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Macht er`s? SPD-Chef Sigmar Gabriel.
© AFP

SPD sucht Kanzlerkandidat: Herr des morgigen Tages

Die SPD zögert bei der Kandidatenfrage. Das kann die Partei nicht nur unflexibel erscheinen lassen, sondern auch unflexibel machen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die SPD ist am Zug. Oder so: Sie muss nachziehen. Warten auf ein Wunder hilft nicht, wundern würde vielmehr, wenn sie nicht doch bald, schneller als gestern noch gesagt, ihren Kanzlerkandidaten benennen würde. Das öffentliche Interesse wächst, der Druck auch. Also … Und dann mit dem Kandidaten schnell ran an die Menschen. „Nah bei de Leut“, sagte der frühere Parteichef Kurt Beck. Als Wahlkämpfer war er erfolgreich. Sein Credo ist zu Unrecht vergessen. Die SPD war immer dann gut, wenn sie nicht vergaß, wo sie herkommt. Dann weiß sie nämlich auch, um Altkanzler Gerhard Schröders Satz für eine Strategie umzuwidmen, wo sie hinwill.

Steuergerechtigkeit, Mieten und Bildung – nicht schlimm, dass sie es damit schon mal versucht hat. Die Zeit dafür ist jetzt wohl erst wirklich gekommen. Der nächste Zug der SPD muss ihre Eröffnung sein. Sie aber zögert. Nach dem Motto: Wir lassen uns doch von der Union (und den Medien) nicht vorschreiben, was wir zu tun haben. Das klingt erst mal verständlich. Aber es kann die SPD nicht nur unflexibel erscheinen lassen, sondern auch unflexibel machen. Nichts wäre ungeschickter. Denn mit Plänen ist es erstens so eine Sache. Und zumal für die SPD gilt zweitens die Erkenntnis, dass keiner Herr des morgigen Tages ist.

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