Video in den Ruinen von Butscha und Irpin: Kalush Orchestra will ESC-Hit als „Hymne unseres Sieges“
Nach dem Sieg beim ESC veröffentlicht Kalush Orchestra ein neues Video von „Stefania“ – gefilmt an Kriegsorten. Die Botschaft ist kraftvoll und politisch.
Unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine war der Eurovision Song Contest so politisch wie lange nicht mehr. Auch als ein Zeichen der Solidarität wurde das ukrainische Kalush Orchestra mit seinem Hiphop-Stück „Stefania“ am Samstagabend mit den Stimmen der Zuschauer europaweit zum Sieger gekürt.
Am Sonntagvormittag dann veröffentliche die Band ein neues Video ihres Beitrags, das schon bildnerisch einen direkten Bezug zum Ukraine-Krieg nimmt – die Aufnahmen für den Hintergrund der Handlung stammen der Band zufolge von aktuellen Kriegsschauplätzen in Irpin, Butscha und weiteren Orten, „die unter den Schrecken der russischen Besatzung gelitten haben“. Auch die Botschaft des Videos ist eindeutig politisch.
„Der Film basiert auf wahren Begebenheiten während der russischen Aggression in der Ukraine 2022“, schreibt die Band. Er sei gewidmet dem mutigen ukrainischen Volk, den Müttern, die ihre Kinder beschützten sowie allen, die ihr Leben für die Freiheit geopfert hätten.
„Der Krieg in der Ukraine hat viele Gesichter, aber es ist das Gesicht unserer Mutter, das unsere Herzen in den finstersten Zeiten am Leben hält“, schreiben die Musiker.
„Ich habe das Lied einst meiner Mutter gewidmet, aber als der Krieg ausbrach, hat es viele andere Bedeutungen bekommen“, schreibt Sänger Oleg Psjuk als Einleitung zu dem Video, in dem vor allem Soldatinnen – von Schauspielerinnen dargestellt – zu sehen sind, die Kinder in Sicherheit bringen.
„Obwohl der Krieg in dem Lied nicht erwähnt wird, haben es viele Menschen mit der Bedeutung von 'Mutter Ukraine' assoziiert. Es wurde sogar zur Hymne unseres Krieges erklärt“, schreibt Psjuk weiter.
„Aber wenn 'Stefania' jetzt die Hymne unseres Krieges ist, möchte ich, dass das Lied die Hymne unseres Sieges wird“, wünscht sich der Musiker.
Aufruf zur Unterstützung schon auf der ESC-Bühne
Schon nach ihrem Auftritt beim ESC hatte Kalush Orchestra die Weltgemeinschaft zur Unterstützung aufgerufen. Psjuk sagte auf der Bühne: „I ask all of you: Please help Ukraine, Mariupol, help Asovstal - right now!“ („Ich bitte Euch alle: Helft der Ukraine, Mariupol und den Menschen im Asow-Stahlwerk!“).
Das ESC-Regelwerk untersagt eindeutig „Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur“ auf der Bühne. Im Falle von Kalush Orchestra zeigten die Veranstalter jedoch Nachsicht. „Wir verstehen die starken Gefühle, wenn es dieser Tage um die Ukraine geht, und betrachten die Äußerungen des Kalush Orchestra und anderer Künstler zur Unterstützung des ukrainischen Volks eher als humanitäre Geste und weniger als politisch“, sagte ein Sprecher der Europäischen Rundfunkunion EBU der dpa.