zum Hauptinhalt
Die Pegida-Demonstration am Montag in Dresden.
© Reuters

Studie über Anhänger der Pegida: Gut ausgebildet, konfessionslos, unzufrieden

Eine Studie zeigt, wer die Anhänger von Pegida vor allem sind: Männer mittleren Alters, die weniger die Angst vor einer Islamisierung antreibt als die Abneigung gegen "die da oben".

Wer ist Pegida eigentlich? Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer hat am Mittwoch dazu eine erste Studie veröffentlicht, die aus Befragungen von 400 Teilnehmern an den Dresdner Demonstrationen hervorging. Demnach wird vor allem eines deutlich: Die Pegida-Anhänger sind weder besonders arm noch ungebildet noch christlich engagiert. Es sind meist Männer mittleren Alters, die vor allem ein Motiv auf die Straße treibt: eine generelle Unzufriedenheit mit der Politik. Vorländers Fazit: „Auch wenn sich Pegida dem Namen nach gegen die Islamisierung des Abendlandes wendet, sind die Kundgebungen für die Mehrheit der Teilnehmer in erster Linie eine Möglichkeit, tief empfundene, bisher nicht öffentlich artikulierte Ressentiments gegenüber politischer und meinungsbildender Elite zum Ausdruck zu bringen.“

Tradition des Rechtspopulismus

Vorbehalte gegen Zuwanderer und Asylbewerber, und hier vor allem Muslime, stehen nur an dritter Stelle der genannten Motivationen. Der zweitwichtigste Punkt ist Kritik an Medien, auf Pegida-Demonstrationen pauschal als „Lügenpresse“ bezeichnet; die Demonstranten wollen zum Ausdruck bringen, das sie die Berichterstattung für einseitig und tendenziös halten und sich als Anhänger von Pegida diffamiert fühlen. Es geht nach den Erkenntnissen von Vorländers Team also um eine Gegenüberstellung: „Die da oben“ und „wir hier unten“. In der Kombination mit den fremdenfeindlichen Einstellungen erkennt der Politologe darin das traditionelle rhetorische Arsenal rechtspopulistischer Strömungen. Kurzum: Pegida versucht dort anzuknüpfen, wo andere Rechtsaußen-Vereine wie die Republikaner einst angefangen haben. Der Ruf „Wir sind das Volk“ lässt laut Vorländer den Schluss zu, dass jemand gewünscht sei, „der das Volk hört und es an die Hand nimmt“. Die Transparente mit der Aufschrift „Putin hilf“ seien ein Beleg dafür.

Hans Vorländer.
Hans Vorländer.
© dpa

Pegida ist laut Vorländer ein Mittelschicht-Phänomen. Der Verdienst liegt etwas über dem Durchschnitt in Sachsen (woher drei Viertel der Demo-Teilnehmer kommen). 20 Prozent verdienen nach eigenen Angaben mehr als 2500 Euro netto im Monat. Jeder Vierte gibt einen Hochschulabschluss an, 38 Prozent haben mit der der zehnten Klasse abgeschlossen. Nur zwei Prozent bezeichneten sich als arbeitslos. Drei von vier Pegida-Anhänger sind konfessionslos. Mit Parteien haben sie eher wenig am Hut: 62 Prozent der Befragten gaben an, mit keiner Partei verbunden zu sein. Am stärksten war mit 17 Prozent noch die Nähe zur AfD, neun Prozent gaben die CDU an, vier Prozent die NPD, das Lager links der Mitte kommt auf fünf Prozent.

Angst vor Islam treibt nur jeden Vierten an

Im Detail zeigt sich die Unzufriedenheit mit der Politik vor allem als Ablehnung der Migrations- und Asylpolitik (zusammen gaben dies 34 Prozent als Motiv an). Fast die Hälfte dieser Gruppe verbindet damit Vorbehalte gegen Muslime oder den Islam allgemein. Angst vor Benachteiligung oder Überfremdung kommen hinzu, sind aber keineswegs Hauptanliegen der Pegida-Anhänger. Nur jeder vierte Befragte gab an, dass ihn das Thema „Islam, Islamismus oder Islamisierung“ zur Teilnahme an den Demonstrationen bewogen habe. 23 Prozent schlossen sich Pegida an, weil sie eine Distanz zwischen Volk und Politikern wahrnehmen. Noch eine Zahl fällt auf: Zwei Drittel der Angesprochenen lehnten es ab, die Fragen von Vorländers Forscherteam zu beantworten. Ob Pegida das Zeug hat, Kern einer neuen Partei zu werden, ist nach Einschätzung des Dresdner Politologen offen. (mit dpa)

Zur Startseite