SPD-Parteivorsitz: Konkurrenz für Nahles
Post aus Flensburg ist selten erfreulich, auch für die SPD nicht. Weil Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange für den Parteivorsitz kandidieren will, bahnt sich der nächste Zwergenaufstand an. Ein Kommentar.
Andrea Nahles als Vorsitzende der SPD? Daran kann doch niemand etwas auszusetzen haben, dachte man in der SPD-Spitze. Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag ist immerhin der Stabilitätsanker in einer krisengeschüttelten SPD. Doch im hohen Norden löst der Plan Widerstand aus, denn es gibt noch eine weitere Kandidatin, die den Vorsitz der SPD übernehmen möchte: Simone Lange. Die nahezu unbekannte Oberbürgermeisterin der Stadt Flensburg tritt ebenfalls zur Wahl an, wie sie in einem Brief an den Parteivorstand ankündigte.
Eine Parteikarriere wie Nahles, die schon Juso-Chefin, Generalsekretärin und Ministerin für Arbeit und Soziales war, kann Lange nicht vorweisen. Aber immerhin gewann sie 2012 in ihrem Flensburger Wahlkreis das Direktmandat und zog in den schleswig-holsteinischen Landtag ein. Seit einem Jahr regiert die gebürtige Thüringerin Flensburg. Parteifreunde sehen in der bürgernahen und offenherzigen „Simone“ eine mögliche Nachfolgerin von Landeschef Ralf Stegner. Um einen schnellen Karrieresprung geht es der Mutter von zwei Kindern bei ihrer Kandidatur aber nicht.
Die Sehnsucht nach "schmerzhaften Debatten"
Ihr Ziel ist es, „den Mitgliedern wieder das Gefühl zu geben, dass sie es sind, die die Stimmung und die Richtung der Partei bestimmen“. Lange ging es grundsätzlich „gegen den Strich“, dass die Parteispitze die Nachfolge von Martin Schulz im Hinterzimmer regeln wollte. Sie werde sich als Vorsitzende der SPD dafür einsetzen, dass zukünftig alle Mitglieder per Urwahl über den Parteivorsitz abstimmen. Bisher können das nur die Delegierten auf einem Parteitag. Ihrer Meinung nach müsse die SPD auch wieder inhaltlich „schmerzhafte Debatte führen“.
Als Lange vor 15 Jahren in die SPD eintrat, gab es bei den Genossen auch erheblichen Diskussionsbedarf. Bundeskanzler Schröder hatte gerade die Agenda 2010 verkündet und den damit verbundenen Abbau des Sozialstaats eingeleitet. Mit der ehemaligen Kripobeamtin an der Spitze soll die SPD wieder eine „stolze Partei der sozialen Gerechtigkeit“ werden. Wenn es nach Lange geht, wird sie diese Transformation selbst einleiten. Als 41-jährige Frau passt sie zum angekündigten personellen Umbruch, den die SPD dringend benötigt. Dass Lange im Duell David gegen Goliath am Ende gewinnt, ist unwahrscheinlich. Aber wer traut sich beim aktuellen Chaos innerhalb der SPD eine Prognose zu? Es wäre nicht der erste Zwergenaufstand, der die Partei in Atem hält.
Paul Schwenn
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