Vor der Bundestagswahl: Ist Merkel der Sieg noch zu nehmen?
Angela Merkel liegt sechs Wochen vor der Bundestagswahl weit vor Martin Schulz. Ist schon alles entschieden? Der Radio-Eins-Dienstagskommentar.
Es sieht so aus, als ob das Rennen um Platz Eins schon entschieden ist. Aber mal ehrlich: Soll das jetzt noch sechs Wochen so weitergehen? Herr Schulz ruft nach mehr Gerechtigkeit, Die Linkspartei will noch mehr davon. Die Grünen retten das Klima, die AfD pflegt ihre Vorurteile. Herr Lindner von der FDP, der ist jetzt wieder verfügbar. Und Frau Merkel – tja, was eigentlich will sie so richtig?
Herzlich Willkommen, kann man da nur sagen. Herzlich Willkommen im Wahlkampf der Langeweile. Hatte uns Frau Merkel nicht einen ihrer härtesten Wahlkämpfe angekündigt? Na ja, wir hatten da von Anfang an unsere Zweifel. Sie regiert das Land ganz leidlich und hält uns die Krisen der Welt vom Leib. Und er, der Herausforderer, der will zwar nicht alles anders machen, wenn er Kanzler wird. Aber das dann auf jeden Fall besser.
Was soll da hart werden? Sie gewinnt. Und er? Ich sage nur: Steinmeier und Steinbrück. Jeden Krimi mit dieser Story würde man sofort abschalten.
Aber da gäbe es noch was, worüber es lohnt sich auseinanderzusetzen. Sehr konkret und von allergrößter Wichtigkeit für unsere Zukunft.
Die Rede ist vom Auto, klar. Deutschland ist das Autoland Nummer Eins.
Reden wir also über Mobilität
Wahrscheinlich leben mehr als eine Million Familien mehr oder weniger von der Autoindustrie – nicht nur in Wolfsburg und Ingolstadt. Und nicht nur das. Wir fahren mit den Karossen in Urlaub, Millionen pendeln jeden Tag zur Arbeit, Kinder werden zur Schule kutschiert und Handwerker, die Eimer und Farbe mit dem Fahrrad zur Baustelle schaffen, sind auch eher selten.
Und selbst die, die nicht aufs Auto setzen, sind betroffen. Sehr konkret. Von Abgasen und Giften, die unsere Städte zunehmend verpesten.
Reden wir also über Verkehr, über saubere Luft und über Jobs, neudeutsch: Mobilität. Denn das ist es, was uns alle angeht. Ob wir nun im Stau stehen, uns auf Fahrradwegen drängeln oder auf die S-Bahn warten, die mal wieder nicht kommt.
Spätestens, seit Volkswagen & Co. Der größte Massenbetrug der Neuzeit geglückt ist und die Politik immer irgendwie dabei war, ahnt jeder: So kann es nicht weitergehen. In den nächsten Jahren müssen in Deutschland die Weichen gestellt werden für einen Verkehr, der uns nicht ersticken lässt und der unseren Wohlstand sichert.
Worüber sonst, wenn nicht darüber, sollte in diesem Wahlkampf gestritten werden?
Die FDP kann nun zeigen, was sie drauf hat
Wenn die SPD sagt, eine Quote für Elektroautos ist der richtige Weg, dann soll sie die Fragen der Kritiker beantworten:
Wo soll der Strom herkommen und mit welchen Autos sollen wir in Zukunft in den Urlaub nach Italien fahren, wenn dort nicht an jeder Tankstelle eine Ladesäule steht?
Und Frau Merkel – ihr darf man nicht durchgehen lassen, dass sie zwar zur Quote Nein sagt, aber ein eigenes Konzept nicht vorlegt.
Das gleiche gilt übrigens auch für die kleinen Parteien. Statt sich heimlich für Winfried Kretschmann aus Stuttgart zu ärgern, der den Diesel und den Daimler retten will, hätte man gern mal einen durchdachten Plan der Grünen für den Umstieg auf moderne Antriebssysteme gesehen.
Und die FDP kann jetzt mal zeigen, was sie wirtschaftspolitisch so draufhat, statt flotte Sprüche auf ihre Plakate zu drucken.
Auto, Verkehr, saubere Luft, Jobs: Das sind Themen, die mit Gerechtigkeit zu tun haben, mit Umweltbewusstsein, mit dem Schutz von Eigentum und vor allem mit der wirtschaftlichen Grundlage des Landes.
Themen, die diesen Wahlkampf bestimmen sollten. Zeit genug, um ihre Pläne den Wählern zu präsentieren, ist ja noch.
Denn Wahltag ist erst in sechs Wochen.
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