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Ein Palästinenser steht vor dem in Flammen aufgegangenen Kraftwerk im Gazastreifen.
© dpa
Update

Israel und Gaza: Hamas dementiert Meldungen über Waffenruhe

Israel hat die Angriffe auf den Gazastreifen massiv ausgeweitet. In der Nacht zum Dienstag wurde auch das einzige Kraftwerk der Enklave getroffen. Die radikal-islamische Hamas dementiert Berichte über eine mögliche Waffenruhe.

Nach dem Tod mehrerer Soldaten hat Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen massiv verstärkt und nach palästinensischen Angaben auch das einzige Kraftwerk in dem Küstengebiet getroffen. Die Anlage sei schwer beschädigt und nun außer Betrieb, sagte ein palästinensischer Vertreter am Dienstag. Angegriffen wurde auch das Haus von Hamas-Anführer Ismail Hanija. Der Iran warf Israel "Völkermord" vor.

Nachdem innerhalb von 24 Stunden zehn israelische Soldaten getötet worden waren, weitete Israel seine Angriffe deutlich aus und beschoss in der Nacht zum Dienstag zahlreiche Ziele im Gazastreifen. Schon am frühen Morgen sprachen die palästinensischen Rettungsdienste von 26 Toten, darunter mehrere Kinder. Das Haus von Hamas-Anführer Hanija im Flüchtlingslager Schati wurde nach Angaben seiner Familie zwei Mal angegriffen, verletzt wurde niemand.

Israelische Armee ruft zur Räumung auf

Hanija wurde 2006 Ministerpräsident in dem von der Hamas beherrschten Gazastreifen. Weder Hanija noch seine Familie seien zu Hause gewesen, als das Haus von Raketen zerstört wurde, berichtete der Hamas-Fernsehsender Al-Aksa. Am frühen Morgen wurde auch das Gebäude des Senders bombardiert. Drei heftige Explosion hätten das Haus erschüttert, berichtete der CNN-Korrespondent aus Gaza.

Rauch über Gaza-Stadt nach israelischen Angriffen
Rauch über Gaza-Stadt nach israelischen Angriffen
© reuters

Ein Ende der Gewalt ist auch drei Wochen nach Beginn der Kämpfe nicht in Sicht. Die Hamas dementierte eine Mitteilung des PLO-Funktionärs Jasser Abed Rabbo, wonach die militanten Palästinenser-Fraktionen in Gaza einer 72-stündigen Waffenruhe zugestimmt hätten. Das sei erst denkbar, wenn sich auch Israel dazu verpflichte und es internationale Garantien gebe, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri in Gaza.

Die israelische Armee hatte die Einwohner in Teilen des Gazastreifens am Montag zur sofortigen Räumung ihrer Häuser aufgerufen. Die Warnungen seien an Palästinenser in Sadschaija, Saitun und dem östlichen Teil von Dschebalia sowie in Beit Lahia und Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen geschickt worden, teilte die Armee mit. Die Zivilisten sollten sich ins Zentrum der Stadt Gaza begeben, hieß es in den Botschaften, die per Telefon oder SMS übermittelt wurden. Die Armee sendet solche Mitteilungen für gewöhnlich vor massiven Angriffen.

Inzwischen sind fast 1200 Menschen getötet worden

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte in diesem Zusammenhang, die in Gaza arbeitenden UN-Organisationen hätten nicht die Ressourcen einen zusätzlichen riesigen Zustrom verzweifelter Menschen zu bewältigen oder ihnen Hilfe zu gewähren. Ban betonte in der am Montag (Ortszeit) in New York veröffentlichten Erklärung erneut, dass die Feindseligkeiten beendet werden müssen. Am Dienstag soll ein hochrangige palästinensische Delegation in Ägypten über eine Waffenruhe zwischen Israel und den militanten Palästinensern diskutieren, erklärte ein hochrangiger palästinensischer Funktionär, der namentlich nicht genannt werden wollte. Angeblich soll auch ein Vertreter der Hamas dabei sein.

Am Montag kamen nach palästinensischen Berichten 30 Palästinenser bei Angriffen ums Leben. Elf weitere Leichen wurden aus Trümmern in Chan Junis im Süden des Gazastreifens gezogen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Insgesamt seien bei den israelischen Angriffen seit dem 8. Juli mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 6500 verletzt worden. Die meisten der Opfer seien Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, sagte Al-Kidra. Nach Angaben des israelischen Militärs vom frühen Dienstagmorgen wurden bisher 53 israelische Soldaten getötet. Am Montag seien es zehn gewesen.

Benjamin Netanjahu: Krieg erst beenden, wenn alle Hamas-Tunnel zerstört sind

Ungeachtet aller internationalen Appelle für eine Waffenruhe hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Fortsetzung der Militäroffensive gegen die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen angekündigt. „Wir werden den Einsatz nicht beenden, bevor wir die Tunnel (der Hamas) zerstört haben“, erklärte er am Montag in einer Fernsehansprache. „Die israelischen Bürger können nicht unter der Bedrohung durch Raketen und Tunnel leben - unter Todesdrohung von oben und von unten“, fügte er hinzu. Nach Augenzeugenberichten flammten die Gefechte am Abend wieder heftig auf. Vielerorts in Gaza waren schwere Explosionen zu hören.
Bei einem Mörsergranaten-Angriff militanter Palästinenser waren zuvor vier israelische Soldaten getötet worden. Es war der Angriff mit den meisten Opfern in Israel seit Beginn der Militäroffensive im Gazastreifen am 8. Juli.
Wie Netanjahu in seiner Ansprache weiter sagte, ist der Kampfeinsatz gegen die Hamas-Tunnel der „erste Schritt zur Entmilitarisierung des Gazastreifens“. Verteidigungsminister Mosche Jaalon, der neben ihm stand, erklärte: „Wir werden nicht zögern, unsere Aktionen auszuweiten, um der Hamas noch mehr Schaden zuzufügen.“ Führende westliche Nationen forderten eine sofortige, bedingungslose und humanitäre Waffenruhe. Zugleich äußerten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Staatschef François Hollande, der britische Premier David Cameron und der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi in einer Telefonkonferenz besorgt über das Risiko einer weiteren Eskalation.

Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen forderte eine „sofortige und bedingungslose humanitäre Waffenruhe“ zwischen Israel und der Hamas. Die Konfliktparteien sollten die Kampfhandlungen einstellen, um Hilfe möglich zu machen, hieß es in einer Erklärung des UN-Gremiums. Der Rat sei „tief besorgt“ wegen der Verschärfung der Lage und des Todes von Zivilisten, hieß es in der Erklärung.
Die blutigen Zwischenfälle ereigneten sich am Ende eines Tages, an dem die muslimische Bevölkerung von Gaza Eid al-Fitr, das Fest des Fastenbrechens im Anschluss an den Ramadan, beging. Bis dahin hatten sich Israel und die militanten Palästinenser mit Angriffen zurückgehalten. (dpa/AFP)

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