Antrag im Bundestag: Grüne fordern Zulassung von Schnelltests für den Heimgebrauch
Neue Selbsttests gelten Studien zufolge als "zuverlässige Alternative". Das Bundesgesundheitsministerium reagiert trotzdem zurückhaltend auf den Grünen-Vorstoß.
Sie sind preiswert, relativ zuverlässig und vor allem liefern sie innerhalb von wenigen Minuten ein Ergebnis. Doch für den Heimgebrauch sind Corona-Schnelltests auch nach Monaten der Pandemie noch nicht legal erwerbbar. Mit einem Antrag im Bundestag wollen die Grünen dies nun ändern.
In dem noch unveröffentlichten Antrag, der dem Tagesspiegel vorliegt und über den zuerst "t-online" berichtet hat, wird eine Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung gefordert. Bislang ist es Apotheken nicht erlaubt, Schnelltests für den Privatgebrauch zu verkaufen. Eine Ausnahme gibt es nur für Personen der Heilberufe und neuerdings für Lehrkräfte.
Janosch Dahmen, Berliner Arzt, der im November für die Grünen in den Bundestag nachgerückt ist, geht das nicht weit genug: "Schnelltests sind neben der Impfung einer der wichtigsten Bausteine in der jetzigen Phase der Pandemiebekämpfung." Und weiter: "Wer beruflich viele Kontakte hat oder Menschen mit hohem Risiko besuchen will, muss kurzfristig und selbstständig einen Test durchführen können", sagt Antragsteller Dahmen. Stufenweise sollten die Kapazitäten für Schnelltests ausgebaut werden, damit auch Berufsgruppen wie Polizisten und Feuerwehrkräfte, aber auch Besucher von Pflegeheimen davon profitieren können.
Besondere Hoffnung legt Dahmen, der Mitglied des Gesundheitsausschusses ist, auf neu entwickelte Schnelltests, die auch Laien verwenden könnten. Dabei reicht ein Abstrich im vorderen Nasenraum - eine deutlich einfachere und angenehmere Methode als die bisherigen Schnelltests. Laut Dahmen ist bislang ein solcher zugelassener Laien-Schnelltest auf dem Markt, zwei weitere sollen bald folgen und sind offenbar nicht teurer als die herkömmlichen Tests.
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Offenbar sind die neuen Tests auch zuverlässig, wenn den Nutzern vorab die Handhabung erklärt wird. Das geht aus einer Studie hervor, die Ende Oktober veröffentlicht wurde und an der auch Virologe Christian Drosten beteiligt war. Dort heißt es, die überwachte Selbstentnahme sei eine "zuverlässige Alternative".
Schnelltests gelten zwar nicht als ganz so zuverlässig, wie die üblichen PCR-Tests. Dafür liefern sie innerhalb von Minuten ein Ergebnis und gerade bei hoher Viruslast, also dann, wenn Patienten besonders infektiös sind, können Schnelltests gut das Virus nachweisen.
Hausärzte, die Schnelltests nutzen, bleiben auf Kosten sitzen
Die Grünen fordern von der Bundesregierung deshalb, dass sie Abnahmegarantien für herstellende Unternehmen verspricht, eine Kampagne für die korrekte Anwendung von Schnelltests auf den Weg bringt und eine neue Regelung für Hausärzte findet, die Patienten mit leichten Krankheitssymptomen mit Schnelltests prüfen - dafür bislang aber auf den Kosten sitzen bleiben.
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Janosch Dahmen will, dass Regierung, gegebenenfalls aber auch Krankenkassen und Arbeitgeber bei den Kosten für die Schnelltests einspringt. "Hätten wir eine Inzidenz von 25 oder kleiner wäre ich als Arzt auch skeptisch. Angesichts der virulenten Lage sind die Tests aber sehr zuverlässig und wir müssen alle Mittel zur Pandemiebekämpfung nutzen."
SPD zeigt sich aufgeschlossen
Im Bundesgesundheitsministerium (BMG) äußert man sich auf Anfrage dagegen deutlich verhaltener. "Aus Sicht des BMG steht unverändert eine zielgerichtete Teststrategie im Mittelpunkt, die ihren Schwerpunkt im medizinischen Bereich setzt", teilt eine Sprecherin mit. Ein negativer Test sei nur eine Momentaufnahme. Zudem würde das Testen ohne einen begründeten Verdacht das Risiko falsch-positiver Ergebnisse erhöhen und belaste die vorhandene Testkapazität.
Bei der SPD reagiert man aufgeschlossener auf den Vorschlag der Grünen. "Sobald es in der Anwendung einfache, valide und zertifizierte Schnelltests gibt, wird dies ein probates Mittel sein, um zu Hause einen Test durchzuführen und damit das Infektionsgeschehen besser kontrollieren zu können", sagte Sabine Dittmar, die für die SPD im Gesundheitsausschuss sitzt. Noch erfordere die Mehrzahl der Schnelltests aber einen tiefen Nasen-Rachen-Abstrich. "Das ist für den medizinischen Laien nicht so einfach und damit fehleranfällig."
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