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"Führungsmannschaft komplett": Ein Screenshot der BMI-Website - bevor das Bild ausgetauscht wurde.
© Hannah Neumann/@Hannah_LBerg

Staatssekretäre in der Bundesregierung: Horst Seehofer hat acht Staatssekretäre – ausschließlich Männer

Horst Seehofer hat so viele Staatssekretäre wie kein anderer Minister – ausschließlich Männer. Dabei ist ausgerechnet das Innenministerium zuständig für mehr Gleichberechtigung im öffentlichen Dienst.

So viele Männer wie er leistet sich keiner: Acht Staatssekretäre (drei parlamentarische und fünf beamtete) hat Horst Seehofer an seine Seite ins Ministerium für Inneres, Bau und Heimat (BMI) berufen, das ist Rekord in der neuen Bundesregierung – und ein fatales Signal. Nicht nur aus Sicht der weiblichen Ministeriumsmitarbeiter. Sondern auch im Netz hat sich seit Dienstag ein regelrechter Shitstorm gegen die Personalpolitik des früheren CSU-Chefs entwickelt. „Heimat“ wollen die Kritiker nämlich nicht durch neun weiße Männer gestaltet sehen.

Ausgelöst worden ist der Ärger durch ein Pressefoto, das offensichtlich einigen Mitarbeitern im Ministerium selbst zu peinlich war. Am Freitag war das Bild auf der Website der Behörde veröffentlicht worden unter dem Titel „Die Führungsmannschaft ist komplett“ - wobei Mannschaft hier wortwörtlich zu verstehen ist: Ordentlich beschlipst und aufgereiht nach Körpergröße lächeln die neun Männer zufrieden in die Kamera, Seehofer in ihrer Mitte.

„Ich bin froh, dass es so schnell gelingen konnte, Top-Leute für die großen Herausforderungen, die von uns liegen, zu gewinnen“, wird Seehofer in der Mitteilung zitiert. „Top“-Frauen hat er für diese „Herausforderungen“ offenbar nicht gefunden. Kurz nach der Publikation war das Bild mit den „Top“-Männern allerdings plötzlich von der Seite verschwunden, stattdessen wurde der Ministeriumsbau in Alt-Moabit gezeigt, eine Erklärung gab es dafür in der Mitteilung nicht.   

Es brodelt im Ministerium

Zu dem Zeitpunkt brodelte es jedoch bereits heftig hinter den Kulissen des Ministeriums: Maria Spetter, die Gleichstellungsbeauftragte des BMI, hatte eine empörte Mail an ihre Kolleginnen verschickt, in der sie die rein männliche Führungsriege „kein gutes Zeichen“ nannte. „Wie finden Sie das?“, fragte sie die Kolleginnen, das Bild der „Führungsmannschaft“ hatte sie in die Mail reinkopiert, über das Programm Outlook konnten die Empfängerinnen spontan abstimmen in den Kategorien von „Geht gar nicht“ bis „Ist mir egal“.

Egal dürfte Seehofers Personalauswahl allerdings weder Frauen noch Männern im Ministerium sein, denn der Koalitionsvertrag der neuen schwarz-roten Regierung sieht vor, dass bis 2025 die Leitungspositionen im öffentlichen Dienst gleichberechtigt mit Frauen und Männern zu besetzen sind. Zuständig für die Umsetzung dieses Ziel ist ausgerechnet: Das BMI. Spetter wollte sich auf Anfrage des Tagesspiegels weder zu ihrer Mail noch zum Ergebnis der Abstimmung äußern.

Ein Pressesprecher versicherte, dass das Verschwinden des Fotos nichts mit der Kritik oder einer peinlichen Außenwirkung zu tun habe. Vielmehr sei das Bild nach einem Hinweis der Dienstrechtsabteilung von der Website genommen worden, da die Personalien noch nicht vom Kabinett verabschiedet worden seien – mit dieser Begründung hätte allerdings die komplette Pressemitteilung von der Seite gelöscht werden müssen. Denn wer in Seehofers „Führungsmannschaft“ künftig welchen Posten innehat, war schließlich weiterhin nachzulesen.

Andere Minister waren zwar klüger in ihrer Bildauswahl, nicht aber im Hinblick auf eine gleichberechtigte Personalpolitik:  Neben Seehofer gibt es mit Andreas Scheuer einen weiteren CSU-Minister, der auf ein rein männliches Führungsteam setzet. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat sechs Staatssekretäre an seiner Seit, wobei die drei Parlamentarischen Männer sind, die Namen der drei beamteten stehen noch nicht endgültig fest.

Einige machen es anders

Gleichberechtigt besetzt hat die Leitungsebene bisher Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) mit zwei Frauen und zwei Männern als Staatssekretäre. Die neue Familien- und Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) hat zwei Frauen und einen Mann als Staatsekretäre im Team, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil setzt auf drei Frauen und zwei Männer als Staatssekretäre.  Im Bundesfinanzministerium hat Ressortchef Olaf Scholz (SPD) alle vier beamteten Staatssekretärsstellen mit Männern besetzt, die beiden Parlamentarischen Staatssekretäre sind Frauen (sie haben jedoch weniger Befugnisse als ihre beiden Vorgänger unter Wolfgang Schäuble).

Ich würde ja mal gern erleben, was passiert, wenn drei Ministerien ausschließlich Frauen als Ministerinnen und Staatssekretärinnen hätten. Da würden so einige die feministische Weltverschwörung am Werke sehen. Aber wenn es nur Männer sind, dann liegt das ja gaaanz bestimmt ausschließlich an deren Qualifikation.

schreibt NutzerIn Mmh

Außenminister Heiko Maas (SPD) hat mit Michelle Müntefering nur eine Staatsministerin an seiner Seite, daneben noch einen Staatsminister sowie drei Staatssekretäre. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wird von vier Staatsekretären unterstützt, Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat drei Staatsekretäre an ihrer Seite. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt auf eine Frau und zwei Männer im Führungsteam, Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf eine Frau und zwei Männer. Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat eine Frau und drei Männer als Staatssekretäre ernannt, Entwicklungsminister Gerd Müller (CDU) setzt auf eine Frau und zwei Männer im Leitungsstab.

Zumindest auf Ebene der Abteilungsleiter bleibt Seehofer noch eine Chance für mehr gleichberechtigte Personalpolitik. Seine „Führungsmannschaft“ soll dagegen am heutigen Mittwoch wieder zu bewundern sein. Das Foto werde wieder auf die Website gestellt werden, erklärte der BMI-Sprecher am Dienstag. „Top“-Männer in voller Schönheit.

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