Alois Mannichl: Kämpfer gegen rechts führt jetzt Bayerns Grenzpolizei
An diesem Montag nimmt Bayerns Grenzpolizei ihre Arbeit auf. Geleitet wird sie von einem, auf den vor einigen Jahren ein Anschlag verübt wurde: Alois Mannichl.
Es war eine der vielen Pläne, die Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner ersten Regierungserklärung angekündigt hatte: Der Freistaat soll eine eigene Grenzpolizei erhalten. An diesem Montag nimmt nun diese Polizei ihre Arbeit auf, Dienstsitz ist das niederbayerische Passau. Der Leiter des neuen Polizeiverbandes ist kein Unbekannter: Alois Mannichl, zuletzt beim Polizeipräsidium Niederbayern für Verbrechensbekämpfung zuständig, gelangte vor neun Jahren zu öffentlicher Bekanntheit.
Am Abend des 13. Dezembers 2008 stach ihn ein Unbekannter vor seinem Wohnhaus in Fürstenzell bei Passau mit einem Küchenmesser nieder und verletzte ihn schwer. Dabei soll er zu Mannichl gesagt haben: „Schöne Grüße vom nationalen Widerstand. Du trampelst nicht mehr auf den Gräbern unserer Kameraden herum.“ Mannichl war damals Leiter der Passauer Polizei und in der rechtsextremen Szene eine Hassfigur, weil er massiv gegen sie vorging. Das von ihm wiedergegebene Zitat bezog sich wohl auf eine NPD-Behauptung, laut der der Polizist bei einer Veranstaltung am Volkstrauertag auf die Grabplatte eines Kriegstoten gestiegen sei. Die NPD musste diese Textpassage im Internet löschen.
In ganz Deutschland waren die Menschen entsetzt: Verübten Neonazis nun Mordanschläge auf Polizisten, die sie als Feinde betrachteten? Heute mag das nicht mehr so ganz erstaunlich-entsetzlich wirken, doch damals waren die NSU-Morde noch nicht den Terroristen zugeordnet. Bei seiner Entlassung aus der Klinik sagte Mannichl: „Wir lassen uns von diesen Rechtsextremisten nicht einschüchtern.“
Mannichl beschrieb den Täter als sehr großen Mann mit rundem Gesicht und Glatze. Die Polizeiermittler arbeiteten mit Hochdruck. Nur: Es wurde bis heute niemand gefunden. Ein Umstand des Verbrechens wirkte merkwürdig: Auf Mannichl wurde mit einem Küchenmesser aus seinem eigenen Haushalt eingestochen, das vor dem Haus gelegen hatte. Die Neonazi-Szene verleumdete ihn als Lügner und legte den Fall so aus, dass der Täter gar keinen rechtsradikalen Hintergrund gehabt habe. Aufgrund der Schmähungen habe er „die Hölle durchlebt“, sagte Mannichl später. Er blieb ein ebenso besonnener wie hartnäckiger Ermittler, der sich auch mit organisierter Kriminalität befasste.
In seinem Heimatort sitzt er für die „Überparteiliche Wählergemeinschaft“ im Gemeinderat. Bei der neuen Grenzpolizei steht er 500 Beamten vor, die nicht direkt an der Grenze – dafür ist die Bundespolizei zuständig –, sondern dahinter verstärkt kontrollieren sollen. Es ist eine Art ausgebaute Schleierfahndung. Katharina Schulze von den Landtags-Grünen kritisiert, dass damit die Autorität der Bundespolizei untergraben werde: „Keine Extrawurst für CSU und Söder.“