Casdorffs Agenda: Horst Seehofers "Schmutzeleien"
Der Bundesinnen- und -heimatminister will in Berlin unbedingt den Ton angeben. Nicht nur seinem Nachfolger in Bayern verlangt Horst Seehofer viel ab. Ein Kommentar.
Horst Seehofer als Bundesinnen- und -heimatminister schlägt einen Ton an, den man erahnen, aber doch so krass nicht erwarten konnte. Von Franz Josef Strauß selig, Seehofers Vorbild, stammt das Mantra, rechts von der Union dürfe sich keine Partei bilden noch halten. Zu spät – die AfD ist da.
Deshalb klingt Seehofer jetzt besonders schräg mit seinen Äußerungen zum Islam. Beifall bekommt er dafür höchstens von der äußersten Rechten. Die gemäßigten Konservativen haben längst anderes im Repertoire, sind erheblich moderater; man höre nur auf die Stimmen aus der CDU.
Nein, es geht ihm darum: Seehofer will ganz unbedingt diese große Koalition prägen, will nachweisen, dass er in der Lage ist, auch im Bund den Ton vorzugeben. Wenn das nicht pure Psychologie ist! Weil er sich in Bayern falsch behandelt, ja missachtet fühlt, sucht der Christsoziale die größere Bühne und versucht bei jeder Gelegenheit, sogar bei der Amtsübergabe in München, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Dem neuen Ministerpräsidenten Markus Söder wird eine Solidarität abverlangt, die sein Vorgänger in den vergangenen Jahren bei keinem und keiner hat walten lassen. Seehofer merkt nicht – oder es ist ihm egal –, dass man ihm das vorhalten kann, was er einstmals Söder vorwarf: „Schmutzeleien“.
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