USA und Nordkorea: Kim Jong Un erwartet Trump zum Gipfel in Vietnam
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist mit dem Zug in Hanoi eingetroffen. Am Mittwoch ist dort ein erstes Treffen mit US-Präsident Trump geplant.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu seinem Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi eingetroffen. Im Mittelpunkt des zweiten Treffens der beiden Staatsmänner stehen am Mittwoch und Donnerstag in der vietnamesischen Hauptstadt die Bemühungen um eine atomare Abrüstung Nordkoreas und mögliche Gegenleistungen der USA.
Nach einer Reise über 4500 Kilometer in seinem Sonderzug stieg Kim am Dienstagmorgen in der Stadt Dong Dang an der Grenze zwischen Vietnam und China ins Auto um und fuhr weiter nach Hanoi. Zweieinhalb Stunden nach der Ankunft in der Grenzstadt traf der Autokonvoi am Melia Hotel in der Hauptstadt sein, wo ein starkes Aufgebot von Sicherheitskräften die Straßen abriegelte.
Trump war am Montag aus Washington aufgebrochen. Nach einem Tankstopp auf der britischen Luftwaffenbasis Mildenhall wurde er am Dienstagabend in Hanoi erwartet. Am Mittwoch wollte Trump zunächst den Präsidenten und den Ministerpräsidenten des Gastgeberlandes Vietnam treffen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, sagte, Trumps erstes Treffen mit Kim sei für Mittwochabend geplant.
Zunächst sei ein kurzes Einzelgespräch Trumps und Kims zur Begrüßung vorgesehen, sagte Sanders. Dann wollten die beiden Staatsmänner zum Abendessen zusammenkommen. Trump werde dabei von Außenminister Mike Pompeo und seinem amtierenden Stabschef Mick Mulvaney begleitet. Am Donnerstag sind weitere Treffen geplant.
Bei der Ankunft an Vietnams Grenze wurden Kim und seine Delegation am Bahnhof von dem mächtigen vietnamesischen Propaganda-Chef und Politbüromitglied Von Van Thuong empfangen. Freundlich winkte Kim in die Kameras und bestieg seine verlängerte Mercedes-Limousine. Zwölf großgewachsene nordkoreanische Leibwächter liefen zunächst neben dem Wagen, als er anrollte, und sprangen dann in dahinter fahrende Jeeps.
In Kims Begleitung waren seine einflussreiche Schwester Kim Yo Jong, die praktisch als seine Stabschefin fungiert, und sein oberster Unterhändler in der Verhandlungen mit den USA, der berüchtigte frühere Geheimdienstchef Kim Yong Chol. Nordkoreas Machthaber legte den Rest der Reise von der Grenze über 160 Kilometer nach Hanoi mit dem Auto zurück, weil die Bahnstrecke nicht für - die von nordkoreanischer Seite aus Sicherheitsgründen geforderte - Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern ausgelegt ist, wie vietnamesische Medien berichteten. Die Autofahrt über die gut ausgebaute Straße sei auch kürzer. Bei der Ankunft in Hanoi war ein gepanzertes Fahrzeug mit einem aufgesetzten Maschinengewehr in Begleitung des Konvois zu sehen.
"Denuklearisierung" - USA und Nordkorea sind sich uneins, was das heißen soll
US-Außenminister Mike Pompeo war zuvor schon in Hanoi eingetroffen. Nach seiner Ankunft nannte er den Gipfel auf Twitter eine „wichtige Gelegenheit“, um auf den Ergebnissen des ersten Treffens in Singapur aufzubauen. Pompeo sprach von verbesserten Beziehungen zwischen den beiden Staaten, von dauerhaftem Frieden und „vollständiger Denuklearisierung“ - also der atomaren Abrüstung Nordkoreas.
Aus dem Weißen Haus hatte es wenige Tage vor dem Gipfel geheißen, es gebe bislang kein gemeinsames Verständnis mit der nordkoreanischen Seite darüber, „was Denuklearisierung ist“. In Singapur hatte Kim seine grundsätzliche Bereitschaft zur „vollständigen Denuklearisierung“ erklärt. Es gab aber keine konkreten Zusagen, bis wann Nordkorea sein Atomwaffen- und Raketenarsenal abrüsten will. Trump stellt dem verarmten, unter strengen Sanktionen leidenden Land im Gegenzug für Abrüstung wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht.
Vor seiner Abreise dämpfte Trump die Erwartungen an einen Durchbruch bei dem Gipfel. „Was passieren wird? Ich kann es Ihnen nicht sagen“, sagte Trump am Sonntag vor US-Gouverneuren. Er gehe davon aus, dass der Gipfel „zu etwas sehr Gutem führen“ werde, vielleicht werde das aber auch nicht der Fall sein. Er betonte die „sehr, sehr gute Beziehung“, die er zu Kim entwickelt habe. „Wir werden sehen, was das bedeutet. Aber er hatte noch nie eine Beziehung zu irgendwem aus diesem Land, und er hatte nirgendwo viele Beziehungen.“
Trump sagte erneut, bei der atomaren Abrüstung Nordkoreas dränge die Zeit nicht, solange Kim auf Raketen- und Atomwaffentests verzichte. „Ich bin nicht in Eile“, sagte er. „Solange es keine Tests gibt, sind wir glücklich.“ Trump betonte, die USA hätten Nordkorea bislang keine Zugeständnisse gemacht. „Wir haben nichts aufgegeben.“ Die Sanktionen gegen Nordkorea seien weiter in Kraft. Auf Twitter schrieb Trump am Montag, er freue sich auf einen „sehr produktiven Gipfel“. (dpa)