Angela Merkel: Jetzt muss sie führen
Die Bundeskanzlerin kann nicht mehr wie eine Schäferin der Herde hinterhergehen. Heute muss sie sich vor dem Bundestag zum Haushalt äußern - aber auch zu ihrer Haltung. Ein Kommentar.
Es ist ihr Tag. Der Tag der Angela Merkel. Möchte man meinen. Die Bundeskanzlerin muss sich erklären – wohlgemerkt sich, ihre Politik, ihre Haltung. Zur allgemeinen Lage, weil der Bundeshaushalt des nächsten Jahres im Parlament zur Debatte steht. Und im Besonderen, weil es um Chemnitz, Köthen und die Folgen geht.
Beides, der Etat und der Eklat, hat auf je unterschiedliche Weise gravierende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Einmal, weil immer wichtig ist, welche Prioritäten eine Regierung finanziell setzt. Außerdem, weil die Gesellschaft sich mitten in einem „Rendezvous mit der Globalisierung“ befindet, wie es der große alte Mann der deutschen Politik, Wolfgang Schäuble, in seinem Amt als Bundestagspräsident gesagt hat. Er meint damit vor allem das Thema Flüchtlinge und ihre Integration. Es berührt alles das: Zusammenhalt, Zusammenwirken, Verlustängste, Zukunftshoffnung.
Groß ist die Herausforderung – und groß die Anforderung an Merkel. Persönlich wie politisch. Es geht um die Menschen, die hier leben. Empathie bezeugen! Leidenschaft zeigen! Die Zeiten, da die Bundeskanzlerin wie eine Schäferin der Herde hinterhergehen konnte, nähern sich dem Ende. Im Bundestag, dem Forum der Demokratie, hat Angela Merkel das Wort. Jetzt muss sie führen.