Republikaner-Debatte zu US-Wahl: In Deutschland schaut man heute Nacht in die Röhre
Amerika fiebert der ersten Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten entgegen. Auch ausländische Beobachter sind interessiert, doch zusehen ist nicht so einfach.
Die Welt blickt auf die USA. Spätestens seit Immobilien-Hai und US-Fernseh-Star Donald Trump seinen Hut in den Ring der Präsidentschaftswahlen geworfen hat, ist das Land im Ausnahmezustand. Zum ersten Showdown kommt es heute Nacht: Um 3 Uhr morgens treffen die zehn aussichtsreichsten Kandidaten der republikanischen GOP, der Grand Old Party, aufeinander. Auch viele Beobachter im Ausland sind interessiert, doch eine Übertragung im Ausland gibt es nicht. Eine Suche im Land der begrenzten Möglichkeiten.
Station 1: Das Internet. 44 Jahre nach der ersten Email und zehn Jahre nach der Einführung von Youtube sollte es kein Problem sein, eine Liveübertragung zu finden. Schon der Blick auf die offizielle Seite von FOX News, dem streng konservativen Nachrichtenkanal des Murdoch-Universums, stimmt zuversichtlich. Hauptsponsor der Debatte ist Facebook, ein Online-Stream scheint gesichert. Falsch gedacht. Weder Facebook noch FOX News bieten eine frei zugängliche Übertragung der werbefinanzierten Veranstaltung. Der Social-Media-Riese konzentriert sich auf den sogenannten Second Screen, man will Leute zum Kommentieren auf die eigene Plattform locken. Auch FOX bietet noch eine zusätzliche App zum Bewerten der Kandidaten an. Vielleicht sollte man sich als Zuschauer noch einen Third Screen zulegen – man weiß ja nie.
Station 2: Soviel wie deutsche Nachrichtenseiten über den Multi-Milliardär Trump geschrieben, Nachrichtensender gesendet und Radiostationen gesprochen haben, muss es eine Live-Übertragung zumindest im privaten Nachrichtenfernsehen geben. Falsch gedacht. „Countdown zur Katastrophe – Helikopterabsturz“, „Boing 747 – Jumbo Revolution“, oder „Die Tierdiebe“, das Deutsche Fernsehen hat in dieser Nacht laut Programmvorschau wirklich wichtigeres zu senden. Doch jetzt aufgeben? Sicher nicht.
Station 3: Ein Anruf bei der amerikanischen Botschaft, wieder dieselbe Frage. Dann: schweigen. Ein Public Viewing in der Botschaft werde es nicht geben und auch sonst, mit der Frage wo und vor allem wie man denn die Spitze des amerikanischen Konservatismus beim Debattieren betrachten könne, das weiß wohl niemand. Doch kurze Zeit später ein Anruf der Botschaft, Hoffnung macht sich breit. Der Republicans Overseas Germany e.V. könnte etwas wissen, ja sie müssen beinahe etwas wissen. Tatsächlich, die verheißungsvolle Email kommt, man könne die Debatte auf der Webseite von FOX News verfolgen, wenn man eine VPN-Software besitzt, die die Herkunft verschleiert. Ein kleines Detail fehlt dann trotzdem noch: Man braucht einen laufenden Vertrag bei einem amerikanischen Kabelanbieter, um den Livestream auch mit Ton sehen zu können. Aber so schlimm sei das alles nicht, Donald Trump sei um 3 Uhr morgens ohnehin nur schwer zu verdauen.
Die letzte Hoffnung für interessierte in Deutschland bleibt schlussendlich die Prognose vieler Polit-Beobachter: Ihnen zufolge werden heute zehn republikanische Kandidaten ihre Wahlkampfversprechungen verkünden und Trump sich von seiner staatstragenden Seite zeigen. Gut, dann verpassen wir wenigstens nichts.
René Bosch