Lob von links: Hans Modrow: SPD geht besser als wir mit ihren Alten um
Viele Sozialdemokraten sind inzwischen unglücklich mit der Ausrufung von Peer Steinbrück zum SPD-Kanzlerkandidaten. Jetzt meldete sich Hans Modrow von der Linkspartei. Er sagt, ihm habe gefallen, wie die SPD das gemacht habe.
Der Linken-Politiker Hans Modrow findet, dass die SPD viel besser als seine eigene Partei mit den Polit-Senioren in ihren Reihen umgeht. Die Linke habe „zu ihren Alten kein Verhältnis“, sagte Modrow, Vorsitzender des Ältestenrates seiner Partei, in einem Streitgespräch mit seinem Genossen Gregor Gysi.
Modrow begründete das am Beispiel des Inszenierungsparteitages für den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Dort hätten in der ersten Reihe gesessen Helmut Schmidt, Gerhard Schröder, Hans-Jochen Vogel, Egon Bahr und Erhard Eppler – Persönlichkeiten also, die die Partei in einer bestimmten Phase geprägt hätten. Sie hätten den Raum geschafft, in dem die heutige Politikergeneration agiere. „So demonstriert man Kontinuität und Tradition“, sagte Modrow unter Hinweis auf die ganz anders wirkende erste Reihe auf Linken-Parteitagen.
Die Linke mit ihren knapp 70 000 Genossen hat im Vergleich zu anderen Parteien immer noch einen überproportional hohen Anteil älterer Mitglieder – nach Zahlen aus dem Jahr 2011 waren fast die Hälfte der Mitglieder älter als 60, sechs Prozent sogar über 86 Jahre alt. Das hat mit der hohen Anzahl ostdeutscher Mitglieder zu tun, von denen viele bereits in der SED waren. Modrow selbst wird am 27. Januar 85 Jahre alt. Er war vor der Wende SED-Bezirkschef in Dresden, dann vorletzter Ministerpräsident der DDR, jeweils eine Wahlperiode im Bundestag und im Europaparlament, zudem jahrelang PDS-Ehrenvorsitzender.
Modrows Gespräch mit Gysi ist in dem Buch „Ostdeutsch oder angepasst“ erschienen (Edition Ost, 166 Seiten, 9,99 Euro). Gysi, Fraktionschef der Linken im Bundestag, unternimmt darin einen Erklärversuch für den von Modrow kritisierten Missstand. Es gebe „noch immer ein leicht gestörtes Verhältnis zur Geschichte der Partei“, sagte Gysi. „Punkt. Das ist so. Und die Geschichte ist auch schwierig.“