USA-Nachwahl: In Alabama steht viel auf dem Spiel - politisch und moralisch
Die Nachwahl im US-Bundesstaat Alabama ist ein Duell zwischen dem umstrittenen Republikaner Roy Moore und dem Demokraten Doug Jones. Auch für Präsident Trump ist sie wichtig.
Der US-Bundesstaat Alabama ist an diesem Dienstag Schauplatz einer spannungsgeladenen Wahl. Zur Abstimmung stehen der erzkonservative, 70 Jahre alte Ex-Richter Roy Moore und der sieben Jahre jüngere Demokrat Doug Jones, ein ehemaliger Staatsanwalt.
Mehrere Frauen beschuldigen Moore, sie in den siebziger und achtziger Jahren sexuell belästigt zu haben. Eine von ihnen war damals erst 14 Jahre alt. Moore weist die Anschuldigungen zurück.
Mehrere Republikaner in Washington waren auf Distanz zu dem heute 70-Jährigen gegangen. Präsident Donald Trump erklärte dagegen nach erstem Zögern unumwunden seine Unterstützung für Moore.
Trump nahm zuletzt auch automatisierte Anrufe auf, mit denen mögliche Unterstützer Moores von dessen Wahl überzeugt werden sollten. Das gleiche tat nach einem Bericht von CNN Barack Obama, der sich mit solchen „Robo Calls“ für den Demokraten Jones ins Zeug legte. Obama zielte demnach vor allem auf schwarze Wähler in dem Südstaat.
Umfragen zeichnen kein klares Bild. In manchen Erhebungen liegt Moore vorne, in anderen Jones.
Sollte Moore verlieren, würde die ohnehin knappe Mehrheit der Konservativen im Senat auf nur mehr eine Stimme schrumpfen. Trump malte als Konsequenz einer Niederlage Moores negative Auswirkungen für seine politische Agenda an die Wand.
Kritiker werfen den Republikanern vor, für den Machterhalt alle Moral fahren zu lassen. Das Weiße Haus und die Partei hatten zuletzt die Linie verfolgt, die Wähler selbst sollten in Alabama entscheiden, wie gewichtig die Anschuldigungen gegen Moore seien.
Konflikt um Moore hält Wahlausgang offen
In Umfragen geht bei der Bewertung der Vorwürfe gegen Moore ein selten tiefer Riss durch die Menge der Befragten. Eine überwältigende Mehrheit der Republikaner schenkt den Vorwürfen keinen Glauben oder findet sie irrelevant. Bei den Demokraten ist es genau andersherum.
Sollte Moore gewinnen, stehen rechtliche Folgen im US-Senat im Raum. Dort könnten die Vorwürfe gegen ihn geprüft werden. Einige Republikaner fürchten außerdem, dass der belastete Moore im Jahr der Halbzeitwahl 2018 eine schwere Bürde für die Partei sein könnte, wenn es darum geht, die Mehrheiten in Senat und Abgeordnetenhaus zu halten.
Die Nachwahl in Alabama war durch den Wechsel des früheren Senators Jeff Sessions an die Spitze des Justizministeriums notwendig geworden. Eigentlich ist der Staat mit seinen rund 4,8 Millionen Einwohnern ein traditionell sicheres Rennen für die Republikaner. Durch den Streit um Moore ist die Wahl aber viel offener als sonst.
Die Wahllokale in Alabama schließen um 19.00 Uhr (Ortszeit/02.00 Uhr MEZ am Mittwoch). (dpa)