Kampf gegen den IS: Jordanien fliegt Großangriff in Syrien
Nach der Verbrennung des jordanischen Piloten durch den IS fliegt das Militär des Königreichs seit zwei Tagen Angriffe auf die Miliz. Die israelische Regierung bietet ihre Hilfe an, was aber gut in die IS-Propaganda passen könnte.
Bombardierte der König höchst persönlich die Terroristen vom „Islamischen Staat“? In jordanischen Medien und im arabischsprachigen Internet machte am Donnerstag ein Bild von König Abdullah II. in Pilotenuniform die Runde. Mittlerweile ist bekannt, dass er keinen Kampfjet bestieg. Die Jordanier schauen dennoch gebannt in den Himmel über dem Nahen Osten. Immer wiederkehrende Eilmeldungen im jordanischen Fernsehen zeigen, was den Menschen in diesen Tagen am wichtigsten ist: „Jordanische Piloten sind nach Einsatz gegen den IS sicher und gesund wieder in Militärbasis zurückgekehrt.“
Nach der Verbrennung des jordanischen Piloten Muas al Kasasba durch Dschihadisten des „Islamischen Staats“, schwor der König im Namen seines Volkes Rache. Nun bombardiert die jordanische Luftwaffe am zweiten Tag in Folge Stellung der sunnitischen Terrormiliz. Die Stadt Raqqa, die der IS als seine Hauptstadt bezeichnet, erlebte am Freitag heftige Bombardements. Unklar blieb zunächst, ob sich auch andere Nationen, vor allem die USA, an den Angriffen auf die Islamisten in ihrer Hochburg beteiligen.
Das jordanische Militär geht sparsam mit Informationen um: „Wir fliegen kontinuierlich Angriffe auf IS-Stellungen“, mehr Details wollte ein Militärsprecher nicht preisgeben. Bewohner von Raqqa schrieben auf Twitter, dass es „die größten Angriffe seit Beginn des Bürgerkrieges“ seien. Gebete, es mögen keine Zivilisten getötet werden, sind im sozialen Netzwerk allgegenwärtig.
Bilden Israel und Jordanien eine Allianz?
Unterstützung im „gnadenlosen Krieg“ gegen den „Islamischen Staat“ bekommt Jordanien aus Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte vor kurzem in einem Gespräch mit König Abdullah, der jüdische Staat sei zum gemeinsamen Kampf bereit. Es gelte, sich mit aller Kraft der „barbarischen Grausamkeit“ der Terrormiliz entgegenzustellen. Das Angebot zur Kooperation kommt nicht überraschend. Netanjahu hat in den vergangenen Monaten mehrfach „die kultivierte Welt“ aufgefordert, entschieden gegen die islamistische Bedrohung vorzugehen. Und erst vor wenigen Tagen kehrte der jordanische Botschafter nach Israel zurück. Er war vor drei Monaten wegen des Streits um die Nutzung des Tempelbergs abgezogen worden.
Fraglich ist jedoch, ob Jordaniens Führung Israels Anti-Terror-Kooperationsangebot offiziell goutieren wird. Netanjahu und Abdullah verbinden zwar gemeinsame Sicherheitsinteressen. Doch in der jordanischen Bevölkerung dürfte eine Zusammenarbeit mit den „Zionisten“ auf wenig Gegenliebe stoßen – selbst wenn es gegen einen gemeinsamen Feind geht. Für die IS-Terroristen könnte eine Allianz zwischen Jordanien und Israel sogar ein weiteres Propaganda-Thema sein.