Kritik an Angela Merkel: Horst Seehofer ist ein ratloses Orakel
Die Kritik am neuerlichen "Wir schaffen das" der Kanzlerin zeigt den CSU-Chef in der Klemme. Es ist der Distanzierungsversuch eines Geführten. Ein Kommentar.
Horst Seehofer weckt wieder Zweifel, er raunt und windet sich. Das wiederholte „Wir schaffen das“ der Kanzlerin, er kann und will es nicht hören, nicht annehmen, nicht unterstützen. Dafür sei „die Problemlage“ zu groß, sagt er.
Seehofer macht wieder auf Distanz zur ungeliebten Regierungschefin in Berlin, wie im Herbst, als er Merkel vor versammeltem Haus beim CSU-Parteitag vorführte. Er unterstellt ihr jetzt indirekt sogar, die Fakten nicht zu kennen, oder jedenfalls nicht ihnen gemäß zu agieren. Alle seine Prophezeiungen, meinte das Orakel von München schon vor einigen Tagen, hätten sich eingestellt.
Merkel wird sich ärgern, es aber gelassen nehmen. Gefahr droht ihr erst, wenn die CDU von ihr abrückt. Seehofer aber steckt in einer Klemme. Er geht auf Distanz, geht aber nicht so weit zu sagen: Wir schaffen es nicht. Der dann konsequente Schritt, die Minister der CSU aus der Bundesregierung abzuziehen, würde zu einer Revolte im eigenen Haus führen.
Denn dass die gesamte CSU in Fundamentalopposition zu Merkel stehet, wird niemand behaupten können. Auf Merkels ja durchaus schon geänderten Kurs offen und eindeutig einzuschwenken, das traut sich Seehofer aber auch nicht, weil er glaubt, dass ihm das als Schwäche ausgelegt würde. Auch und nicht zuletzt im eigenen Haus, man denke an Markus Söders Ambition, sich als den eigentlich starken Mann der CSU aufzuführen. Selbst wenn die Positionen nicht weit auseinanderliegen.
Also sagt Seehofer jetzt: So schaffen wir es nicht. Es ist die Forderung nach Führung aus dem Mund eines Geführten.