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Das Bild zeigt Kim Yo Jong, die Schwester von Machthaber Kim Jong Un schräg hinter US-Vizepräsident Mike Pence bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele.
© Odd Andersen/AFP

Historische Momente bei Olympia: Kims Schwester steht neben Mike Pence

Politische Annäherung: Kims Schwester Kim Yo Jong wird von Südkoreas Präsident begrüßt und steht bei der Eröffnungsfeier neben US-Vizepräsident Pence.

Das Olympiafeuer auf der koreanischen Halbinsel führt zu politischen Vorgängen, die zuvor nicht denkbar waren. War das Jahr 2017 von Kriegsdrohungen bis hin zum Horrorszenario von einem möglichen Atomschlag geprägt, hat das noch junge Jahr 2018 eine Annäherung zwischen den beiden getrennten Geschwisterstaaten herbeigeführt, die Hoffnung auf eine längerfristige Beruhigung der innerkoreanischen Spannungen nährt.

Mit den bisher höchsten Treffen beider Koreas seit fast zwei Jahrzehnten wollen beide Seiten die Annäherung voranbringen. In historischen Begegnungen begrüßte Südkoreas Präsident Moon Jae In vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele am Freitag im südkoreanischen Pyeongchang die einflussreiche Schwester von Nordkoreas Machthaber, Kim Yo Jong, und das protokollarische Staatsoberhaupt Kim Yong Nam. Als Zeichen für die anhaltenden Spannungen über Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm ging US-Vizepräsident Mike Pence beiden aber demonstrativ aus dem Weg.

Die 30-jährige Schwester von Kim Jong Un ist das erste Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie, das den Süden der koreanischen Halbinsel besucht. Moon sprach kurz mit ihr im Stadion, bevor die Eröffnungsfeier begann. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der ebenfalls an der Eröffnung teilnahm, war im selben Hochgeschwindigkeitszug mit der hohen Funktionärin von Seoul nach Pyeongchang gefahren. Ein Gespräch habe es aber nicht gegeben, hieß es aus deutschen Delegationskreisen.

Steinmeier auf dem Empfang

Vor der Eröffnungsfeier hatte Moon einen Empfang für 200 Staats- und Regierungsgäste gegeben. Außer Steinmeier nahmen auch US-Vizepräsident Pence, Japans Ministerpräsident Shinzo Abe und Chinas Sondergesandter Han Zheng teil. Damit waren erstmals die Spitzenvertreter aller Kontrahenten in dem Konflikt über die nordkoreanische Entwicklung von Atomwaffen und Raketen in einem Raum.

Der US-Vizepräsident schlug allerdings ein anschließendes Abendessen an einem Tisch mit Nordkoreas Vertreter aus. Beide seien sich bei dem Empfang kurz begegnet, hätten aber offensichtlich vermieden, sich ansehen zu müssen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Pence habe den Ort nach fünf Minuten wieder verlassen. Er habe offenbar vermeiden wollen, an dem Tisch von Südkoreas Gastgeber dem nordkoreanischen Staatsoberhaupt Kim Yong Nam gegenübersitzen zu müssen.

Obwohl die Teilnahme von Pence laut Yonhap fest eingeplant war, sagte der südkoreanische Präsidentensprecher, der US-Vizepräsident habe ein separates Dinner mit US-Sportlern vorgehabt. Dass er so früh gegangen sei, bedeute nicht, dass er das Essen boykottieren wollte. Dass Pence aber derart deutlich auf Distanz zu den Nordkoreanern ging, enttäuschte Hoffnungen auf mögliche Gespräche am Rande der Winterspiele. Allerdings hatte auch Nordkorea am Vortag erklärt, an einem Dialog mit der US-Seite nicht interessiert zu sein. In einer Rede beim Empfang äußerte Südkoreas Präsident allerdings die Hoffnung, dass die Annäherung beider Koreas zu Dialog und Frieden führen werde. Mit Blick auf Nordkoreas Vertreter sagte Moon: „Einige von uns hätten nicht die Chance gehabt, im gleichen Raum zusammen zu sein, wenn es nicht wegen der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang wäre.“ Er fügte hinzu: „Am wichtigsten ist es, dass wir hier zusammen sind.“ Das allein sei schon der Start „unseres ersten Schrittes“ in Richtung weltweiten Friedens.

Überraschende Annäherung

Im Zuge seiner überraschenden Annäherungspolitik gegenüber Südkorea hatte Kim Jong Un seine Schwester zu der Eröffnungsfeier in das Nachbarland entsandt. Bei der Begrüßung durch Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon am Flughafen lächelte die 30-Jährige an der Seite des 90-jährigen Kim Yong Nam. Südkoreas Präsident will am Samstag bei einem Mittagessen mit der mächtigen Funktionärin und dem Parlamentschef zu einem längeren Gespräch zusammentreffen.

Der Besuch gilt als Zeichen dafür, dass Kim Jong Un die seit Anfang des Jahres betriebene Annäherung fortsetzen will. Nordkorea hat zu den Spielen auch eigene Athleten geschickt. Als Zeichen der Verbundenheit des geteilten Landes treten die Eishockeyspielerinnen aus dem Süden sogar in einer gemeinsamen Mannschaft mit ihren nordkoreanischen Kolleginnen an. Südkoreanische Medien spekulierten, dass Kim Jong Un auch eine Botschaft an den südkoreanischen Präsidenten übermitteln wolle. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf diplomatische Quellen, Kim könnte womöglich den südkoreanischen Staatschef nach Pjöngjang einladen. Moon Jae In hatte erklärt, die Olympia-Zusammenarbeit nutzen zu wollen, um eine dauerhafte Entspannung auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen.

Kim Jong Uns Schwester Kim Yo Jong, die wie ihr Bruder unter Pseudonym in der Schweiz zur Schule ging, ist eine Senkrechtstarterin in der nordkoreanischen Führungsriege. Sie zählt zu den 20 wichtigsten Personen um Kim Jong Un und ist so etwas wie die rechte Hand ihres Bruders, die dessen öffentlichen Auftritte, Terminkalender und logistischen Bedürfnisse organisiert. Nach außen wirkt sie unscheinbar und adrett. Das entspricht der Absicht des nordkoreanischen Regimes, der Welt während der Spiele ein aufgeschlossenes Bild von sich zu präsentieren, und nicht dasjenige des tödlichen Regimes und der mürrischen und wetterwendischen Spitzengesandten, die in der Vergangenheit schon manchen Annäherungsversuch des Südens sabotierten. mit dpa

Daniel Kestenholz

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