Nach Vorstellung von Trumps Nahost-Plan: Gewalt zwischen Israel und Palästinensern eskaliert erneut
In Jerusalem rast ein Attentäter mit einem Auto in eine Gruppe israelischer Soldaten, im Westjordanland tötet die israelische Armee zwei Palästinenser.
Gut eine Woche nach Vorstellung des amerikanischen Nahost-Plans eskaliert der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern erneut. Bei zwei Anschlägen in Jerusalem wurden nach israelischen Angaben ein Polizist sowie zwölf israelische Soldaten verletzt, einer davon schwer. Dabei wurde bei einem Anschlag in der Altstadt der palästinensische Angreifer laut Polizei getötet.
Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten im Westjordanland gab es nach palästinensischen Angaben zwei Tote. In der Nacht griffen israelische Kampfjets erneut Ziele im Gazastreifen als Reaktion auf Beschuss an. Die islamistische Hamas rief zu einer weiteren Eskalation der Situation auf.
Ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte, Auslöser für die neuesten Konfrontationen sei der Nahost-Plan. Der Plan „hat diese Atmosphäre für die Eskalation und Spannung geschaffen“, indem er versucht habe, Fakten vor Ort zu schaffen, die gegen die palästinensischen Rechte verstoßen.
In Jerusalem raste ein Auto in eine Menschengruppe
Trump hatte vor mehr als einer Woche einen Plan vorgestellt, der den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern lösen soll. Der Plan stieß international auf ein geteiltes Echo, weil er die Palästinenser zu erheblichen Zugeständnissen an Israel zwingt. Gleichzeitig würde er Israel die Annexion des Jordantals und von Siedlungen erlauben. Ein Palästinenserstaat wäre mit harten Auflagen verbunden und der Traum der Palästinenser von einer Hauptstadt im historischen Ost-Jerusalem zunichte gemacht.
Die Palästinenserführung hatte nach der Präsentation des Nahost-Plans zu Protesten im Westjordanland und im Gazastreifen aufgerufen.
Nach einem Anschlag mit einem Auto in der Nacht in Jerusalem konnte der Angreifer zunächst flüchten. „Ein Terrorist hat sein Fahrzeug in Richtung israelischer Soldaten gelenkt“, teilte die israelische Armee mit. Insgesamt 14 Menschen wurden dabei verletzt, die meisten von ihnen israelische Soldaten.
Der flüchtige Fahrer sei inzwischen identifiziert worden und werde von Anti-Terror-Einheiten und Soldaten gesucht, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld am Donnerstag. Die radikalislamische Hamas bezeichnete die Attacke als „Antwort“ auf den Nahost-Plan Washingtons.
Die Fahndung nach dem Angreifer läuft auf Hochtouren
Der Vorfall in einem belebten Stadtviertel von Jerusalem ereignete sich gegen 02.00 Uhr Ortszeit. Nach Armeeangaben raste ein „Terrorist“ mit seinem Auto gezielt auf eine Gruppe Soldaten zu. Zwölf Soldaten seien verletzt worden, einer von ihnen schwer. Bei den zwei weiteren Verletzten handelte es sich demnach um Zivilisten.
Das Fahrzeug sei inzwischen gefunden worden, sagte Polizeisprecher Rosenfeld. „Wir kennen die Identität des Angreifers.“ Die Fahndung nach dem Mann laufe auf Hochtouren. Die radikalislamische Hamas im Gazastreifen nannte den Angriff einen „Akt des Widerstands“ und eine „zweckmäßige Antwort“ der Palästinenser auf „Trumps Verkündung“ seines Nahost-Plans. Auf ein Bekenntnis zu der Attacke verzichtete die Miliz jedoch.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte danach: „Terrorismus wird uns nicht besiegen; wir werden gewinnen.“
19-Jähriger Palästinenser von der israelischen Polizei getötet
Bei einem weiteren Anschlag in Jerusalem wurde der palästinensische Angreifer getötet, wie die israelische Polizei mitteilte. Ein Polizist sei verletzt worden. Ein Polizeisprecher sagte: „Ein Terrorist hat das Feuer auf einen Grenzpolizisten eröffnet.“ Andere Polizeibeamte hätten in der Altstadt nahe des Tempelbergs (Al-Haram al-Scharif/Edles Heiligtum) auf den Angreifer geschossen und ihn außer Gefecht gesetzt. Teile der Altstadt seien nach dem Anschlag gesperrt worden, teilte die Polizei mit.
Zwei Palästinenser wurden in der Nacht zu Donnerstag bei Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten im nördlichen Westjordanland getötet. Nach palästinensischen Angaben waren Soldaten in die Palästinenserstadt Dschenin vorgedrungen, um dort das Haus eines palästinensischen Attentäters zu zerstören. Bei Konfrontationen seien ein 19-Jähriger und ein Polizist getötet sowie sechs weitere Palästinenser verletzt worden, teilten die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa und das Gesundheitsministerium in Ramallah mit.
Hamas ruft zur weiterer Eskalation der Konfrontationen auf
Die israelische Armee bestätigte, es sei das Haus eines Attentäters zerstört worden, der 2018 an einem Anschlag beteiligt gewesen sei. „Während des Einsatzes haben die Sicherheitskräfte mehrere bewaffnete Terroristen identifiziert, die Sprengsätze auf sie geworfen und auf sie geschossen haben“, teilte die Armee mit. Die Soldaten hätten unter anderem mit Schüssen reagiert. Es sei unklar gewesen, ob der palästinensische Polizist auf die Soldaten geschossen habe oder eine andere Person. Man untersuche den Vorfall.
Israelische Kampfjets griffen indes nach Armeeangaben in der Nacht „mehrere terroristische Ziele“ im Gazastreifen an. Seit Mittwochabend waren demnach drei Mörsergranaten aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert worden. Schon seit Tagen gibt es immer wieder Angriffe mit Raketen und Brand-Ballons aus dem Gazastreifen. Israelische Kampfjets haben daraufhin immer wieder Ziele im Gazastreifen beschossen.
Am Mittwoch hatte es zum erstem Mal seit der Vorstellung des Nahost-Plans von US-Präsident Donald Trump einen Toten bei palästinensischen Protesten gegeben. Ein 17-Jähriger wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten in Hebron tödlich von einer Kugel getroffen worden. Wie die Armee mitteilte, hatte ein Palästinenser eine Brandflasche auf Soldaten geworfen. Diese hätten daraufhin das Feuer eröffnet.
Anschließend rief die im Gazastreifen herrschende Hamas zu weiteren gewaltsamen Protesten auf. „Wir rufen zu einer Eskalation der Konfrontationen mit der (israelischen) Besatzung und seinen Siedlern auf und dazu, ihren Angriffen auf unser Land und unsere heiligen Stätten entgegenzutreten“, hieß es in einer Stellungnahme. (dpa, AFP)