Anti-Islam-Protest der Pegida: Gottloser Kreuzzug
Angeblich geht's den Pegida-Demonstranten um Religion. Doch nur ein Bruchteil von ihnen dürfte je eine Kirche von innen gesehen haben. Denn der einzige Erfolg der DDR-Diktatur bestand in der Entchristianisierung der Bevölkerung. Das rächt sich jetzt. Ein Kommentar.
Die Demonstrationen der Pegida („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“) haben ihren Schwerpunkt im Osten der Republik und vordergründig mit Religion zu tun. Doch in Wahrheit wird die Religion instrumentalisiert. Nur ein Bruchteil der Demonstranten dürfte je eine Kirche von innen gesehen oder eine Ahnung vom Wesen des Islam haben. Denn der einzige Erfolg der DDR-Diktatur, die den Atheismus zur Staatsdoktrin gemacht hatte, bestand in der Entchristianisierung der Bevölkerung.
Während in anderen ehemals sozialistischen Ländern nach dem Ende des Kalten Krieges eine zum Teil intensive Rückwendung zum Glauben (katholisch oder orthodox) stattfand, blieben die einst mehrheitlich protestantischen Ostdeutschen kirchenfern und religionsavers. Die Angst vor einer Islamisierung ist daher auch eine Form der Autoaggression gegen die eigene spirituelle Ödnis. Nun muss man nicht gläubig sein, um Toleranz zu entwickeln und Islamfeindlichkeit zu bekämpfen. Es gibt ein humanitäres Ethos ohne Gott. Doch zu sehen, wie Kirchen in Deutschland mangels Nachfrage schließen, während Moscheen gebaut werden, erzeugt offenbar vor allem Neid bei denen, die nur ihren Nichtglauben haben.