In Deutschland würde die Notbremse greifen: Großbritannien überschreitet Inzidenz von 100 – Regierung will trotzdem lockern
Die Delta-Variante führt in Großbritannien zum Anstieg der Inzidenz. Trotzdem bleibt der Premier optimistisch: Am 19. Juli sollen alle Beschränkungen fallen.
Großbritannien hat die Schwelle von 100 bei der Sieben-Tage-Inzidenz überschritten. Am Montag registrierten die Behörden 10.468 neue Fälle. Die Inzidenz steigt damit auf 101, wie aus Zahlen, die der Tagesspiegel sammelt, hervorgeht. Noch am 1. Juni hatte sie bei 34,8 gelegen.
Die Zahl der Neuinfektionen steigt vor allem aufgrund der Ausbreitung der zuerst in Indien nachgewiesenen Delta-Variante des Coronavirus. Nach ersten Erkenntnissen ist sie deutlich ansteckender als alle anderen Varianten.
Zum Vergleich: In Deutschland lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstagmorgen laut Robert-Koch-Institut bei 8,0. Dass diese aber auch innerhalb weniger Wochen wieder stark ansteigen kann, zeigt das Beispiel Großbritannien eindrücklich. Und das, obwohl die Impfquote in Großbritannien deutlich höher ist als in Deutschland.
Dort haben inzwischen mehr als 80 Prozent aller Erwachsenen eine erste Dosis erhalten. Rund 60 Prozent wurden bereits zweimal gespritzt. In Deutschland sind laut Impfdashboard der Bundesregierung erst 31,6 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Wer die zweite Impfung bekommen hat, ist nach derzeitigem Kenntnisstand auch bei Delta gut gegen einen schweren Covid-19-Verlauf geschützt.
[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Was aber unternimmt Großbritannien, um die Ausbreitung zu stoppen?
In Deutschland sind die Regeln eindeutig: Hier müsste in den Landkreisen, die die Schwelle von 100 überschreiten, wieder die Bundesnotbremse gelten. Sie war Mitte April als Reaktion auf steigende Zahlen in Kraft getreten. Demnach müssen ab einer Inzidenz von 100 Gastronomie und Hotels schließen. Es gilt eine Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr, Treffen eines Haushalts sind nur mit einer weiteren Personen erlaubt, Einzelhandel nur mit Termin und negativem Test besuchbar.
[Lesen Sie auch: Werden wir zu leichtsinnig?: Diese Gefahr geht von der Delta-Variante aus (T+)]
In Großbritannien jedoch blickt man statt neuen Restriktionen weiteren Lockerungen entgegen: Aktuell sind Pubs, Restaurants, Hotels und Geschäfte geöffnet. Maskenpflicht herrscht in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Supermärkten. Schottland, Wales und Nordirland haben ihre eigenen Corona-Maßnahmen, die sich aber nur in Details unterscheiden.
In England hatten eigentlich am 22. Juni alle Beschränkungen enden sollen. Der von Premierminister Boris Johnson ausgerufene „Freedom Day“ („Tag der Freiheit“) ist nun um vier Wochen auf den 19. Juli verschoben.
Für den neuen Termin ist Johnson aber zuversichtlich. „Ich glaube, es sieht gut dafür aus, dass der 19. Juli der Endpunkt sein wird“, sagte der konservative Politiker. Er schloss jedoch nicht aus, dass es im Winter „aus allen möglichen Gründen“ wieder zu Einschränkungen kommen könnte.