Ausgangssperren wegen Coronavirus: In diesen Ländern dürfen Menschen nur noch eingeschränkt vor die Haustür
In Deutschland gibt es noch keine bundesweite Ausgangssperre, in vielen anderen Ländern schon. Ein Überblick.
Von diesem Wochenende soll es abhängig gemacht werden, ob es neben Bayern bundesweite Ausgangssperren in Deutschland geben wird oder nicht. Einige andere Länder sind schon einen Schritt weiter.
Bayern
Das Verlassen der eigenen Wohnung ist ab Samstag nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe erlaubt. Dazu zählen unter anderem der Weg zur Arbeit, notwendige Einkäufe, Arzt- und Apothekenbesuche, Hilfe für andere, Besuche von Lebenspartnern, aber auch Sport und Bewegung an der frischen Luft - dies aber nur alleine oder mit den Personen, mit denen man zusammenlebt.
Österreich
Nur aus triftigen Gründen sollen die knapp neun Millionen Einwohner noch ihre Häuser verlassen. Abgesehen von notwendigen Besorgungen für sich und Bedürftige oder weil der Job es verlangt sollten die Menschen zu Hause bleiben. Spaziergänge sollten gestattet bleiben. Wer dringend ins Freie müsse, „der darf das ausschließlich alleine machen oder mit den Personen, mit denen er in der Wohnung gemeinsam zusammenlebt“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Für das besonders betroffene Bundesland Tirol sagte der dortige Regierungschef Günther Platter: „Ohne einen triftigen Grund darf niemand seine Wohnung verlassen.“ Zu den Ausnahmen gehörten neben wichtiger Arbeit und Besorgungen auch Arztbesuche, Geld vom Automaten abheben und den Hund ausführen.
Alle Geschäfte in nicht alltagsnotwendigen Branchen bleiben geschlossen. Ab Dienstag sind auch alle Restaurants zu. Die Versorgung der Menschen über Supermärkte und Lieferdienste sei gesichert, sagte Kurz.
Belgien
Seit Mittwochmittag gibt es eine Ausgangssperre für die fast 11,5 Millionen Einwohner des Landes. Die Menschen dürfen ihre Wohnungen zur Arbeit, zum Einkaufen von Lebensmitteln und Medikamenten, für Arztbesuche und Post- oder Bankgeschäfte verlassen. Auch Buch- und Zeitungsläden bleiben geöffnet. Bürojobs sollen jedoch so weit wie möglich von zu Hause erledigt werden, andernfalls drohen Geldbußen. Spaziergänge und Sport an der frischen Luft sind nicht nur erlaubt, sondern sogar angeraten.
Die Bürger dürfen jedoch maximal mit einer Begleitperson auf die Straße gehen und müssen mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen Menschen halten. Der Zugang zu Supermärkten wird begrenzt, damit Kunden sich nicht im Gedränge mit dem Coronavirus anstecken. Der Schulunterricht wurde bereits am Montag für drei Wochen eingestellt. Eltern können ihre Kinder aber in die Schulen bringen, wenn sie zur Arbeit müssen und keine andere Betreuungsmöglichkeit haben.
Spanien
In Spanien gibt es eine allgemeine Ausgangssperre. Zur Überwachung setzt die spanische Polizei unter anderem auch Drohnen ein. Die kleinen Fluggeräte tragen unter anderem Lautsprecher, mit denen die Menschen aufgefordert werden, zu Hause zu bleiben. Die Menschen dürfen nur noch aus dem Haus, um Lebensmittel einzukaufen oder zur Apotheke, zum Arzt und zur Arbeit zu gehen. Oder den Hund auszuführen. Zudem darf man nach draußen, um Kinder, Ältere oder Hilfsbedürftige betreuen.
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Frankreich
Wer in Frankreich noch sein Haus verlassen möchte, muss bei jedem Ausgang ein Formular ausfüllen und dieses bei sich tragen. Erlaubt sind beispielsweise Lebensmittel einkaufen, zur Arbeit fahren und allein Sport machen. Den Grund müssen die Menschen auf dem Formular ankreuzen sowie ihren Namen, ihr Geburtsdatum und den Wohnort eintragen. Wer gegen die Vorgaben der Ausgangssperre verstößt, muss ein Bußgeld in Höhe von 135 Euro zahlen. Bei schweren Verstößen gebe es eine Geldstrafe von 375 Euro.
In den Supermärkten ist die Lage unterschiedlich. Teilweise stehen die Leute vor den Läden Schlange. Vor anderen Supermärkten gibt es keinen Andrang, die Zahl der Menschen, die eingelassen werden, ist aber begrenzt. Wachpersonal kontrolliert. Drinnen sind die Regale wieder aufgefüllt.
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Italien
Die Behörden hatten zunächst über einige Gemeinden im Norden eine Ausgangssperre verfügt, kurz darauf über den ganzen Norden und erst Tage später über das gesamte Land.
Man darf nur zum Arbeiten oder Einkaufen nach draußen. Jeder muss auf einem Formular den Grund für seinen Ausgang erklären, zum Beispiel wenn er ins Büro muss.
