Manuela Schwesig an Krebs erkrankt: „Ich werde diesen Kampf führen“
Manuela Schwesig gibt den SPD-Vorsitz ab. Parteiübergreifend kommen Genesungswünsche. Die Sozialdemokraten trifft die Nachricht im kritischen Moment.
Am Anfang steht der Schock. In der Kabinettssitzung teilt die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig mit, dass sie an Brustkrebs erkrankt ist. Sie legt deshalb ihr Amt als eine von drei kommissarischen SPD-Vorsitzenden nieder. Das Amt der Ministerpräsidentin und den SPD-Vorsitz in Mecklenburg-Vorpommern will sie aber weiter ausüben, verkündet die 45-Jährige. „Die gute Nachricht ist: Dieser Krebs ist heilbar. Allerdings ist dafür eine medizinische Behandlung notwendig“, lässt Schwesig mitteilen. Später tritt sie selbst vor die Presse, es ist kämpferischer Auftritt, mit leicht zitternder Stimme.
„Ich habe schon einige Kämpfe in meinem Leben geführt und werde auch diesen Kampf führen.“ Und: „Krebs ist nicht gleich Krebs.“ Der Schritt falle ihr schwer, sei aber notwendig. Sie werde nun ihre gesamte Kraft auf „das Land Mecklenburg-Vorpommern, meine Gesundheit und meine Familie konzentrieren“. Und sie sei sehr zuversichtlich, den Krebs zu besiegen.
Sie wird auch nach der Neuwahl der SPD-Spitze beim Bundesparteitag am 6. Dezember erst einmal nicht mehr das Amt der stellvertretenden Bundesvorsitzenden ausüben. Sie sei sehr zuversichtlich, wieder vollständig gesund zu werden. Seit Montag habe sie endgültige Gewissheit über die Diagnose Brustkrebs bekommen. Sie will mit ihrem offenen Umgang auch ein Beispiel geben für so viele andere Mitbürger, die dieses Schicksal ereilt hat.
Die zweifache Mutter hat eine steile Karriere hingelegt. Nach nur vier Jahren als Stadtvertreterin in Schwerin wurde sie 2008 – gerade 34 Jahre alt – Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns und 2013 dann Bundesfamilienministerin. Im Sommer 2017 gab Schwesig ihr Ministeramt in Berlin vorzeitig auf und übernahm Erwin Sellering (SPD) auf dessen Wunsch das Ministerpräsidenten-Amt – weil er an Krebs erkrankt war.
„Gemeinsam gekämpft“, hatte sie noch am Sonntag getwittert – sie dankte vor Ort den hunderten Feuerwehrleuten und Helfern, die den Ende Juni ausgebrochenen Waldbrand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen bekämpft hatten und schnitt eine großes „Danke“-Torte an, rund 500 Medaillen wurden überreicht. Wie andere Regierungschefs auch tourt sie unermüdlich durchs Land, um Bürgern in Zeiten einer erstarkenden AfD das Vertrauen in die Politik zurückzugeben.
Hunderte Genesungswünsche
Kämpfen muss sie nun auch gegen ihren Krebs – aus der von Schicksalsschlägen gebeutelten SPD kommen sofort hunderte Genesungswünsche für Schwesig. „Manuela ist eine starke und bewundernswerte Frau und wird diese Krankheit besiegen, wie zum Glück die meisten betroffenen Frauen“, teilt Karl Lauterbach, einer der Bewerber um den SPD-Vorsitz mit. „Der offene Umgang mit der Krankheit ist vorbildlich. An Krebs erkrankt irgendwann jeder zweite, wir müssen noch mehr forschen“, betont der Mediziner.
Co-Vorsitzenden schwer erschüttert
In Mainz treten wenig später ihre beiden bisherigen Co-Vorsitzenden, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel vor die Kameras. Sie zeigen sich schwer erschüttert, Schäfer-Gümbel betont zugleich: „Das Fundament ist stabil, auf dem wir gerade arbeiten.“
In entscheidenden Monaten für die Partei und für die große Koalition, die bis zum 20. September ein großes Klimapaket auf den Weg bringen will, verteilt sich die Last damit noch mehr auf Schäfer-Gümbel und Malu Dreyer. Und ab Oktober wird aus dem Duo sogar nur noch eine Solo-Übergangslösung. Denn Schäfer-Gümbel wird zum 1. Oktober einen Vorstandsposten als Arbeitsdirektor bei der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GIZ) übernehmen – besonders er hat in den vergangenen Monaten im Willy-Brandt-Haus versucht, den Laden zusammenzuhalten und den bisher einmaligen Suchprozess für eine neue Spitze zusammen mit Generalsekretär Lars Klingbeil zu organisieren. "Ab diesem Zeitpunkt wird Malu Dreyer diese Aufgabe allein übernehmen". sagt er. Aber es seien dann auch nur noch rund acht Wochen bis zu einer endgültigen Lösung für den Parteivorsitz.
Hoffnungsträgerin der SPD
Schwesig ist das Gesicht der ostdeutschen SPD und eine der Hoffnungsträgerinnen der Partei, die gerade in einem die Basis intensiv einbindenden Verfahren eine neue Parteispitze sucht.
Und die sich nach dem Rücktritt von Andrea Nahles nach der Europawahl in die Pflicht nehmen ließ, um zusammen mit Schäfer-Gümbel und Dreyer das Amt kommissarisch zu übernehmen, alle drei erklärten, dass sie selbst sich nicht um den Vorsitz bewerben wollen. Gerade Schwesig war zuvor hoch gehandelt worden – mit Übernahme des kommissarischen Vorsitzes pendelte sie noch mehr zwischen Schwerin und Berlin, zudem galt es das Bewerbungsverfahren mit 23 Regionalkonferenzen zu organisieren.
Auch von der politischen Konkurrenz kommen viele Genesungswünsche. FDP-Chef Christian Lindner betont, er wünsche Manuela Schwesig „von Herzen alles Gute und eine baldige Genesung. Gesundheit ist das Wichtigste.“
Der gerade von einer Krebserkrankung genesene Spitzenkandidat der thüringischen CDU für die Landtagswahl am 27. Oktober, Mike Mohring, betonte: „Von Herzen wünsche ich Ihnen Genesung und auf dem anstrengenden Weg dahin, Kraft und Zuversicht, ein Licht an dunklen Tagen und wenn ich das darf, Gottes reichen Segen“, versehen war der Tweet mit dem Hashtag: #fightcancer. Mohring hatte am 11. Juni den Sieg über den Krebs verkündet und betont: „Am 11. Juni feiere ich künftig ein zweites Mal im Jahr Geburtstag.“
Die Partei hält inne
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer twitterte: Die Nachricht habe „uns alle aus dem politischen Alltag herausgerissen“. Was jetzt zählt , sei ihre schnelle und vollständige Genesung. „Liebe Manuela, ich wünsche Dir dazu ganz persönlich und im Namen der Mitglieder der CDU dazu alles Gute.“
Dem kommissarischen Vorstands-Trio Schwesig, Dreyer und Schäfer-Gümbel sowie Generalsekretär Klingbeil und dem bisher kommissarischen Fraktionschef Rolf Mützenich ist es gelungen, weitere Verwerfungen nach dem Nahles-Abschied zu vermeiden. Aber nun hält die Partei erst einmal inne, um Schwesig die Daumen zu drücken. Und nicht nur sie. Dreyer betont: "Diese Partei wird weiter geführt, von uns beiden.“ Aber viel wichtiger ist ihr folgende Botschaft: Manuela Schwesig wird es packen.
Georg Ismar
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