einem angekündigten Notmodus: Reguläre, planbare Operationen wurden verschoben, um Personal und Platz für Corona-Patienten freizuhalten.

Derzeit werden auf Deutschlands Intensivstationen circa 4800 Covid-19-Fälle versorgt, 2700 von ihnen müssen invasiv beatmet werden. Trotz wochenlangen Lockdowns ist die Zahl registrierter Neuansteckungen nur leicht gesunken.

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Wie das Robert-Koch-Institut an diesem Freitag mitteilte, hat es binnen einer Woche 115,3 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner gegeben. Diese sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz sank zuletzt, liegt aber immer noch deutlich höher als die von der Bundesregierung gesetzte Zielmarke von maximal 50.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Freitag, in Deutschland seien inzwischen mehr als 1,5 Millionen Impfungen verabreicht worden; circa 100.000 Bundesbürger hätten sogar schon die zweite Impfung erhalten. Und: 60 Prozent der besonders gefährdeten Seniorenheim-Bewohner seien geimpft, zudem ein "großer Teil" der Pflegekräfte.

Ärzte und Pflegekräfte seien müde, sagte Montgomery, schließlich kämpften viele von ihnen seit fast einem Jahr gegen die Pandemie an. "Doch die Mitarbeiter auf den Station sind ihres Einsatzes eben nicht überdrüssig." Weltärzte-Präsident Montgomery war Radiologe in Hamburg. Er saß in Deutschland der Bundesärztekammer sowie dem Marburger Bund vor, der Gewerkschaft der Klinikmediziner.

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