Drei Forscher erkrankten im November 2019 schwer: Ist doch ein Laborunfall der Ausgangspunkt der Pandemie?
Ein Bericht des US-Geheimdienstes liefert neuen Stoff für Spekulationen über den Ursprung des Virus. China spricht von einer „kompletten Lüge“.
Woher stammt das Coronavirus? Eine Frage, die seit mehr als einem Jahr für Diskussionen sorgt. Die ersten Infektionen mit dem Coronavirus wurden offiziell Ende 2019 in Zusammenhang mit einem Tiermarkt in Wuhan festgestellt. Im März 2021 legte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihren Abschlussbericht zu ihrer Expertenmission in Wuhan vor. In dieser geht sie von einer Übertragung auf den Menschen durch einen Zwischenwirt aus.
Von einer Fledermaus sei der Erreger „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“ auf ein anderes Tier und von diesem schließlich auf den Menschen übergegangen. In ihrer Studie war die WHO außerdem zu dem Schluss gekommen, dass das Coronavirus außer in Fledermäusen auch in Schuppentieren seinen Ursprung haben könnte.
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Das „Wall Street Journal“ berichtet unter Berufung auf einen US-Geheimdienstbericht, dass das Coronavirus doch einem chinesischen Labor entsprungen sein könnte: Bereits in den letzten Tagen der Trump-Regierung war durch ein Informationsblatt des US-Außenministeriums bekannt geworden, dass Forscher des virologischen Instituts in Wuhan im Herbst 2019, also noch vor dem offiziellen Corona-Ausbruch in China, an covid-19 ähnelnden Symptomen erkrankt waren.
Während die Trump-Regierung auf die Theorie drängte, dass die Pandemie im Wuhaner Institut begann, forderte die Administration von Joe Biden weitere Untersuchungen zum Ursprung des Virus.
US-Regierung wollte sich nicht zu Bericht äußern
Dass „Wall Street Journal“ berichtet nun, dass drei Forscher im November 2019 so schwer erkrankt gewesen seien, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Diese Details gehen demnach aus einem bislang noch nicht veröffentlichten Bericht des US-Geheimdienstes hervor. Der November 2019 ist in etwa der Zeitpunkt, an dem viele Epidemiologen und Virologen den Beginn des Sars-CoV-2-Virus vermuten.
Die US-Regierung unter dem demokratischen Präsidenten Joe Biden habe sich zu diesem Geheimdienstbericht nicht äußern wollen, versicherte jedoch, dass alle realistisch in Frage kommenden Theorien über den Ursprung der Pandemie von der WHO und anderen internationalen Experten untersucht werden sollten.
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China sprach dem Bericht des „Wall Street Journals“ jeglichen Wahrheitsgehalt ab. Es handele sich um eine „komplette Lüge“, zitierte die chinesische Staatszeitung „Global Times“ den Chef des Wuhaner Instituts, Yuan Zhiming, am Montag.
Bislang hatte die WHO die These, dass das Virus aus einem Labor entwichen sei, als extrem unwahrscheinlich bezeichnet. Jedoch kritisierte sie auch die mangelnde Kooperation Chinas. So bemängelte sie unter anderem, dass das Wuhan-Institut keinerlei Rohdaten, Sicherheitsprotokolle und Laboraufzeichnungen mit Coronaviren bei Fledermäusen geteilt habe. Vorwürfe, mit der Mission der WHO in Wuhan nicht ausreichend kooperiert zu haben, wies China jedoch zurück.
Auch hatte das sozialistische Land wiederholt bestritten, dass das Virus aus einem seiner Labors entsprungen sei. Vielmehr bestünde auch die Möglichkeit, dass das Virus außerhalb Chinas entstanden sein könnte, etwa in dem amerikanischen Labor auf der Militärbasis Fort Detrick in Maryland.
China hatte die WHO dazu aufgefordert, frühe Coronavirus-Ausbrüche in anderen Ländern zu untersuchen. Diese Theorie hält ein Großteil der Wissenschaftler jedoch für äußerst abwegig; stichhaltige Hinweise gibt es nicht.
WHO berät zu Ergründung des Corona-Ursprungs
David Asher, ein ehemaliger Mitarbeiter des Außenministeriums, der eine Taskforce zur Untersuchung des Virus-Ursprungs leitete, sagte dem „Wall Street Journal“ in Bezug auf die neuen Informationen zu den erkrankten Wissenschaftlern, dass er eine gewöhnliche Grippe für höchst unwahrscheinlich halte. „Ich denke nicht, dass drei Personen unter strengen Labor-Bedingungen gleichzeitig erkranken.“
Brisant ist, dass der US-Geheimdienstbericht ausgerechnet kurz vor der Jahrestagung der WHO publik geworden ist. Am Montag ist die WHO zusammengekommen, um über das weitere Vorgehen in der Ergründung des Corona-Ursprungs zu beraten.
Bei der Tagung sollen außerdem die Weichen für einen Pandemievertrag gestellt werden. Ziel ist etwa, Staaten zu besserem Informationsaustausch zu verpflichten, damit bei Gefahren früher Alarm geschlagen und eine Virusausbreitung rund um den Globus verhindert werden kann.
Auch deutsche Politiker zeigten sich alarmiert durch die neu gewonnen Erkenntnisse. So erklärte Michael Theurer, der Vize-Chef der FDP-Bundestagsfraktion gegenüber der „Bild“: „Ich erwarte heute von der WHO vor dem Hintergrund der neuen schweren Verdachtsmomente sehr konkrete Entscheidungen über einen Zeit- und Maßnahmenplan, wie sie eine schonungs- und lückenlose Aufklärung über den Corona-Ursprung sicherstellen will. Das Virus hat weltweit zu viele Opfer gekostet, um die Wahrheit einfach unter den Teppich kehren zu können.“ (tsp/dpa)