Demonstration von Islam-Gegnern in Köln: "Kögida"-Protestmarsch abgesagt
Nicht nur in Berlin trafen Anhänger und Gegner von "Pegida" am Montagabend aufeinander. In Köln wurde die "Kögida"-Demo durch ein breites Bündnis blockiert, der Dom blieb dunkel. In Dresden versammelten sich allerdings mehr Unterstützer des Anti-Islam-Bündnisses als je zuvor.
Schwarz-rot-goldene Fahnen an meterlangen Stangen wehten über den Bahnhofsvorplatz in Köln-Deutz, als Sebastian Nobile das Wort ergriff. „Der Dom macht das Licht aus, aber wir bringen das Licht der Wahrheit“, rief er der Masse mit den Fahnen entgegen. Die Menge antwortete mit donnernden „Wir sind das Volk“ und „Ahu“-Rufen, dem Schlachtgesang der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ („Pegida“). Nobile hatte die „Pegida“-Demonstration in der Domstadt angemeldet, er ist seit langem Aktivist in der rechten Szene Nordrhein-Westfalens. Am Montag teilte er sich das Mikrofon mit Mitorganisator Marco Carta und Melanie Dittmer, die seit kurzem im Vorstand der rechten Partei ProNRW aktiv ist.
500 Menschen sollten an diesem Abend dem Aufruf des Kölner Abglegers „Kögida“ folgen, so viele wurden zumindest der Polizei angekündigt. Der erste Protestmarsch dieser Art in Köln sollte über die Deutzer Brücke zum Dom, dem Kölner Wahrzeichen, führen und dort mit einer Kundgebung enden.
Dom, Rheinbrücken und Rathaus werden dunkel
Doch ein breites Bündnis bestehend aus mehr als 50 Parteien, Gewerkschaften und Glaubensgemeinschaften verhinderte das. Weil um Punkt 18.30 Uhr aus Protest wie angekündigt die Außenbeleuchtung des Doms erlosch, hätte die Abschlusskundgebung im Dunkeln stattfinden müssen. Im Rahmen der Protestaktion „Licht aus“ blieben auch die Kölner Rheinbrücken, das Rathaus, andere historische Gebäude, die evangelische Antoniterkirche und das Schokoladenmuseum dunkel.
Bis zum Dom kamen die „Pegida“-Anhänger ohnehin nicht. Gegendemonstrationen, die sich unter dem Motto „Kein Veedel für Rassismus“ und „Köln stellt sich quer“ versammelten, fanden so viele Unterstützer, dass der Weg für die „Kögida“-Demonstration blockiert war. „Dresdner Verhältnisse wird es hier nicht geben“, sagte Brigitta von Bülow, die Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat und Mitorganisatorin der Gegendemonstrationen.
In Dresden gibt es mehr und mehr Unterstützer des Anti-Islam-Bündnisses. Nach Angaben der Polizei demonstrierten am Montagabend in der sächsischen Landeshauptstadt rund 18 000 Menschen gegen eine angebliche „Überfremdung“ des Landes durch Ausländer. Es war die elfte und bislang größte Kundgebung von „Pegida“. Zuletzt waren am 22. Dezember 17 500 Menschen dem Aufruf gefolgt. Wie in Stuttgart, Berlin oder Köln gingen aber auch in Dresden Gegner der Bewegung auf die Straße.
Demo im Stehen
Am Rhein wurde der geplante „Pegida“-Protestmarsch zu einer Demonstration im Stehen. Eine Alternativroute konnte auf die Schnelle nicht gefunden werden. Um 19.30 Uhr musste der Veranstalter den Demonstrationszug schließlich absagen, und auch die „Kögida“-Kundgebung am Deutzer Bahnhof löste sich nach und nach auf. Zuvor hatte Organisatorin Melanie Dittmer den wenigen hundert Demonstranten dann aber noch erklärt, warum sie gekommen waren. Verleumdungen und Gewalt hätte man bislang ertragen müssen. Die „Lügenpresse“ und die „Systemmedien“ würden die Unwahrheit schreiben. Aber „Pegida“ stehe für etwas Gutes. „Wir möchten nicht, dass es hier so ist wie in London, wo der meistgewählte Babyname Mohammed ist“, rief Dittmer ins Megafon. Der Islam an sich sei ja nicht schlecht, aber soweit dürfe man es hierzulande nicht kommen lassen.
Dafür bekam die Organisatorin viel Applaus. Man sei froh, dass endlich mal jemand die Wahrheit sagt, heißt es von den Anhängern, die Politiker würden das ja nie tun. Dass die Organisatoren von vielen Experten in der rechten Ecke verortet werden, spielt für die meisten keine Rolle. „Ein paar Deppen gibt es immer, aber die meisten sind hier doch ganz normale Leute“, sagt eine ältere Frau. Ein Mann fühlt seine Interessen überhaupt nur von „Pegida“ wirklich vertreten. Seine Arbeitskollegen seien zwar zu 80 Prozent Türken und die Hälfte seiner Facebook-Freunde Muslime. „Aber“, sagt er, „ich bin hier auf der richtigen Seite.“ (mit dpa)
Jan Guldner