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Der britische Labour-Parteichef Jeremy Corbyn Mitte Dezember 2019.
© REUTERS/Hannah McKay

Labour-Chef plant Rücktritt für 2020: „Ich übernehme die Verantwortung für die Niederlage“

Nach der Wahlschlappe sucht die Labour-Partei nach möglichen Fehlern. Parteichef Corbyn meldet sich nun zu Wort – und geht auf Rücktrittsforderungen ein.

Drei Tage nach dem schlechtesten Wahlergebnis der Labour-Partei seit mehr als 80 Jahren hat Parteichef Jeremy Corbyn erstmals öffentlich die Verantwortung dafür übernommen. Er beharrte aber in einem Beitrag in der Sonntagszeitung „Observer“ darauf, dass die Partei auf die meisten drängenden Fragen die richtigen Antworten habe. Darauf sei er stolz. „Wir haben eine schwere Niederlage erlitten und ich übernehme meinen Teil der Verantwortung dafür“, schrieb der 70-jährige Corbyn.

Ebenso verfasste er einen Gastbeitrag für die britische Zeitung „The Guardian“. Darin schreibt er: „Die Polarisierung des Landes über den Brexit machte es der Labour-Partei schwer. Ich glaube, wir haben einen Preis dafür gezahlt, dass einige Leute versucht haben, diese Kluft zu überwinden oder das Referendum zu wiederholen.“ Er lobte zugleich die Vorschläge seiner Partei – unter anderem die Verstaatlichung der Bahn und das Wohnungsbauprogramm. Doch Corbyn zeigt sich auch ratlos: „Die Frage bleibt, wie wir in Zukunft erfolgreich sein können, wenn wir es bei dieser Wahl nicht geschafft haben? Wir haben eine schwere Niederlage erlitten und ich übernehme meine Verantwortung dafür. Labour wird bald einen neuen Anführer haben. Aber wer auch immer das sein wird, unsere Bewegung wird sich weiterhin für eine gerechtere Gesellschaft und eine nachhaltige und friedliche Welt einsetzen.“

Fehlersuche bei Labour

Parteigrößen ging das nicht weit genug. „Das zeigt, dass er nicht gewillt ist zu verstehen, warum wir so eine katastrophale Niederlage erlitten haben“, twitterte die prominente Labour-Politikerin Harriet Harman. „Er sollte zurücktreten.“ Auch zahlreiche andere Labour-Politiker drängten Corbyn zu gehen. Der Parteichef will aber bis Frühjahr 2020 im Amt bleiben.

Nach Corbyns Lesart hat die Labour-Partei den Preis für ihre Brexit-Politik bezahlt. Sie hatte versucht, sowohl Wähler, die für den Austritt Großbritanniens aus der EU sind, als auch solche, die dagegen sind, ins Boot zu holen. Viele Abgeordnete sagen dagegen, Wähler hätten absolut allergisch auf Corbyn als Person reagiert. (dpa, Tsp)

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