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Die Zahl der freien Intensiv- und Beatmungsbetten in Deutschland ist am Donnerstag auf den niedrigsten bisher erfassten Stand gesunken.
© Jens Büttner/dpa

Appell von führendem Intensivmediziner: Inzidenz muss unter 200 fallen, „damit wir Platz für Omikron haben“

Die Zahl der freien Intensivbetten in Deutschland ist auf den niedrigsten bisher erfassten Stand gesunken. Intensivmediziner Karagiannidis warnt eindringlich.

Nach Worten des Intensivmediziners Christian Karagiannidis braucht Deutschland eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 200, um seine Intensivstationen arbeitsfähig zu halten. Das sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters dem „Spiegel“.

Der Inzidenzwert lag laut Robert Koch-Institut am Donnerstag bei 422,3 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche - also mehr als doppelt so hoch. „Wir haben die Fallzahlen viel zu lange viel zu weit nach oben schnellen lassen. Wir müssen jetzt mit den Inzidenzen dringend ein gutes Stück runter, damit wir für Omikron Platz haben.“

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Angesprochen auf die sich oftmals wiederholenden Appelle aus der Wissenschaft an die Politik sagte Karagiannidis: „Manchmal kann ich mich selbst schon nicht mehr hören.“ Die Politik habe die Delta-Welle total unterschätzt und sich im kritischsten Moment in den Bundestagswahlkampf verrannt. „Ich würde empfehlen, dass die nächste Bundestagswahl verlegt wird, sollte sie noch einmal in eine kritische Phase einer Pandemie fallen.“

Die Zahl der freien Intensiv- und Beatmungsbetten in Deutschland war am Donnerstag auf den niedrigsten bisher erfassten Stand gesunken. Das mache ihm Sorgen insbesondere in Hinblick auf die Variante Omikron, sagte Karagiannidis der Deutschen Presse-Agentur. Die neue Corona-Variante werde sich mit hoher Geschwindigkeit durchsetzen.

Im Divi-Intensivregister waren am Mittwochnachmittag rund 2250 Intensivbetten als frei ausgewiesen (1,8 pro Standort), davon 921 spezifisch für Covid-19. Auf einem solchen Level werde Omikron „wehtun, auch wenn es nicht ganz so schwer krank machen sollte“, sagte der Arzt von der Lungenklinik Köln-Merheim. Er sprach von der Variante als drohende „große Unbekannte“.

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Die aktuelle Lage sei sehr dynamisch, sagte Karagiannidis. Die Delta-Welle scheine in eine Seitwärtsbewegung überzugehen, insbesondere wegen sinkender Infektionszahlen in Bayern. Auf den Intensivstationen sei es mit nun knapp 5000 Covid-19-Patienten „ziemlich voll“. Hinzu kämen im Unterschied zu früheren Wellen weitere zu versorgende Notfälle, zum Beispiel Unfallopfer. In Phasen mit weitreichenden Kontaktbeschränkungen sei dies seltener gewesen.

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Mit der jetzigen Infiziertenzahl auf Intensivstationen ist annähernd wieder ein Niveau wie zum Höhepunkt der dritten Corona-Welle erreicht. Der Maximalwert des Frühjahrs hatte gut 5100 betragen, den Höchststand gibt das Register mit rund 5700 Erkrankten gleichzeitig für Anfang Januar 2021 während der zweiten Welle an. Der Modellierer Andreas Schuppert hatte kürzlich gesagt, bis Weihnachten seien bis zu 6000 Covid-19-Kranke zu befürchten.

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Im Unterschied zu früheren Wellen haben Kliniken laut Divi auch mit einem Mangel beim Pflegepersonal zu kämpfen. Allein von den wichtigen Beatmungsbetten seien daher 3000 weniger betreibbar als vor einem Jahr.

In der vierten Welle unterscheidet sich zudem die Belastung sehr stark nach Region, besonders hoch ist sie derzeit in Sachsen, Thüringen und Bayern. Die Gesamtzahl an Schwerkranken wegen Corona wäre Fachleuten zufolge noch weitaus höher, wenn vor allem der ältere Teil der Bevölkerung in Deutschland nicht mehrheitlich geimpft wäre. (dpa)

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