US-Präsident über Nordkorea-Konflikt: "Ich habe wahrscheinlich ein gutes Verhältnis zu Kim Jong Un"
US-Präsident Trump überrascht mit einer Neueinschätzung seiner Beziehung zu Nordkoreas Machthaber. Russlands Präsident Putin findet derweil lobende Worte für Kim Jong Un.
Inmitten der scharfen Auseinandersetzung mit Nordkorea hat US-Präsident Donald Trump völlig überraschend sein Verhältnis zu seinem Gegenüber Kim Jong Un als gut bezeichnet. „Ich habe wahrscheinlich ein gutes Verhältnis zu Kim Jong Un“, sagte Trump am Donnerstag (Ortszeit) in einem Interview mit dem „Wall Street Journal“. „Ich habe Beziehungen zu Leuten. Ich denke, Sie wären überrascht.“
Nach Monaten eines scharfen Kriegs der Worte zwischen Washington und Nordkorea kamen Trumps Äußerungen sehr unerwartet. Der US-Präsident hatte dem Land mit noch nie da gewesenem „Feuer und Wut“ sowie totaler Zerstörung gedroht. Immer wieder überzogen sich Kim und Trump gegenseitig mit Beleidigungen und Drohungen. Trump nannte Kim unter anderem „klein und fett“, „Little Rocket Man“ (Kleiner Raketenmann) und „verrückt“. Kim warf dem US-Präsidenten vor, geistesgestört zu sein.
Vor dem Hintergrund des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms war der Streit immer weiter eskaliert. In mehreren Berichten wird die große Sorge geäußert, die USA bereiteten sich auf einen Krieg mit Nordkorea vor. Zuletzt beharrte Trump darauf, den größeren „Atomknopf“ als sein Gegenüber in Pjöngjang zu haben.
Harsche und persönliche Kommentare auf Twitter bezeichnete Trump als Teil einer breiteren Strategie. „Sie werden das bei mir häufiger erleben“, sagte er. „Und dann, auf einmal, ist jemand mein bester Freund. Ich könnte Ihnen 20 Beispiele geben. Sie mir 30. Ich bin ein sehr flexibler Mensch.“
Gefragt, ob er mit Kim schon einmal gesprochen habe, sagte Trump dem „Wall Street Journal“: „Ich möchte das nicht kommentieren. Ich werde nicht sagen, ob oder ob nicht.“
Russlands Präsident Wladimir Putin hat derweil Kim Jong Un als "kompetenten und reifen Politiker" gelobt. Die neueste Runde im Streit um das nordkoreanische Atomwaffen- und Raketenprogramm habe Kim "ohne Zweifel gewonnen", sagte Putin am Donnerstag in Moskau. Auch sein strategisches Ziel habe er erreicht: Er habe einen Atomsprengkopf und Raketen mit einer "weltweiten Reichweite" von bis zu 13.000 Kilometern. Nun sei es in seinem Interesse, "die Situation zu beruhigen".
Die Chancen auf Dialog steigen
Seit Jahresbeginn ist Bewegung in den Konflikt mit Nordkorea gekommen, nachdem Kim in seiner Neujahrsansprache Dialogbereitschaft mit dem Süden signalisiert hatte. Am Dienstag trafen sich dann erstmals seit mehr als zwei Jahren Regierungsvertreter aus Nord- und Südkorea zu direkten Gesprächen in Panmunjom in der entmilitarisierten Zone an der gemeinsamen Grenze.
Dabei kündigte Nordkorea seine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Südkorea kommenden Monat an. Außerdem verständigten sich die seit Jahrzehnten verfeindeten Nachbarstaaten auf Schritte zur militärischen Deeskalation. Am Mittwoch erklärte sich Südkoreas Staatschef Moon Jae zu einem Treffen mit Kim bereit. (mes, AFP, dpa)