Frühere FDP-Politikerin: Hildegard Hamm-Brücher ist tot
Die langjährige FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Bundeskanzlerin Merkel würdigte sie als eine der wichtigsten Stimmen des Liberalismus.
Die ehemalige FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher ist tot. Sie starb im Alter von 95 Jahren, wie der bayerische Landesverband der Liberalen am Freitag in München mitteilte.
Über Jahrzehnte prägte Hamm-Brücher die Politik der Liberalen. "Mit ihr verliert Deutschland eine große liberale Persönlichkeit", sagte FDP-Landeschef Albert Duin. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat die Verstorbene für ihre Verdienste um Freiheit und Demokratie gewürdigt. „Wir verlieren mit ihr eine der ersten Frauen, die sich im Auswärtigen Amt und weit darüber hinaus für Demokratie und Freiheitsrechte eingesetzt hat“, sagte Steinmeier am Freitag in Hamburg. Auch Bundespräsident Joachim Gauck sagte am Freitag laut Mitteilung in Berlin: „Hildegard Hamm-Brücher besaß Anstand und Maß und war offenen Sinnes für andere und Andersdenkende“, am Freitag laut Mitteilung in Berlin. „Mit ihrer aufrichtigen Liberalität bleibt sie auch für nachfolgende Generationen ein Vorbild.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Hamm-Brücher als eine der wichtigsten Stimmen des Liberalismus gewürdigt. „Deutschland verliert mit Hildegard Hamm-Brücher eine herausragende Demokratin - und eine der letzten politischen Akteurinnen, die unsere Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg mitaufgebaut haben“, erklärte Merkel am Freitag in Berlin. Mit ihrem unermüdlichen und wortgewaltigen Einsatz für die Demokratie habe sie sich höchsten Respekt über Parteigrenzen hinweg erworben. „Freiheit war für sie, die Krieg und Gewaltherrschaft selbst noch erlebt hat, Privileg, aber auch Verpflichtung.“ Hamm-Brücher habe sich ein Leben lang jeder Form von Ideologie, Extremismus und Antisemitismus entgegengestellt, betonte die CDU-Vorsitzende.
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat das Lebenswerk der gestorbenen Politikerin gewürdigt. Über Jahrzehnte habe sie sich mit besonderem Engagement für eine bessere Bildungspolitik eingesetzt. „Denn sie wusste, dass dies die beste Voraussetzung für faire Lebenschancen aller Menschen ist“, erklärte Lindner am Freitag in Berlin. „Ihre Standhaftigkeit und ihre persönliche Unabhängigkeit haben sie zu einer oftmals unbequemen Politikerin im besten Sinne gemacht. Dafür erlangte sie in der Bevölkerung besondere Anerkennung.“ Lindner nannte das langjährige FDP-Mitglied „eine streitbare Demokratin“.
Hamm-Brücher wurde 1921 in Essen geboren, sie wuchs in Berlin auf. 1948 zog die promovierte Chemikerin für die FDP in den Münchner Stadtrat ein. Unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) war sie Staatsministerin im Auswärtigen Amt.
Die Krönung ihrer Laufbahn blieb ihr versagt: Hamm-Brücher kandidierte 1994 für das Amt des Bundespräsidenten. Doch im dritten Wahlgang opferte ihre Partei sie dem Koalitionskalkül - Staatsoberhaupt wurde Unionskandidat Roman Herzog.
Nach 50 Jahren in der FDP gab Hamm-Brücher 2002 ihr Parteibuch ab - wegen antiisraelischer Äußerungen des damaligen Parteivizes Jürgen Möllemann. 2015 verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand. Doch trotz zweier Oberschenkelhalsbrüche, Gedächtnislücken und Gleichgewichtsstörungen verfolgte sie die Entwicklungen in der Politik weiter. (tsp, AFP, dpa)
"Frau Bundeskanzler, ich bewundere Sie": Lesen Sie hier unser Sonntag-Interview mit Hildegard Hamm-Brücher aus dem Jahr 2009.
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