Kalifornien
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat die gesamte Bevölkerung des Westküstenstaates aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Die Ausgangssperre für knapp 40 Millionen Menschen tritt in der Nacht zum Freitag in Kraft. Kalifornien ist damit der erste Staat in den USA, der eine derart weitreichende Auflage im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus erlässt. Zuvor galten diese Einschränkungen schon für mehrere Bezirke im Raum San Francisco. Die 40 Millionen Bewohner des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates dürften ihre Häuser nur noch aus dringlichen Gründen verlassen.
Puerto Rico
Im US-Außengebiet Puerto Rico hat die Regierung wegen der Coronavirus-Pandemie eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Die Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und 5 Uhr gilt bis zum 30. März. Ausgenommen von der Ausgangssperre sind nur medizinisches Personal sowie Menschen, die dringend medizinische Hilfe benötigen. Verstöße gegen die Anordnung können mit bis zu sechs Monaten Haft und Geldstrafen von bis zu 5000 Dollar (4500 Euro) geahndet werden.
In dem US-Außengebiet in der Karibik sollen außerdem viele Geschäfte, Unternehmen sowie Vergnügungsstätten wie Bars, Kinos, Konzerthallen und Fitnessstudios bis zum Monatsende geschlossen bleiben. Ausdrücklich ausgenommen sind Unternehmen, die für die Lebensmittel- und die medizinische Versorgung gebraucht werden. Auch Drogerien, Tankstellen und Banken dürfen geöffnet bleiben.
Israel
In Israel sollen die Menschen ihre Häuser nicht mehr verlassen. Ausnahmen gelten für den Kauf von Lebensmitteln, den Gang zum Arzt sowie den Weg zur Arbeit und zurück.
Die Teilnahme an Begräbnissen und Hochzeiten sowie Demonstrationen ist erlaubt. Allerdings war zuvor bereits festgelegt worden, dass nicht mehr als zehn Personen in einem Raum sein dürfen. Außerdem darf man alten oder kranken Menschen helfen. Lebensmittel-Lieferungen sollen nicht mehr direkt überbracht, sondern vor der Haustür abgelegt werden. Nach Angaben der Polizei können Menschen, die sich nicht an Quarantäne-Regeln halten, mit Strafen von umgerechnet knapp 1300 Euro belangt werden.
Marokko
Am Freitagabend beginnt in Marokko eine landesweite Ausgangssperre.
Sri Lanka
In Sri Lanka soll von Freitagabend bis Montag eine landesweite Ausgangssperre verhängt werden. Zudem wurden die Moscheen angewiesen, bis auf weiteres zu schließen. Etwa zehn Prozent der 22 Millionen Einwohner sind Muslime. Sri Lanka zählt bislang 65 bestätigte Corona-Infektionen.
Venezuela - Caracas
Seit Montag dürfen die sechs Millionen Bewohner der Hauptstadt ihre Häuser nur noch in Ausnahmefällen verlassen - etwa, um ins Krankenhaus zu gehen oder Lebensmittel zu kaufen. Die strengen Vorgaben gelten auch für sechs weitere Bundesstaaten. Wegen der Wirtschaftskrise waren in Venezuela Hygieneprodukte und Atemschutzmaske schon vor dem Virusausbruch schwer erhältlich. Maduro forderte die Bevölkerung deshalb dazu auf, eigene Masken herzustellen. Um das Virus einzudämmen, schloss die Regierung zudem alle Schulen und Universitäten. Auch der Flugverkehr von und nach Europa sowie in mehrere lateinamerikanische Länder wurde eingestellt.
Argentinien
In Argentinien gibt es seit Freitag und noch bis zum 31. März eine Ausgangssperre.
Die Menschen dürfen ihre Häuser nur verlassen, um Grundbedarfsgüter wie Lebensmittel und Medikamente einzukaufen.
Haiti
Nach dem Auftreten der ersten beiden Infektionsfälle schließt der verarmte Karibikstaat seine Grenzen und verhängt eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 20.00 Uhr und 05.00 Uhr. Ab Mitternacht seien alle Häfen, Flughäfen und Grenzen nur noch für den Warenverkehr offen, sagt Präsident Jovenel Moise. Auch Schulen, Universitäten und Industrieparks würden geschlossen. Zudem würden Versammlungen mit mehr als zehn Menschen verboten.
Hubei (China)
In der chinesischen Provinz Hubei wurden fast zeitgleich mit den Schulschließungen und Versammlungsverboten auch Ausgehsperren verhängt. Ganze Regionen wurden abgeriegelt, die Leute mussten in ihren Wohnungen bleiben, Lebensmittel wurden geliefert. Seitdem die Zahl der Neuinfektionen bei Null angekommen ist, werden die Sanktionen dort nach und nach gelockert.
Die Anzahl der Ausgangssperren ändert sich täglich. Es gibt sie inzwischen in zahlreichen Ländern auf der ganzen Welt, darunter auch Peru, Kolumbien, Malaysia, Tschechien und Singapur. (mit dpa/AFP/Reuters)
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