Zuwanderung: Immer mehr EU-Bürger kommen nach Deutschland
Im vergangenen Jahr zog es so viele Ausländer in die Bundesrepublik wie seit 1993 nicht mehr – die meisten sind Europäer.
Im vergangenen Jahr sind so viele Ausländer in die Bundesrepublik umgezogen wie seit zwanzig Jahren nicht mehr: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verzeichnete das Ausländerzentralregister zum Jahresende 2012 mehr als 7,2 Millionen Menschen ohne deutschen Pass. Das waren 282 800 Menschen oder 4,1 Prozent mehr als 2011. Dies übertreffe „nochmals deutlich den Wert des Vorjahres“ von einem Plus von 2,1 Prozent und sei der höchste Anstieg seit 1993, kommentierten die Wiesbadener Statistiker.
Im Jahr 1993 hatte die damalige schwarz-gelbe Regierung Kohl mit Zustimmung der SPD den Asylartikel des Grundgesetzes massiv eingeschränkt, nachdem – unter anderem im Zuge der Jugoslawienkriege – die Zahl der Asylanträge ein paar Jahre lang Höchststände erreicht hatte. Legale Wege nach Deutschland sind seitdem praktisch verschlossen oder extrem schmal geworden. Dass der Zuzug dennoch das Niveau von damals erreicht, liegt am Zuzug aus der EU. Der weit überwiegende Teil der Ausländer, die im vergangenen Jahr nach Deutschland kamen, waren EU-Inländer; 80 Prozent der Neuen stammten aus Mitgliedstaaten. Der große Rest der Welt stellte dagegen nur ein vergleichsweise schmales Fünftel – darunter auch Afrikaner oder Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, auf die sich wegen der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa gerade besonders viel öffentliche Aufmerksamkeit richtet.
Besondere Zuwächse aus Ost- und Südosteuropa
Interessant auch die Differenzierung innerhalb der europäischen Staaten: Besondere Zuwächse – ein Plus von 15 Prozent – verzeichnete das Ausländerzentralregister 2012 für Bürger der EU-Neulinge in Ost- und Südosteuropa, die 2004 der Union beigetreten waren, darunter am stärksten aus denjenigen Ländern, für die Deutschland seit Mai 2011 die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit eingeführt hat. Spitzenreiter sind Polen mit einem Plus von 13,6 Prozent gegenüber 2011 und Ungarn mit sogar 29,8 Prozent mehr Zuzüglern. Aber auch die beiden noch jüngeren EU-Mitglieder Rumänien und Bulgarien trugen zum Zuzug nach Deutschland bei: Obwohl die Bürger beider Länder, die seit 2007 zur EU gehören, erst im kommenden Jahr volle Freizügigkeit haben, sind 2012 schon 28,8 Prozent mehr Rumänen und 26,5 Prozent mehr Bulgaren nach Deutschland gekommen. Sie schaffen dies derzeit nur, wenn sie eine selbstständige Tätigkeit nachweisen können.
Zugleich scheint die Krise weiter auf die innereuropäische Wanderung zu wirken: Aus den besonders betroffenen Mittelmeerländern der EU hält der Zuzug nach Norden an. Vor allem Griechen (5,1 Prozent mehr) und Spanier (9,1 Prozent) zog es im vergangenen Jahr noch einmal stärker als im Jahr zuvor nach Deutschland. Das sei schon signifikant mehr als normale innereuropäische Mobilität, sagt der Fachmann der Wiesbadener Behörde, Gunter Brückner. Dass der Weg von Spaniern, Griechen, Italienern und Portugiesen dabei oft gerade nach Deutschland führe, liegt aber aus seiner Sicht nicht nur an den guten wirtschaftlichen Aussichten hierzulande: „Es gibt auch eine Tradition dieser Länder aus der Gastarbeiterära“, Wissen um Deutschland, Netze und Anlaufstellen.
Während der Zuzug aus dem EU-Ausland steigt, zeigen die Zahlen für die große türkische Minderheit nach unten. Wie in den Vorjahren war auch 2012 ihre Zahl rückläufig – diesmal um zwei Prozent. Nicht weil sie wegzögen, sondern weil viele derer, die bleiben, rechtlich nicht mehr türkisch sind. Die Entwicklung gehe „zum größten Teil auf die relativ hohe Zahl der Einbürgerungen zurück“, heißt es aus Wiesbaden.
Andrea Dernbach
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