Gesetzliche Krankenversicherung: Kassen wieder mit 600 Millionen im Plus
Im vergangenen Jahr waren sie ins Minus gerutscht, jetzt haben die Krankenkassen wieder satte Überschüsse. Der Grund: geringere Ausgaben und höhere Zusatzbeiträge
Die Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen hat sich im ersten Halbjahr 2016 deutlich verbessert. Hatten die Versicherer Mitte 2015 noch ein Defizit von 491 Millionen Euro eingefahren, kamen sie jetzt auf einen Überschuss von 598 Millionen Euro. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres legten sie damit um 1,1 Milliarden zu. Und ihre Reserven betragen immer noch 15,1 Milliarden Euro.
Dass die Töpfe wieder gefüllt sind, hängt nicht nur mit der positiven Lohn- und Beschäftigungsentwicklung zusammen. Zum Jahresbeginn erhöhten die Kassen auch ihre Zusatzbeiträge – im Schnitt um 0,2 Prozentpunkte. Gleichzeitig stiegen die Ausgaben weniger stark als im Vorjahr. Betrug der Zuwachs pro Versicherten 2015 noch 3,9 Prozent, so lag er diesmal bei nur 3,2 Prozent.
Klinikkosten stiegen nur um 2,4 Prozent
Besonders auffällig ist das verringerte Ausgabenplus bei Arzneimitteln. 2015 hatten die Kosten hierfür pro Versicherten noch um vier Prozent zugelegt, im Jahr davor gar um 9,4 Prozent. Jetzt beträgt die Steigerung nur drei Prozent. Für teure Hepatitis-C-Mittel mussten die Kassen dank neuer Vereinbarungen 300 Millionen weniger ausgeben. Und die Rabatterlöse erhöhten sich um knapp zehn Prozent auf 1,81 Milliarden.
Auch die Klinikkosten stiegen vergleichsweise bescheiden – um 2,4 Prozent gegenüber 3,3 Prozent im Vorjahr. Und für Ärzte mussten die Kassen statt 3,9 nur noch 3,7 Prozent drauflegen. Bei den Ausgaben für zahnärztliche Behandlung betrug der Anstieg je Versicherten 2,6 Prozent.
Deutlich höhere Ausgaben für Psychotherapie, Hochschulambulanzen und Hospize
Ein enormes Ausgabenplus gab es allerdings bei zwei Posten. Für ambulante Psychotherapien stiegen die Kosten um 14,3 Prozent, für Hochschulambulanzen um 31,5 Prozent.
Ebenfalls spürbar erhöht haben sich die Ausgaben für Hospize (rund 12 Prozent) und Palliativmedizin (rund 25 Prozent). Allerdings war hier eine bessere Versorgung auch politisch erwünscht.
Verwaltungskostenanstieg von 4,5 Prozent
Allerdings erhöhten sich auch die Verwaltungskosten mit 4,5 Prozent je Versicherten weit stärker als in früheren Jahren. 2015 beispielsweise betrug der Zuwachs hier lediglich ein Prozent.
Der Anstieg sei vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Krankenkassen deutliche stärkere Rücklagen für die Altersversorgung ihrer Beschäftigten gebildet hätten, hieß es. Gleichzeitig sah sich das Gesundheitsministerium zu der Mahnung an die Versicherer veranlasst, "sparsam mit den Beitragsmitteln der Versicherten umzugehen".