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Für Menschen über 65 ist der Impfstoff AstraZeneca bislang nicht zugelassen.
© dpa/Michael Sohn

Schlechtes Image von Astrazeneca: Jeder Dritte will lieber auf anderen Impfstoff warten

Weil er noch nicht für alle Menschen zugelassen ist, sehen viele den Impfstoff von Astrazeneca skeptisch. Auch viele, die geimpft werden dürften, wollen nicht.

Menschen unter 65 können sich in Deutschland erst einmal nicht mit Biontech- und Moderna impfen lassen – sondern nur mit dem weniger effektiven Vakzin von Astrazeneca. Eine Umfrage zeigt nun, dass fast jeder Zweite lieber noch wartet, um einen der begehrteren Impfstoffe zu bekommen. Schon vor der Zulassung innerhalb der EU haftete dem Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca das Image der zweitbesten Lösung an.

Die Wirksamkeit, das zeigte sich relativ früh in den Zulassungsstudien, war mit um die 70 Prozent zwar gut, aber eben nicht so gut wie bei den Konkurrenzprodukten von Biontech und Moderna. Als dann noch Falschmeldungen aufkamen, laut denen Astrazeneca bei Älteren nur eine Wirksamkeit von acht Prozent erzielen würde, lädierte das das Image zusätzlich.

Und offenbar nachhaltig: So scheint es eine große Skepsis unter anderem bei medizinischem Personal zu geben, das sich zu großen Teilen offenbar lieber erst einmal gar nicht gegen Corona impfen lässt als mit Astrazeneca. Ein Trend, der sich auch in der Allgemeinbevölkerung wiederspiegelt, wie eine Civey-Umfrage im Auftrag von Tagesspiegel Background zeigt.

Laut der ist bloß ein Drittel der unter 65-Jährigen derzeit entschlossen, sich mit Astrazeneca impfen zu lassen – und nicht zu warten, bis Biontech oder Moderna für sie verfügbar ist.

Laut der aktuellen Corona-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums sollen Menschen unter 65 zunächst vorrangig mit Astrazeneca geimpft werden, Ältere hingegen mit Biontech oder Moderna. Dies geht zurück auf eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission, die aufgrund mangelnder Datenlage keine ausreichende Evidenz dafür sieht, dass Astrazeneca bei Älteren genauso wirkt wie bei allen anderen Menschen – die europäische Zulassungsbehörde kam hier zum gegenteiligen Ergebnis.

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Allerdings gilt der faktische Ausschluss von Biontech und Moderna für unter 65-Jährige laut Verordnung nur in der höchsten Priorisierungsstufe: Über 65-Jährige sollen, heißt es dort, „vorrangig“ mit Astrazeneca versorgt werden. Allerdings kann dies bei weiterem Mangel an den mRNA-Impfstoffen auch für die weiteren Priorisierungsstufen gelten. Ein Wahlrecht auf einen Impfstoff gibt es bislang nicht – zumal in einer späteren Phase der Impfkampagne in Hausarztpraxen in aller Regel Astrazeneca oder andere bis dahin zugelassene, leichter zu lagernde Impfstoffe verimpft werden dürften. 

Ein Wahlrecht auf einen Impfstoff gibt es nicht

Direkt spürbare Auswirkungen haben die Bestimmungen der Verordnung derzeit auf unter 65-Jährige, die sich in der höchsten Priorisierungsstufe befinden: Dazu gehören Pflegekräfte, medizinisches Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen, Rettungsdiensten, Palliativstationen, Impfzentren sowie in der Onkologie und der Transplantationsmedizin. Am vergangenen Wochenende gab es aus dem Bereich ernüchternde Berichte.

Da nämlich beklagte die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU), dass bei einer „Sonderimpfung im medizinischen“ Bereich mehr als die Hälfte von 200 zur Impfung angemeldeten Personen nicht erschienen seien, ohne den Termin abzusagen. Bachmann vermutete, dass dies mit der schlechteren Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffes zusammenhängen könnte. Das sei „kein Wunschkonzert“, so die Ministerin frustriert.

Mehr Impfdosen im 2. Quartal

Damit könnte Bachmann, ungewollt, den springenden Punkt getroffen haben: Noch ist das verabreichte Vakzin tatsächlich kein „Wunschkonzert“, allerdings könnte sich dies perspektivisch ändern. Schließlich soll die Liefermenge von Biontech-Impfungen im zweiten Quartal deutlich anziehen, bis zu 40 Millionen Impfungen könnten laut Bundesgesundheitsministerium dann möglich werden. In der gleichen Zeit könnte die Zulassung des Tübinger Curevac-Impfstoffes folgen, ebenfalls ein mRNA-Impfstoff, bei dessen Produktion der Pharmariese Bayer einsteigen will.

Auch der Impfstoff von Johnson&Johnson befindet sich auf der Zielgeraden und könnte schon Mitte März in der EU zugelassen werden, wie gestern mitgeteilt wurde. Und in Russland lieferte gerade „Sputnik V“ Ergebnisse, die beim Wirkungsgrad Astrazeneca zu überflügeln scheinen und mit Moderna und Biontech mithalten können. Kurz: Die Aussicht, dass bald soviel hochwirksamer Impfstoff zur Verfügung steht, um auf Astrazeneca verzichten zu können, ist auch für Jüngere alles andere als unrealistisch. 

Ältere wollen nicht warten

Jeder Dritte bejahte in der Civey-Umfrage (5.000 Teilnehmer, statistischer Fehler 2,5 Prozent) dann auch die Frage, ob er oder sie „erst einmal länger ungeimpft bleiben“ würde, um auf andere Impfstoffe als Astrazeneca zu warten – mit jenen, die „eher ja“ als Antwort angaben, stieg dieser Anteil auf 50 Prozent. „Auf keinen Fall“ oder „eher nicht“ warten wollen gerade einmal 30 Prozent. Besonders trifft dies bei den Älteren zu.

[Lesen Sie hier einen Kommentar zum Thema: Skepsis gegenüber Corona-Impfstoff - dann gebt doch Astrazeneca für alle frei!]

So sagt fast die Hälfte der 50- bis 64-Jährigen, dass sie lieber warteten, bei den 18- bis 29-Jährigen ist es nur ein Drittel. Allerdings ist bei den Jüngsten auch der Anteil derer größer, die sich indifferent gegenüber der Frage zeigen: 31 Prozent sagen, sie betreffe das Thema nicht. Hier könnte sich niederschlagen, dass Jüngere noch am längsten warten müssen, bis eine Impfung für sie angeboten wird, sie außerdem am wenigsten durch Covid-19 gefährdet sind, sofern sie nicht vorerkrankt sind.

Einen deutlicher Unterschied zeigte sich in der Umfrage auch zwischen Männern und Frauen. So sind Männer offenbar weit seltener bereit, auf einen anderen Impfstoff zu warten: 47 Prozent der Befragten antworteten entsprechend. Bei den Frauen hingegen waren es 54 Prozent. (mit dpa)

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