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Rauch über dem angegriffenen Büro von Save the Children in Afghanistan
© AFP/Noorullah Shirzada
Update

Afghanistan: IS bekennt sich zu Anschlag auf Save the Children

Die Gewalt gegen Zivilisten in Afghanistan lässt nicht nach. Nun wird die Hilfsorganisation Save the Children Ziel eines Anschlags. Derweil landet ein Abschiebeflug aus Deutschland in Kabul.

Bei dem Angriff von Unbekannten auf ein Büro der Kinderhilfsorganisation Save the Children in Ostafghanistan sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Unter ihnen seien ein Zivilist und ein Mitglied der Sicherheitskräfte, sagte der Sprecher der Regierung der Provinz Nangarhar, Attaullah Chogiani, am Mittwochmittag (Ortszeit). Außerdem seien zwei der Attentäter tot. Einer habe sich am Tor der NGO in die Luft gesprengt, ein anderer sei später von Sicherheitskräften erschossen worden.

Auch mehrere Stunden nach Beginn des Überfalls berichteten Augenzeugen von Schusswechseln aus dem Haus.

Außerdem seien zwölf Menschen verletzt worden, sagte Chogiani. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums in der ostafghanischen Provinz Nangarhar, Inamullah Miachel, sprach von 14 Verletzten. Die Zahl könne noch steigen. Ambulanzen seien unterwegs.

Die Attentäter waren am Mittwochmorgen gegen 9.00 Uhr Ortszeit in das Haus eingedrungen. Vor dem Eingang des Gebäudes hatte ein Selbstmordattentäter eine Autobombe gezündet. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat sich am Mittwoch zu dem Anschlag auf die Hilfsorganisation Save the Children in Afghanistan bekannt. Der Anschlag in der Stadt Dschalalabad habe sich "gegen britische und schwedische Stiftungen" sowie gegen Institute der afghanischen Regierung gerichtet, erklärte der IS über sein Propaganda-Sprachrohr Amaq.

Ein Mitarbeiter berichtete der dpa: „Unsere Kollegen sind im Save Room, ich weiß nicht wieviele. Wir haben noch keinen Überblick, wer heute morgen im Büro war und wer im Feld. Die Angreifer haben den zweiten Stock erreicht. Sie scheinen von da auf auch andere Ziele zu schießen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es allen meinen lieben Kollegen in Jalalabad gerade geht. Ich zittere am ganzen Körper.“

Die Hilfsorganisation zeigte sich „sehr erschüttert“ über den Anschlag auf ihr Büro. Man warte derzeit auf Information des Teams in Afghanistan, hieß es auf dem Twitter-Account des Hilfswerks am Mittwochmorgen. „Unsere größte Sorge gilt Sicherheit und Schutz unserer Kollegen.“ Momentan könne man nichts weiter kommentieren.

Gefährliches Land für Helfer

Save the Children ist eine der größten Hilfsorganisationen in Afghanistan. Die NGO arbeitet seit Jahrzehnten in vielen Provinzen und hilft vor allem Kindern und Müttern in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Ihre Projekte werden auch mit Spenden aus Deutschland unterstützt.

In einem Plan der UN für die humanitäre Arbeit in Afghanistan in diesem und in den kommenden Jahren hieß es jüngst, dass Afghanistan eines der gefährlichsten Länder der Welt für Helfer sei. In den ersten zehn Monaten von 2017 seien 17 Entwicklungs- und Nothelfer getötet, 15 verletzt und 43 entführt worden. Eine Konsequenz der neuen Gefahren sei, dass Hilfsorganisationen ihre Arbeit einschränkten. „Zwischen Juli und September ist die Zahl der Partner, die wenigstens zwei der folgenden Aktivitäten durchgeführt haben - Hilfslieferungen, Bedarfsprüfungen oder Überprüfung von Projekten - von 170 auf 153 gefallen.“

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich seit Ende der Nato-Kampfmission vor drei Jahren drastisch verschlechtert. Die radikalislamischen Taliban kontrollieren oder beeinflussen nach Militärangaben mittlerweile wieder rund 13 Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30 Prozent. Der IS verübt mehr Anschläge. Am Sonntag hatten Taliban-Kämpfer ein Hotel in Kabul angegriffen. Dabei starben mehr als 20 Menschen.

Abschiebeflug aus Deutschland in Kabul gelandet

Ein Abschiebeflug mit abgelehnten afghanischen Asylbewerbern aus Deutschland an Bord ist am Mittwoch in Kabul gelandet. Die Maschine, die am Dienstagabend in Düsseldorf gestartet war, sei um kurz nach 7.00 Uhr morgens (Ortszeit) angekommen, sagte der Vertreter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) am Flughafen, Schah Saman, der Deutschen Presse-Agentur. Es seien 19 Menschen an Bord gewesen. Die Bayerische Landesregierung hatte in einer Mitteilung vom Dienstagabend ebenfalls von 19 Passagieren gesprochen. Aus Bayern waren demnach acht Menschen abgeschoben worden, darunter drei Straftäter. Ursprünglich hätten bei dem Flug etwa 80 afghanische Asylbewerber zurückgeführt werden sollen. Aber Einsprüche in letzter Minute und Krankheiten hätten deren Zahl reduziert.

Es ist die neunte Sammelabschiebung seit Dezember 2016. Mit den ersten acht Flügen hatten Bund und Länder nach offiziellen Angaben 155 Männer nach Afghanistan zurückfliegen lassen. Mehrere Hundert Menschen hatten am Abend am Flughafen in Düsseldorf gegen die Abschiebung demonstriert. (dpa)

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