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Die Bundeswehr soll Afghanistan bis Ende August verlassen.
© imago images/Tim Röhn

Verteidigungsministerin will Lehren ziehen: Hat sich der Afghanistan-Einsatz gelohnt?

Annegret Kramp-Karrenbauer sagt: Es sei immerhin gelungen, die Taliban 20 Jahre von der Regierung fernzuhalten.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer will für weitere Einsätze der Bundeswehr Schlussfolgerungen aus den 20 Jahren in Afghanistan ziehen. „Ich will auf jeden Fall auch für die Bundeswehr dieses Thema offen, auch in seiner Kontroverse, transparent und intensiv aufarbeiten“, sagte die CDU-Politikerin. „Es gibt Lehren für uns zu ziehen - mit allem, was gelungen und nicht gelungen ist.“

Die Nato hatte am Mittwoch entschieden, bis zum 1. Mai den Abzug einzuleiten. Zuvor hatten sich die USA als größter Truppensteller auf einen Abzug bis zum 11. September festgelegt - den 20. Jahrestag der Terroranschläge des islamistischen Netzwerks Al-Qaida in den USA. Die Bundeswehr soll schon bis Mitte August Afghanistan verlassen. Deutschland stellt mit 1100 Soldaten nach den USA das zweitgrößte Kontingent in der etwa 10.000 Soldaten starken Nato-Truppe.

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„Natürlich hat sich Afghanistan nicht in einen Modellstaat nach europäischem Vorbild entwickelt. Ich glaube, man muss auch sehr offen sagen: Das war von Anfang an keine realistische Vorstellung“, sagte Kramp-Karrenbauer. „Es gibt aber erkennbare Fortschritte. Wir sehen eine Weiterentwicklung in der Presselandschaft. Wir sehen, dass es Wahlen gegeben hat. Wir sehen, dass es Frauen in Spitzenpositionen gibt. Da ist ein Wandel erkennbar.“

Die Frage sei, wie man das absichern könne. So müssten die nächsten Monate genutzt werden, um die afghanischen Sicherheitskräfte weiter auf die Eigenständigkeit vorzubereiten. „Ob das am Ende zu einer dauerhaften Befriedung des Landes führt? Das können wir nicht militärisch herbeiführen, das muss politisch und innerafghanisch gelöst werden“, sagte die Ministerin.

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Verteidigungsministerin, will Lehren aus dem Einsatz am Hindukusch ziehen - für künftige Bundeswehreinsätze.
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Verteidigungsministerin, will Lehren aus dem Einsatz am Hindukusch ziehen - für künftige Bundeswehreinsätze.
© dpa/ Britta Pedersen

Mehr als 160 000 Angehörige der Bundeswehr haben nach ihren Worten Dienst in Afghanistan geleistet. Auf die Frage nach dem Wert des Einsatzes sagte sie: „Das ist eine nachvollziehbare und berechtigte Frage, denn wir dürfen nicht vergessen, dass 59 Soldaten im Einsatz am Hindukusch ihr Leben gelassen haben. Wir haben sehr viele Verwundete an Körper und an Seele. Die Hinterbliebenen und die Familien stellen sich diese Frage. Auch wir müssen uns diese Frage stellen und wir müssen unsere Lehren daraus für die Zukunft ziehen.“

„Ich lege Wert darauf, das Andenken zu bewahren“

Die Soldaten könnten stolz sein. „Eine erste Bilanz ist: Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr haben sich im Kampf bewährt. Wir haben es geschafft, dass über 20 Jahre hinweg Afghanistan kein sicherer Hafen für internationalen Terrorismus war - und das war ja das Hauptziel nach 9/11“, sagte sie.

„Wir haben es geschafft, die Taliban 20 Jahre von der Regierung fernzuhalten. Ich stelle mir immer die Frage, wie das Land aussehen würde, wenn die Taliban in den letzten 20 Jahren durchregiert hätten. Glauben wir, dass es irgendeine Schule für Mädchen und Frauen gegeben hätte? So hat es für eine Generation die Chance gegeben sich zu verändern.“

Für die Männer und Frauen der Bundeswehr und ihre Familien gebe es Erinnerungen mit hoher emotionale Bedeutung. „Das war damals etwa die Dingo-Tür aus dem Karfreitagsgefecht. Jetzt sind es die Gedenktafeln, der Ehrenhain in Masar-e-Sharif oder die sakralen Gegenstände aus dem Haus Benedikt, das als „Kapelle“ bekannt ist“, sagte Kramp-Karrenbauer. „Ich lege allergrößten Wert darauf, dass diese Dinge vollständig heil und sicher nach Deutschland kommen und dass wir ihr Andenken bewahren.“ (dpa)

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