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Wegen erhöhter Terrorgefahr sind in Rom sind in Rom die Sicherheitsmaßnahmen in den vergangenen Tagen deutlich erhöht worden.
© AFP

IS und Europa: Islamisten drohen: "Wir werden Rom erobern"

Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" haben sich nun auch in Libyen festgesetzt – und wenden sich jetzt dem alten Kontinent zu.

Wie sich die Bilder gleichen. Jetzt paradieren die Kämpfer des "Islamischen Staats" mit Toyota-Konvois und aufgeblendeten Scheinwerfern auch durch Libyen. Ihr teuflisch inszeniertes Strandvideo von der Massenenthauptung ägyptischer Kopten war eine Botschaft an Europa. "Wir werden Rom erobern", deklamierte einer der Vermummten und streckte seinen Dolch Richtung offenes Meer.

Sieben Monate, nachdem der selbst ernannte Kalif Ibrahim alias Abu Bakr al Baghdadi in Mossul sein "Islamisches Kalifat" ausrief, stehen seine Anhänger nun an der südlichen Mittelmeerküste. Vom alten Kontinent trennen sie wenige hundert Seemeilen.

Warnung vor Piraterie

Das italienische Verteidigungsministerium warnte bereits vor einer IS-Piraterie auf dem Mittelmeer ähnlich wie vor Somalia. "Schnellboote könnten Fischerboote, Kreuzfahrtschiffe, kleinere Handelsschiffe oder die Küstenwache attackieren, um Geiseln zu nehmen und Lösegelder zu erpressen", heißt es in der Analyse.

Im vergangenen Oktober waren Radikale aus der ostlibyschen Kleinstadt Derna die ersten "Gotteskrieger" außerhalb von Syrien und Irak, die dem "Islamischen Staat" Gefolgschaft schworen. "Die Stadt ist außerhalb jeder staatlichen Kontrolle", berichtete der Journalist Mohamed Eljarh, der sich als einziger Außenstehender kürzlich für einige Stunden in Derna aufhielt. "Die schwarzen Flaggen des ,Islamischen Staats‘ wehen überall, sie haben eigene Scharia-Gerichte und eine islamische Polizei etabliert", berichtete er. Zahlreiche junge Libyer sind mit dabei, viele Extremisten stammen aus Syrien, Irak, Algerien und Palästina.

Einmarsch in Sirte

Am Freitag töteten Attentäter 20 Kilometer westlich von Derna mit drei gleichzeitig gezündeten Bomben mindestens 40 Menschen, die meisten von ihnen warteten an einer Tankstelle auf Benzin. 48 Stunden zuvor waren IS-Kommandos in Sirte einmarschiert und hatten Innenstadt wie Universität besetzt sowie das pompöse Ouagadougou-Zentrum, in dem Muammar Gaddafi seine arabischen und afrikanischen Gipfel abzuhalten pflegte.

Im Westen Libyens kontrollieren sie die Gegend um Sabratha, wo sich auch die Ruinen der alten römischen Stadt befinden. Der kaltblütige Anschlag auf das Luxushotel "Corinthia" im Zentrum von Tripolis, bei dem es Ende Januar zehn Tote gab, geht auf ihr Konto ebenso wie der Überfall auf ein Ölfeld.

Libyens Drama

In Libyen existieren inzwischen drei schwer bewaffnete Lager. Abgesehen von den Terrormilizen „Islamischer Staat“ und "Ansar al Scharia" kämpfen zwei regionale Militärallianzen um die Macht: im Westen das Bündnis "Fajr Libya", das aus moderaten Islamisten besteht, im Osten die „Libysche Nationalarmee“ von General Khalifa Haftar. Seit Monaten wirbt der UN-Sondergesandte Bernardino Leon für einen nationalen Kompromiss, bisher vergeblich.

"Das ist die einzige Therapie für das libysche Trauma", argumentierte der Diplomat vor dem UN-Sicherheitsrat, der diese Woche die vom Nachbar Ägypten geforderte militärische Intervention ablehnte. Denn nur ein politisch vereintes Libyen kann eine nationale Armee aufbauen, die dem "Islamischen Staat" gewachsen ist. Sporadische Luftangriffe dagegen lassen die Lage weiter eskalieren.

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