Nach Schließung der Balkanroute: Italien rettet 1850 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer
Wie die Küstenwache in Italien meldet, sind 1850 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet worden. Die Behörden rechnen damit, dass der Seeweg nach der Schließung der Balkanroute wieder häufiger genommen wird.
Zwischen Libyen und Sizilien sind am Montag 1850 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer aufgegriffen worden. Wie die italienische Küstenwache mitteilte, rettete eines ihrer Schiffe 740 Insassen von zwei kleinen Flüchtlingsbooten. Weitere 255 Flüchtlinge, die sich auf zwei Schlauchbooten befanden, gelangten an Bord eines italienischen Marineschiffs. Ein vom Operationszentrum der Küstenwache umdirigiertes Handelsschiff nahm demnach 117 Flüchtlinge auf.
Der an der EU-Operation beteiligte Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main" der Bundeswehr griff 738 Migranten und Flüchtlinge auf, die sich an Bord von zwei Kähnen und einem kleinen Boot befanden. Vor zwei Wochen waren im selben Gebiet bereits fast 1600 Flüchtlinge aufgegriffen worden.
Die italienischen Behörden rechnen damit, dass die Schließung der Balkanroute zwischen Griechenland und Nordwesteuropa mehr Flüchtlinge dazu ermutigen wird, Italien auf dem Seeweg von Libyen aus zu erreichen. Den Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) von Ende März zufolge sind seit Jahresbeginn rund 17.500 Menschen über das Mittelmeer nach Italien gelangt.
EU-Abgeordnete wollen Neuansiedlungen in allen EU-Ländern
Die EU-Abgeordneten wollen ein neues Asylsystem für die Europäische Union. In einem am Dienstag in Straßburg diskutierten Bericht werden alle 28 EU-Regierungen zu Solidarität aufgefordert: Die bereits vereinbarte Umsiedlung von insgesamt 160 000 Flüchtlingen müsse tatsächlich erfolgen, auch müsse es ein EU-weites „Neuansiedlungsprogramm mit verpflichtender Teilnahme aller Mitgliedstaaten“ geben, heißt es darin.
Die EU müsse „eine bedeutende Zahl“ von Flüchtlingen ansiedeln, um illegale Migration zu verhindern. In dem Bericht der christdemokratischen Abgeordneten Roberta Metsola (Malta) und der Sozialdemokratin Kashetu Kyenge (Italien) wurde auch eine Reform der sogenannten Dublin-III-Verordnung gefordert.
Dieses System, wonach das EU-Land der ersten Einreise für die Prüfung eines Asylantrags zuständig ist, berücksichtige nicht den besonderen Migrationsdruck, der auf Staaten wie Italien und Griechenland laste. In dem Bericht, für den breite Zustimmung des Parlaments als sicher galt, wird keine konkrete Lösung empfohlen. Allerdings wird eine zentrale Zuständigkeit der EU zur Diskussion gestellt. „Schnell und leicht lässt sich die Migrationskrise nicht lösen“, sagte Metsola. (AFP, dpa)