Martin Schulz im Interview: "Ich beuge mich nicht, ich halte Kurs"
Die Umfragen sind nicht gut. Doch der SPD-Spitzenkandidat hält am Anspruch aufs Kanzleramt fest. Er kritisiert Angela Merkel und warnt vor der AfD.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz setzt angesichts schlechter Umfragewerte darauf, dass sein Kampfgeist und seine Konsequenz vom Wähler belohnt werden. "Ich beuge mich nicht, ich halte meinen Kurs. Nur wer kämpft, bekommt den Respekt der Wähler", sagte Schulz dem Tagesspiegel am Sonntag. Er werde bis zum Wahltag nicht von seinem Anspruch abrücken, Bundeskanzler zu werden, kündigte der SPD-Chef an: Er sei "ein prinzipienfester Mensch" und werde "nicht wegen ein paar Umfragen zum Taktiker". Der Politiker verteidigte die Konzentration seines Wahlkampfs auf das Versprechen sozialer Gerechtigkeit. Ganz oben bei den Themen, die für die Deutschen wichtig seien, stünden "Bildung, Rente, Mieten, Familie", sagte er.
"Das macht die Leute kirre"
Der SPD-Vorsitzende bekräftigte seinen Vorwurf, wonach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihrem Politikstil die Demokratie beschädige. "Angela Merkel macht Schlaftablettenpolitik. Sie will dieses Land systematisch sedieren. Das schadet der Demokratie. Und ist einer Kanzlerin unwürdig", sagte Schulz. "Wenn es eine Weltmeisterschaft im Ungefähren geben würde, wäre Angela Merkel längst Champion", erklärte Schulz. Er fügte hinzu: "Was wir bei Merkel erleben, ist die Reduzierung von Politik auf taktische Raffinessen. Das macht die Leute kirre."
Der SPD-Kanzlerkandidat machte deutlich, dass ihn die Zuwächse der AfD alarmieren, die in allen Umfragen die Fünf-Prozent-Hürde überspringt. Ein Einzug der AfD in den Bundestag "wäre eine Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik und eine Schande für Deutschland. Unser Ansehen in der Welt würde dadurch schwer beschädigt", warnte er. Die AfD sei ein Sammelbecken für Deutschnationale, es scheine unter ihren Anhängern aber auch "harte Nazis" zu geben. "Diese Leute sind Brandstifter", meinte der SPD-Chef. Über den AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland sagte er: "Leute, die so geredet haben wie Gauland, haben in der Weimarer Republik Adolf Hitler den Steigbügel gehalten." Gauland relativiere die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg und habe "im Bundestag nichts verloren".