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Ein Artilleriegeschütz der israelischen Streitkräfte feuert auf Ziele im Gazastreifen.
© AFP
Update

Gaza-Konflikt: Israel mobilisiert 16 000 weitere Reservisten

Israel hat die Zahl der mobilisierten Reservisten um weitere 16 000 auf 86 000 erhöht. Gleichzeitig soll der Militäreinsatz im Gazastreifen ausgeweitet werden. Zuvor waren bei einem israelischen Luftangriff auf einen Markt in Gaza offenbar 15 Menschen gestorben.

Zwei Wochen nach Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen hat die israelische Armee 16 000 weitere Reservisten mobilisiert. Der israelische Rundfunk meldete am Donnerstag, sie sollten zur Entlastung der kämpfenden Truppen eingesetzt werden. Die Zahl der einberufenen Reservisten belaufe sich damit insgesamt auf 86 000. Das israelische Sicherheitskabinett habe die Armee am Mittwoch angewiesen, den Militäreinsatz im Gazastreifen noch auszuweiten.

Zuvor waren bei Angriffen der israelischen Streitkräfte auf Ziele im Gazastreifen erneut etliche Menschen getötet worden. Am Mittwoch starben nach palästinensischen Angaben 15 Menschen bei einem Luftangriff auf einen gut besuchten Markt in Schedschaija, einem Vorort von Gaza-Stadt. 150 weitere wurden verletzt. Israel hatte unmittelbar zuvor eine vierstündige Waffenruhe ausgerufen, die allerdings nicht in Gebieten gelten sollte, in denen bereits Soldaten im Einsatz waren.

"Schwerer Vorstoß gegen das internationale Recht"

Bereits in der Nacht zu Mittwoch waren beim Beschuss einer Schule der UN- Hilfsorganisation UNRWA im Flüchtlingslager Dschabalia mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen, wie ein Sprecher der palästinensischen Rettungsdienste mitteilte. Palästinensische Medien berichteten von 20 Toten.

Das UN- Hilfswerk warf Israel daraufhin einen „schweren Verstoß gegen das internationale Recht“ vor. „Ich verurteile in der schärfsten möglichen Form diese schwere Verletzung des internationalen Rechts durch die israelischen Streitkräfte“, erklärte der UNRWA-Leiter Pierre Krähenbühl am Mittwoch. DRK-Präsident Rudolf Seiters sagte der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“, es sei sicher so, „dass auf beiden Seiten Verletzungen des humanitären Völkerrechts erkennbar sind. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel ist nicht in jedem Falle gewahrt“.

Mehr als 1200 Tote im Gazastreifen laut Gesundheitsministerium

Das UNRWA verwaltet mehr als 80 Schulen im Gazastreifen. Angesichts israelischer Aufforderungen zum Verlassen bestimmter Angriffszonen haben tausende Palästinenser in den Schulen Zuflucht gesucht. Bereits am 24. Juli waren bei einem israelischen Angriff auf eine UNRWA-Schule bei Beit Hanun mindestens 15 Menschen getötet und 200 verletzt worden. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli starben nach neuesten Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 1283 Menschen, etwa 7200 wurden verletzt.

Der seit 23 Tagen andauernde Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet ist inzwischen Israels längster Krieg seit 2006. Er dauert schon länger an als die Konflikte im Gazastreifen in den Jahren 2008 und 2012. Laut israelischem Militär starben 53 Soldaten und drei Zivilisten, 2670 Raketen seien seit dem 8. Juli auf israelisches Territorium abgefeuert worden.

Steinmeier mahnt Israel und Hamas zu Feuerpause

Außenminister Frank-Walter Steinmeier rief Israelis und Palästinenser auf, unmittelbar die Kämpfe einzustellen. „Beide Seiten sind aufgerufen, einer sofortigen humanitären Feuerpause zuzustimmen und den Weg der Verhandlungen über eine langfristige Waffenruhe“ wieder aufzunehmen, erklärte der SPD-Politiker. Deutschland stellt für die humanitäre Hilfe im Gazastreifen zusätzlich 8,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld soll über das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) und Nichtregierungsorganisationen in den Bereichen Ernährungshilfe und Gesundheitsversorgung zur Unterstützung notleidender Menschen dienen, teilte das Auswärtige Amt am Mittwoch in Berlin mit. Insgesamt habe die Bundesregierung damit seit Beginn der Krise 9 Millionen Euro an humanitärer Hilfe zur Verfügung gestellt.

Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour verurteilte die jüngsten Angriffe auf Schulen und das einzige Kraftwerk im Gazastreifen. „Die unverhältnismäßig hohe Zahl von mehr als 1000 zivilen Opfern der israelischen Militäroffensive ist inakzeptabel und nicht von Israels legitimem Recht auf Selbstverteidigung gedeckt“, sagte Nouripour und fügte hinzu, ebenso müsse „der willkürliche Beschuss Israels“ beendet werden. Der Konflikt zeige, dass eine Isolierung des Gazastreifens nur negative Konsequenzen habe. „Deshalb müssen sobald wie möglich Verhandlungen zwischen der palästinensischen Einheitsregierung und der israelischen Regierung beginnen.“ (mit dpa/AFP)

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