zum Hauptinhalt
Janine Wissler
© dpa
Update

Porträt Janine Wissler: Hessin will Wagenknecht in Linke-Führung folgen

Radikal links und zugleich pragmatisch: Geht das überhaupt zusammen? Die Hessin Janine Wissler will es so in den engeren Führungskreis der Linkspartei schaffen. Am Montag erklärte sie offiziell ihre Kandidatur.

Als ihre Genossen vom trotzkistischen Netzwerk „Marx 21“ im Herbst zur Veranstaltungsserie „Vom Wahlkampf zum Klassenkampf“ trommelten, machte Janine Wissler nicht mit. Die Linke in Hessen hatte gerade mit 5,2 Prozent den Wiedereinzug in den Wiesbadener Landtag geschafft – ein mit Blick auf die Lage der Partei im Westen bemerkenswertes Resultat. Die 32-Jährige war die Spitzenkandidatin, der Wahlkampf auf sie zugeschnitten. Und nach der Abstimmung ging es ihr nicht um Klassenkampf, sondern den Versuch, Hessen rot-rot-grün zu regieren.

Daraus ist bekanntlich nichts geworden, was allerdings nicht an Wissler lag, sondern an den Zweifeln der SPD und vor allem an denen der Grünen. Die Politikerin hatte vor der schwarz-grünen Regierungsbildung versichert, dass die Abwahl von CDU-Regierungschef Volker Bouffier nicht an den Linken scheitern werde. Dass Wissler nun nicht Landesministerin, sondern „nur“ – in einer Doppelspitze gemeinsam mit dem Friedensaktivisten Willi van Ooyen – Fraktionschefin ist, gibt ihr Spielraum für ein anderes Engagement: die Nachfolge von Sahra Wagenknecht als Bundes-Vize der Linken. In der Partei zeichnet sich dafür breite Zustimmung ab. Und auch Wagenknecht, von der „Jungen Welt“ nach dem neuen Vorstand befragt, wählt eine Formulierung, die durchaus auf die im Kreis Offenbach aufgewachsene Politikerin passt: „Ich wünsche mir natürlich als Vize profilierte Linke, die auch außerparlamentarisch aktiv sind und uns nach außen mit Charisma vertreten können.“

Van Ooyen mag der gewieftere Stratege sein. Wissler aber macht Politik witzig und pointiert. Wenn sie sagt, dass an „allen Fronten gegen soziale Ungerechtigkeit zu kämpfen“ sei, ist das ihr Maximum an Verbalradikalismus. Dafür gibt’s Vorschusslorbeeren: Reformer Wulf Gallert aus Sachsen-Anhalt erklärt, er hielte Wissler „für einen interessanten Vorschlag“. Und der Parteilinke Matthias Birkwald bescheinigt ihr, „linke Inhalte sachlich und freundlich rüberbringen“ zu können. Für Gerüchte über Widerstand gegen die Personalie in NRW gibt es keine Bestätigung.

Seit Tagen hatten sich die Hinweise verdichtet, dass Wissler antritt, am Montag erklärte sie offiziell ihre Kandidatur. Der Landesverband habe einstimmig den Entschluss Wisslers begrüßt, für den Posten zu kandidieren, sagte der hessische Linke-Parteichef Ulrich Wilken in Wiesbaden. Schon zuvor hatte sie die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger gelobt, die seit zwei Jahren „sehr gute“ Arbeit leisten würden. Sie finde es „toll, dass die beiden wieder kandidieren“. Ganz offenbar freut sie sich auf die neue Rolle.

Zur Startseite