SPD-Kanzlerkandidatensuche: Hannelore Kraft bringt Sigmar Gabriel ohne Not in Bedrängnis
Kaum war ein paar Tage Ruhe in der Frage des SPD-Kanzlerkandidaten, prescht Hannelore Kraft vor. Warum, ist ein Rätsel. Fest steht aber: Cool geht anders. Ein Kommentar.
Eigentlich hätte Sigmar Gabriel es ahnen können: Wenn der SPD-Vorsitzende das Wörtchen „cool“ in den Mund nimmt und es dabei im weitesten Sinn um den Kanzlerkandidaten seiner Partei geht, dann droht Ungemach. Im Wahlkampf 2013 nannte der SPD-Vorsitzende seinen Kandidaten Peer Steinbrück anerkennend „coole Sau“, obwohl zu diesem Zeitpunkt im Grunde jeder ahnte, dass aus dem kein Kanzler mehr werden wird. Und nun wieder. Ende Januar, hat Gabriel seine Genossen vor ein paar Tagen gemahnt, werde man in aller Klarheit den richtigen Kanzlerkandidaten für die nächste Bundestagswahl in einer Vorstandsklausur benennen. Und damit bis dahin Ruhe ist im Chor, mahnte der Chef: Bis dahin „cool bleiben!“
Kann die SPD das überhaupt, in Ruhe entscheiden, dann den Besten in das Rennen um die Kanzlerschaft schicken und geschlossen hinter ihm stehen – cool bleiben also? Man darf daran zweifeln. Ausgerechnet Hannelore Kraft, damals wie heute SPD-Vizechefin und Regierungschefin in Nordrhein-Westfalen, gibt dazu den Anlass. Ohne Not sagte sie am Montagabend in Düsseldorf, dass sie den Kandidaten schon kenne. Den, der ja eigentlich erst Ende Januar im Vorstand gekürt werden soll. Macht es Gabriel also? Oder doch Martin Schulz? Ja vielleicht sogar Olaf Scholz? Die stellvertretende Parteichefin weiß es, sagt sie jedenfalls, aber verrät den Namen nicht. War das nur ein Scherz, nicht so ernst gemeint? Oder kalte Absicht, um Druck auszuüben auf einen der Beteiligten? Eine Giftspritze gegen Schulz von der Frau, die Gabriel gern ins Rennen schicken würde? Womöglich ist Sigmar Gabriel mittlerweile auch allein in der SPD-Spitze mit seinem Ende-Januar-Zeitplan für die Kandidatur. Und Kraft ruft ihm aus Düsseldorf zu: Mach hinne, bis Weihnachten muss Klarheit herrschen.
Die Aussichten der SPD waren lange nicht so gut wie 2017
Was hinter ihrem „Ich weiß es“ steckt? Man weiß es nicht. Was daraus folgt, wirkt umso klarer: Neue Verunsicherung in der Partei über Motive und Personen. Kopfschütteln der geneigten Öffentlichkeit. Lange nicht mehr hatte die SPD so gute Aussichten wie 2017, in einer Bundestagswahl der vermeintlichen Über-Kanzlerin das Amt abzujagen. In der Union ist Merkel angezählt, die innen- und europapolitischen Probleme der nächsten Wochen werden ihren Wahlkampf zu alles anderem als einem Durchmarsch machen. Und ein Bündnis mit Grünen und Linken ist, wenn es die SPD richtig anstellt, längst kein Bürgerschreck mehr. Nur eines, das muss die große alte SPD diesmal hinbekommen: den Wählern Sicherheit und Verlässlichkeit zeigen. Und nicht einen Kanzlerkandidaten, hinter dem die eigenen Leute nicht aus vollem Herzen stehen - und der seine Aufgabe nach einer Sturzgeburt übernimmt. Das heißt auch, es braucht nicht gleich zum Anfang einen Zeitplan, von dem jeder weiß, dass aus dem sowieso nichts wird.
Antje Sirleschtov
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