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Jens Spahn (CDU).
© AFP/Frederico Gambarini

Gesundheitsminister Jens Spahn zur Coronakrise: „Ich kann nicht versprechen, dass es nicht so wird wie in Bergamo oder New York“

Gesundheitsminister Jens Spahn mahnt in einem Podcast: „Der schwerere Teil kommt erst noch“. Viele Kliniken seien aber gut vorbereitet.

Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnt vor einem vorschnellen Optimismus, was die Coronakrise in Deutschland angeht. „Der schwerere Teil kommt erst noch“, sagte er im Podcast des Journalisten Gabor Steingart.

Da sich eine Beatmungsnotwendigkeit meistens erst zwei bis vier Wochen nach einer Corona-Infektion ergebe, müsse man davon ausgehen, dass die Zahlen der Intensivpatienten erst einmal hochgehen werden, so Spahn. „Kann ich Ihnen versprechen, dass es ganz sicher nicht so wird, wie in Bergamo oder New York?“, sagte Spahn im Interview. „Nein, das kann ich nicht.“

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Bergamo ist eine der am meisten vom Coronavirus betroffenen Städte in Norditalien. Die Ärzte mussten dort das Triage-Verfahren anwenden, also anhand von mehreren Kriterien entscheiden, welche Patienten eine lebensnotwendige Behandlungen erhalten und welche nicht.

Deutschland hat mehr freie Intensivbetten als Italien insgesamt

Derzeit würden in Deutschland 1100 bis 1200 Patienten wegen Covid-19 auf Intensivbetten behandelt, diese Zahl steige aber täglich. „Wie heftig der Sturm wird, kann jetzt noch keiner sagen,“ sagte Spahn.

Der Gesundheitsminister betonte im Podcast aber auch, dass sich kaum ein Land so gut vorbereitet hätte wie Deutschland. Man habe früh umfangreich getestet und schnell reagiert, so Spahn. Alle planbaren Operation wurden verschoben, momentan stünden 45 Prozent der Intensivbetten, also etwa 10.000 Stück frei.

„Wir haben doppelt so viele Betten frei, wie Italien insgesamt überhaupt an Intensivbetten hat“, sagte Spahn. Auch habe es in Deutschland keine politische Verleugnung des Problems gegeben, wie etwa zu Beginn der Pandemie in den USA.

Kontroverse Debatte über Corona-Maßnahmen nötig

Die derzeitigen Freiheitseinschränkungen, die in Deutschland bestehen, beschäftigten ihn sehr, sagte Spahn im Interview. „Das sind die größten Einschränkungen in der Geschichte der Bundesrepublik in Freiheitsrechte“, so der Minister. „Als solche sollten wir sie auch wahrnehmen und ernstnehmen.“ Eine kontroverse Debatte über die Einschränkungen sei notwendig für eine freie, plurale Gesellschaft.

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Darüber, wann genau die Maßnahmen gelockert werden, könne er aber noch keine Auskunft geben, sagte Spahn. Er nannte mehrere Parameter für eine Exitstrategie. Unter anderem würde er ein Handytracking von Kontakten nach dem Vorbild Südkorea begrüßen.

Corona-Handytracking für mehr Bewegungsfreiheit?

Es sei wichtig, Kontaktpersonen eines Infizierten schnell nachzuvollziehen und kontaktieren zu können. Bei den herkömmlichen Gesprächen dauere dies sehr lang und binde viele Ressourcen, sagte Spahn. Derzeit werde diskutiert, ob eine entsprechende App freiwillig oder verpflichtend sein soll und welche Technologien hierfür in Frage kommen.

Ein Handytracking von Kontakten könne möglicherweise andere Freiheitsrechte wiederherstellen, so Spahn. „Die Frage, ob wir uns wieder bewegen und in den Alltag zurückkehren, hängt mit der Frage zusammen, wie gut wir bei Infizierten Kontakte nachverfolgen können.“

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