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Die Bewerber für die Nachfolge des britischen Premierminister Cameron: Innenministerin Theresa May, der frühere Bildungs- und jetzige Justizminister Michael Gove und Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom.
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Update

Cameron-Nachfolge nach Brexit-Votum: Justizminister Michael Gove ist aus dem Rennen

Es ist wie in einer Castingshow: Wer die wenigsten Stimmen bekommt, der fliegt - so bestimmen die britischen Konservativen ein Kandidaten-Duo für die Nachfolge von Premier Cameron. Nun hat es Michael Gove getroffen.

Auf der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Premierminister David Cameron haben die britischen Konservativen am Donnerstag die beiden Final-Kandidaten bestimmt. Drei von ursprünglich fünf Politikern waren noch im Rennen: Innenministerin Theresa May, Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom und Justizminister Michael Gove. Die wenigsten Stimmen bekam Michael Gove. Somit stehen Theresa May und Andrea Leadsom als finale Kandidaten der Cameron-Nachfolge fest. May erhielt 199 Stimmen, Leadsom 84. Gove erhielt nur 46 Stimmen.

Zwischen den beiden verbliebenen Bewerbern entscheidet dann bis zum Herbst die Parteibasis, etwa 150 000 Mitglieder. Am Dienstag war bereits Ex-Verteidigungsminister Liam Fox rausgewählt worden, der viertplatzierte Arbeitsminister Stephen Crabb zog seine aussichtslose Kandidatur zurück. Die beiden Ausgeschiedenen haben ihren Anhängern empfohlen, sich hinter May zu stellen. Der neue Parteichef und damit auch Premierminister soll bis zum 9. September feststehen.

David Cameron war zurückgetreten, nachdem sich bei einem Referendum am 23. Juni 52 Prozent der britischen Wähler für den Brexit ausgebrochen hatten. Als klare Favoritin gilt Theresa May, die anders als ihre Konkurrenten gegen den EU-Austritt Großbritanniens war, auch wenn sie sich im Wahlkampf stets EU-kritisch äußerte. Dem für gewöhnlich gut informierten Blog Conservativehome zufolge sind Leadsoms Chancen besser als die von Gove.

Nun gibt es ein Finale unter Frauen. Angesichts ihrer Favoritenrolle sagte May am Mittwoch, sie wolle keine „Krönung“. Sei sei die beste Kandidatin, um in den Austrittsverhandlungen mit der EU gute Bedingungen für Großbritannien zu erreichen und sowohl die gespaltene Partei als auch das Land wieder zu einen. Gove dagegen argumentiert, nun müsse jemand das Ruder übernehmen, der für den Brexit geworben habe.

Theresa May - gemäßigte Remainerin

Theresa Mays große politische Leistung besteht darin, dass sie noch im Amt ist: So lange wie sie hat keiner mehr das Innenministerium seit 1951 geführt – es ist traditionell ein Schleudersitz der britischen Innenpolitik. Die zurückhaltende Entschlossenheit, die dafür notwendig ist, gilt als Merkmal ihres Politstils. „Sie wird mehr bewundert als geliebt“, heißt es über die Tochter eines Pfarrers aus Oxfordshire. Seit 1997 ist May Mitglied des Unterhauses, ihren Ehemann Philipp, einen Banker, hat sie beim Studium in Oxford kennengelernt – angeblich wurden die beiden einander damals von Benazir Bhutto vorgestellt. Ihre Karriere ist so gradlinig verlaufen, dass sie sich aus allen Lagern herauszuhalten vermocht hat.

Und auch ihre Haltung zu EU – sie war eine gemäßigte Remain-Befürworterin, will ihr Land aber gleichzeitig von der Europäischen Menschenrechtskonvention lösen – lässt sie nun als ideale Versöhnungskandidatin erscheinen. Ihre politischen Ziele gehen über die Partei hinaus: Sie will, schrieb sie in der Begründung für ihre Kandidatur, „aus Großbritannien ein Land machen, das für alle funktioniert“. Sie machte aber auch deutlich, dass sie sich an des Ergebnis des Referendums halten wolle: „Brexit ist Brexit."

Andreas Leadsom: Die Unbekannte

Bis zum EU-Votum war die Energie-Staatssekretärin wenig bekannt. Doch während der Kampagne für den Brexit erwarb sie sich mit ihren sachlichen und durchdachten Argumenten Respekt. Nun gilt die 53-Jährige als gefährlichste Konkurrentin für May. Im ersten Auswahlverfahren stimmten 66 Konservative für Leadsom. Unter ihren Unterstützern ist auch der Brexit-Wortführer und Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson.

Die Politikerin sieht den Austritt Großbritanniens aus der EU als große Chance für das Land. Falls sie Premierministerin wird, will sie mit den Austrittsverhandlungen aufs Tempo drücken. Vor ihrer politischen Karriere war Leadsom 25 Jahre lang als Bankerin tätig.

Michael Gove - der Verlierer

Gove, der nun ausgeschieden ist, ist einerseits eine schillernde Figur, wie sich am Donnerstag zeigte: Nachdem er bislang stets von sich gewiesen hatte, jemals Premier werden zu wollen (und auch zu können), zwang er durch einen Coup Johnson zum Abtreten und kandidiert nun selbst auf dem Brexit-Ticket. Den Austritt aus der EU, so sein Slogan, könne nur ein echter Brexiter verhandeln. Andererseits galt der 48-Jährige durchaus als kluger Stratege mit einer klaren Linie. Das bedeutet, dass er die gespaltene Partei wenn nicht einen, so doch befrieden muss.

Dass er von der Bildungsministerin Nicky Morgan vorgeschlagen wurde, einer Remainerin, zeigt, dass er daran schon arbeitet. Der frühere „Times“-Journalist wuchs als Adoptivkind in Aberdeen auf, sein Vater betrieb ein Fischereiunternehmen und studierte in Oxford. Gove, der gern nach Bayreuth zum Wagner-Oper-Hören pilgert, gilt als Ideologe, was bei traditionellen Tories nicht gut ankommt, die gern glauben, Konservative seien Pragmatiker.

Aber der amtierende Justizminister ist eben auch der knallharte EU-Gegner, den viele an der Basis sich als Premier wünschen. Zudem ist er ein glühender Nationalist, der an einem rückwärtsgewandten, geschönten Geschichtsbild hängt, das er als Bildungsminister auch den britischen Schülern verabreichen lassen wollte. Europa sollte in den Lehrplänen nur noch am Rande vorkommen. Seither ist er eine Hassfigur bei Linken und Liberalen.

Seine Vision ist es, Großbritannien von Europa abzukehren und das Land wirtschaftlich stärker auf Asien, Afrika und Südamerika auszurichten. Das Königreich soll so vom wachsenden Wohlstand in den Schwellenländern profitieren – vor allem von der dortigen Mittelschicht, die ihr Geld gern in der Londoner City anlegen darf (einem sicheren Hafen, frei von Brüsseler Regulierungen) und die ihren Nachwuchs gern an britischen Privatschulen ausbilden lassen soll. Daher auch der Drang, die Einwanderungspolitik wieder allein national gestalten zu können.

(mit dpa)

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