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Angehörige der christlichen Anti-Balaka-Milizen in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui. Einer schärft seine Machete an einem Stein.
© AFP

Zentralafrikanische Republik: Im Griff der Gewalt

Nach dem jüngsten Putsch vor einem Jahr ist die staatliche Ordnung in der Zentralafrikanischen Republik endgültig zusammengebrochen. Übergangspräsidentin Chatherine Samba-Panza bittet die Welt um Soldaten.

Genau ein Jahr nach dem jüngsten Putsch in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch dringend an die Vereinten Nationen appelliert, mehr Soldaten ins Land zu schicken. Zwar gibt es schon drei miteinander verknüpfte Friedens- und Eingreifmissionen, doch noch hat sich der UN-Sicherheitsrat nicht dazu durchgerungen, diese zu einer UN-Mission zusammenzufassen. Darum hat auch Catherine Samba-Panza mehrfach gebeten, die seit Januar eine Übergangsregierung in Bangui führt. Im Januar war der ehemalige Anführer der muslimischen Seleka-Miliz, Michel Djotodia, zum Rücktritt gezwungen worden, weil die Gewalt außer Kontrolle geraten war.

Drei Friedensmissionen stehen der Gewalt hilflos gegenüber

Weder die Friedenstruppen der Afrikanischen Union (Misca) noch der europäischen Mission Eufor RCA oder der französischen Eingreiftruppe Sangaris ist es gelungen, das Morden zu beenden. Nach dem Putsch vor einem Jahr hatten zunächst die muslimischen Seleka-Milizen die Bevölkerung terrorisiert, Dörfer niedergebrannt, Kinder rekrutiert, Frauen vergewaltigt und wahllos Menschen getötet. Seit August schlagen christliche Anti-Balaka-Milizen mit Racheakten zurück. Seit Januar gibt es offenbar kein Halten mehr. Hunderttausende Muslime aus ZAR sind von Misca nach Kamerun und in den Tschad geführt worden. In der Hauptstadt Bangui leben die Muslime in bewachten Ghettos, die sie derzeit nur unter Gefahr für Leib und Leben verlassen können. Die UN-Menschenrechtsbeauftragte Navi Pillay berichtete von Grausamkeiten, die auch nicht vor kleinen Kindern haltmachen. Mehrfach sind Fälle von Kannibalismus dokumentiert worden.

Deutschland hilft mit einem Sanitätsflugzeug

Es wird Catherine Samba-Panza kaum im Alleingang gelingen, die zusammengebrochene staatliche Ordnung in den Griff zu bekommen. Mitte März hat Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) als erstes Mitglied einer Bundesregierung seit Jahrzehnten die ZAR besucht. Er sagte humanitäre Hilfe zu und kündigte vergangene Woche im Bundestag an, mit dem zerrütteten Land eine längerfristige Entwicklungszusammenarbeit anzustreben. An der Eufor-RCA-Mission ist Deutschland bisher mit einem Sanitätsflugzeug und einigen Verbindungsoffizieren beteiligt. Die von der EU zugesagten 800 Soldaten dieser Mission sind auch einen Monat nach dem Beschluss noch nicht dort eingetroffen. Die Krise in der Ukraine hat in Europa die Prioritäten verschoben.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen beklagt, dass die Sicherheit ihrer Helfer nicht gewährleistet sei. Zudem verlangen die Ärzte mehr Unterstützung für die Nachbarländer, die hunderttausende Flüchtlinge aus der ZAR aufgenommen haben. Von den knapp fünf Millionen Einwohnern des Landes, das doppelt so groß ist wie Deutschland, sind etwa die Hälfte auf der Flucht.

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