Impfungen während des Unterrichts: Israel will Schulen trotz steigender Infektionszahlen kommende Woche öffnen
Israel will mit Impfungen und Test an Schulen den Präsenzunterricht sichern. Vor Beginn des neuen Schuljahres werden deshalb Daten über Immunität gesammelt.
Trotz massiv steigender Infektionszahlen will Israel die Schulen wie geplant in der kommenden Woche öffnen - und hat dafür neue Maßnahmen ergriffen: Schülerinnen und Schüler sollen sich während des Unterrichts gegen das Coronavirus impfen lassen können, wie die Regierung am Montag mitteilte. Voraussetzung sei das Einverständnis der Eltern.
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Die Schule solle am 1. September wieder starten, betonte die Regierung. Kinder unter zwölf Jahren müssten am ersten Tag die Einwilligung der Eltern zu einem Corona-Test vorlegen. Bisher haben etwa 30 Prozent der 12- bis 15-Jährigen zwei Impfungen erhalten, deutlich weniger als im Schnitt der Bevölkerung.
Vor dem Beginn des neuen Schuljahres hat Israel rund 1,5 Millionen Kinder im ganzen Land zu Corona-Antikörpertests eingeladen. Am Sonntag begannen die Tests bei Kindern zwischen drei und zwölf Jahren - einer Altersgruppe, für die eine Corona-Impfung noch nicht empfohlen wird. Die Tests sollen Aufschluss darüber geben, wie viele Kinder durch nicht registrierte Infektionen bereits einen Schutz gegen das Virus aufgebaut haben.
Das Testprogramm ist ein gemeinsames Projekt der Ministerien für Gesundheit und Bildung sowie der israelischen Armee. Kinder, die ausreichend Antikörper aufweisen, müssen sich nach dem Kontakt mit einem Corona-Patienten künftig nicht in Quarantäne begeben. Dadurch hofft das Bildungsministerium, den Präsenzunterricht im kommenden Schuljahr aufrecht erhalten zu können.
"Soziale und emotionale Schäden" bei Kindern durch Schulschließungen
In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung des Jerusalemer Rathauses rief Bürgermeister Mosche Leon Eltern dazu auf, ihre Kinder zu dem kostenlosen 15-minütigen Test zu begleiten, bei dem über einen Stich in den Finger das Blut untersucht wird.
Wie das Armeeradio am Sonntag berichtete, hatte ein Pilotprogramm in ultraorthodoxen jüdischen Gemeinden in der vergangenen Woche ergeben, dass etwa ein Fünftel aller getesteten Kinder Antikörper gegen das Virus entwickelt haben.
Obwohl die Corona-Fälle in den vergangenen Wochen wieder anstiegen, will Israels Regierung eine Verschiebung des Schulstarts am 1. September um jeden Preis verhindern. Die Schulschließungen im vergangenen Jahr hätten bei einigen Kindern "soziale und emotionale Schäden" verursacht, erklärte das Bildungsministerium im Juli.
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Israel hat seit Pandemie-Beginn fast 980.000 Infektionen und mehr als 6700 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Mehr als 5,4 Millionen Menschen - also rund 58 Prozent der Bevölkerung - wurden zweimal gegen das Virus geimpft. Etwa 1,2 Millionen erhielten bereits eine dritte Dosis.
Laut israelischem Gesundheitsministerium wurden am Sonntag 6467 Neuinfektionen registriert, 1142 Menschen mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Israel war eines der ersten Länder, das die Pandemie zwischenzeitlich mit einer schnellen Impfkampagne weitgehend unter Kontrolle gebracht hatte. Mit der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante hat die Zahl der Infektionen aber wieder deutlich zugelegt. (AFP)