Flüchtlingspolitik der EU: Italien will Leichen von Flüchtlingen aus Schiffswrack bergen
Italien macht Druck, um eine Änderung in der Flüchtlingspolitik der Europäischen Union zu erreichen. Regierungschef Matteo Renzi kündigte an, die Leichen Hunderter Flüchtlinge aus dem Mittelmeer bergen zu lassen. Die Welt solle sehen, was dort geschehen ist, sagte er.
Italiens Regierung hat angekündigt, Hunderte Leichen von Flüchtlingen aus einem Schiffswrack im Mittelmeer zu bergen. Damit reagiert das Land auf Widerstand in der Europäischen Union gegen eine Quote zur gerechten Verteilung von Flüchtlingen.
"Wir werden an den Meeresgrund gehen und dieses Boot bergen", sagte Regierungschef Matteo Renzi im italienischen Fernsehen. "Dort unten sind 500 bis 600 Leichen. Wir haben einen Roboter der Marine geschickt, der entsetzliche Bilder geliefert hat."
"Die ganze Welt soll sehen, was geschehen ist", sagte Renzi. Mit der Bergung der Leichen woll er bewirken, "dass diejenigen, die vorgeben, nichts gesehen zu haben, damit aufhören". Die Bergung werde zwischen 15 und 20 Millionen Euro kosten. "Ich hoffe, die Europäische Union bezahlt, wenn nicht, machen wir das", sagte Renzi.
Untergang im April
Das Flüchtlingsboot mit vermutlich Hunderten Flüchtlingen an Bord war Mitte April bei einem der bislang schlimmsten Unglücke dieser Art im Mittelmeer gekentert. Nur etwa 24 Leichen waren nach dem Unglück geborgen worden, 28 Menschen überlebten die Katastrophe. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Catania hatte vor einigen Tagen mitgeteilt, sie werde das kurz zuvor lokalisierte Wrack nicht bergen, da dies für die Ermittlungen nicht notwendig, teuer und langwierig sei.
Der Untergang des Schiffes vor der libyschen Küste hatte den dringenden Handlungsbedarf angesichts der Flüchtlingskrise im Mittelmeer deutlich gemacht, die EU setzte einen Sondergipfel an.
Quote umstritten
Vorige Woche stellte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sein Vorhaben vor, die Flüchtlinge künftig mit einer Quote gerechter auf die EU-Mitgliedstaaten zu verteilen, um die Mittelmeeranrainer wie Italien und Griechenland zu entlasten. Etwa
ein Dutzend Mitgliedstaaten, darunter Großbritannien, Frankreich, Spanien und Ungarn, lehnen das Vorhaben jedoch ab. (AFP, dpa)