Nordkorea: Vor Olympia-Start: Kim Jong Un provoziert mit Militärparade
Einen Tag vor der Eröffnung der Winterspiele will Nordkorea mit einer Parade die Muskeln spielen lassen. Das Säbelrasseln widerspricht der versöhnlichen Sportdiplomatie. Ein Dialog mit den USA ist nicht vorgesehen.
Einen Tag vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Südkorea hat in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang eine Militärparade begonnen. Mit der Waffenschau will Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un trotz der jüngsten Annäherung an Südkorea militärische Stärke demonstrieren.
Nordkoreas Staatsfernsehen zeigte mit Verspätung Bilder der am Donnerstag abgehaltenen Militärparade. Die Ausschnitte zeigten, wie Machthaber Kim Jong Un die Parade auf dem nach seinem Großvater Kim Il Sung genannten Platz in der Hauptstadt von einem Balkon aus abnahm. Zu sehen waren auch Tausende von Soldaten, die an Kim und zahlreichen Militär- und Parteivertretern im Stechschritt vorbeimarschierten.
Beobachter gingen anhand der Bilder aus Nordkorea davon, dass die Heerschau im Vergleich zu einer großen Parade im vergangenen Jahr erheblich kürzer und weniger umfangreich ausfiel. Auch hatte Nordkorea diesmal auf einen Live-Mitschnitt verzichtet. Details der gezeigten Waffen waren zunächst unklar. Das Atom- und Raketenprogramm des Landes wird in der Region und von den USA als große Bedrohung angesehen.
Südkoreanische Medien spekulierten, Kim könnte angesichts seines plötzlichen Annäherungskurses an Südkorea und der nur einen Tag später beginnenden Olympischen Winterspiele im Nachbarland die Militärparade bewusst kleingehalten haben.
Das Säbelrasseln gegenüber Südkorea und den USA überschattet den Auftritt der nordkoreanischen Sportler an der Seite ihrer südkoreanischen Kollegen bei den Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang. Kritiker sehen darin eine Provokation, die den versöhnlichen Gesten der vergangenen Wochen widerspreche.
70. Jahrestag der Armeegründung
Nordkorea hat diesen Donnerstag erst vor wenigen Wochen und offenbar mit Blick auf die Spiele für die Militärparade ausgesucht, um den 70. Jahrestag der Gründung der Armee des Landes zu feiern.
Nordkoreas Außenministerium unterstrich, dass es kein Interesse habe, die Teilnahme an den Winterspielen für ranghohe Gespräche mit der US-Seite zu nutzen, wie südkoreanische Medien unter Hinweis auf Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA berichteten.
Nordkorea sendet mit Kim Yo Jung die einflussreiche Schwester von Kim Jong Un und Parlamentspräsident Kim Yong Nam als protokollarisches Staatsoberhaupt zur Eröffnung der Spiele am Freitag. Die US-Delegation wird von Vizepräsident Mike Pence angeführt.
Südkoreas Präsident Moon Jae In wird am Rande der Olympischen Spiele Kim Yong Nam sowie die Schwester von Kim Jong Un am Samstag treffen, teilte die südkoreanische Präsidentschaft am Donnerstag in Seoul mit.
Zu ihrem dreitägigen Aufenthalt in Südkorea wird die nordkoreanische Delegation am Freitag mit einem Sonderflugzeug eintreffen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
Nordkorea will nicht mit USA reden
Ein hoher Beamter des Außenministeriums in Pjöngjang sagte: „Wir erklären eindeutig, dass wir nicht bereit sind, während unseres Besuches in Südkorea mit der US-Seite zusammenzutreffen“, wie südkoreanische Medienberichte die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA zitierten. „Wir haben niemals um einen Dialog mit den USA gebettelt.“ Das werde sich auch in Zukunft nicht ändern.
US-Vizepräsident Mike Pence hatte zuvor bislang "härtesten und aggressivsten Sanktionen" seines Landes gegen Pjöngjang angekündigt. Die USA würden die Wirtschaftssanktionen "bald bekanntgeben", sagte Pence am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe in Tokio. "Wir werden unseren maximalen Druck so lange weiter verschärfen, bis Nordkorea konkrete Schritte hin zu einer vollständigen, nachweisbaren und unumkehrbaren Denuklearisierung einleitet." (dpa/AFP)